Dortmund. . Justiz und Strafverfolgungsbehörden kamen den Terrorplänen des Dortmunder Islamisten Bernhard Falk entgegen. Nach WAZ-Recherchen wurde der Extremist erst vorzeitig entlassen – und dann nicht mehr kontinuierlich überwacht.
Der in Dortmund lebende Linksextremist Bernhard Falk profitierte bei seiner islamistischen Terror-Karriere von Entscheidungen der Justiz und der Strafverfolgungsbehörden. Das belegen vertrauliche LKA-Dokumente, die der WAZ Mediengruppe vorliegen. Danach spielte Falk jahrelang mit den Ermittlern. Als die ihn nicht mehr observierten, forcierte er seine Anschlagspläne.
Wie berichtet, wurde Falk wegen vierfachen Mordversuchs, diverser Bomben- und Brandanschläge zu 13 Jahren Haft verurteilt. Von 1996 bis 2008 saß er in der JVA Werl. 2005 beantragte er erstmals seine vorzeitige Entlassung. Die wurde abgelehnt, weil Falk immer noch den „legitimen islamischen Widerstand“ von Terrororganisationen wie Hisbollah, Hamas und Islamischer Jihad anpries.
Terrorist Falk heiratete im Gefängnis
Früher frei kam Falk dennoch: am 4. Juli 2008, rund ein halbes Jahr vor Ablauf seiner Strafe – trotz Bedenken. Drei Gutachten bescheinigten ihm „eine Unfähigkeit zur Selbstreflexion“ und „eine narzisstische Persönlichkeitsproblematik“. Ein Gutachter schloss nicht aus, dass Falk wieder gewalttätig werden könnte. Weil er „Schwierigkeiten und Abweisungen jeglicher Art als massive innere Kränkung“ erlebe, bestehe die Gefahr, dass Falk „sein Selbstwertgefühl erneut durch gefährliche und spektakuläre Gewaltakte stabilisieren“ wolle.
Schon 1996 hatte sich Falk dem radikal-islamistischen Kalifatstaat um Metin Kaplan angeschlossen. Führungspersonen aus dem Kaplan-Kreis besuchten ihn im Knast. Hinter Gittern heiratete Falk 2003 eine Frau aus Witten und nahm deren Geburtsnamen an: Uzun.
Nach seiner Entlassung begann Falk ein Versteckspiel. Über Wohnsitze in Witten und Mönchengladbach zog er zu seiner neuen Lebensgefährtin, einer Islamistin aus München. Weil er Kontakt zu islamistischen Vereinen hatte, fiel Falk dem bayrischen Staatsschutz auf. 15 Monate wurde er observiert. Der Mann verhalte sich „völlig unauffällig“, fanden die Überwacher.
Falk wurde verdeckt überwacht
Anfang 2010 zog Falk wieder um, diesmal nach Ludwigshafen. Er nahm seine Freundin mit. Fast zeitgleich verlegte auch „Muslime helfen e.V.“ seinen Sitz von München nach Ludwigshafen. Falks Freundin war bei dem Verein angestellt.. Die Folge: Falk wurde verdeckt überwacht – auf richterliche Anordnung auch per Video. Fazit: Der Mann führe „ein völlig normales Leben“. Nach sechs Wochen wurde die Überwachung eingestellt.
Dass Falk im Internet den Glaubenskrieg propagierte, dass er 2011 nach Dortmund zog, von dort zum Jihad gegen „die Imperialisten USA/BRD“ aufruft, den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein und US-Atombombenlager in Rheinland-Pfalz als Ziele anbietet – all das fiel dem LKA Rheinland-Pfalz auf.
Seit voriger Woche hat der Fall Falk nationale Priorität, beschäftigt das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) in Berlin. Seitdem hat auch das zuständige LKA in Düsseldorf den Mann in voller Breite auf dem Schirm.