Duisburg. 15 Jahre Haft drohen den Eltern von Julien: Sie sollen ihren Sohn immer wieder in den Keller gesperrt haben. Dort habe er - so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft - in einem Kübel schlafen müssen. Am Dienstag spricht das Landgericht Duisburg voraussichtlich das Urteil.

Die Vorwürfe klingen grausam: In den Keller ihres Hauses im niederrheinischen Hamminkeln sollen Udo und Jessica D. ihren Sohn immer wieder gesperrt haben - nackt und ohne Licht. In einem Kübel habe der kleine Julien schlafen und in einen Becher urinieren müssen, sagt die Staatsanwaltschaft. Seit Mitte März müssen sich seine Mutter und sein Stiefvater wegen Misshandlung Schutzbefohlener in einem besonders schweren Fall vor dem Landgericht Duisburg verantworten. Für Dienstag (24. April) wird das Urteil erwartet.

Mindestens ein Jahr habe das Martyrium des Jungen gedauert, ist die Staatsanwaltschaft, die sich vor allem auf Aussagen des Kindes stützt, überzeugt. Immer wieder sei das Kind zwischen August 2009 und September 2010 in den Keller gesperrt worden - bis der damals Siebenjährige am 4. September von Polizei und Jugendamt befreit wurde. Nachbarn hatten die Behörden informiert, weil sie beobachtet hatten, dass die Familie mit den zwei gemeinsamen Kindern, aber ohne den Jungen weggefahren war.

Psychologin hält Schilderungen des Jungen für glaubhaft

Die Eltern bestreiten die Vorwürfe. Zwar geben sie im Prozess Fehler in der Erziehung zu. Sie hätten ihren Sohn schon ab und zu in den Keller geschickt, wenn er mal wieder widerspenstig gewesen sei und sich eingenässt oder eingekotet habe, räumen sie ein. Das Verhalten ihres Sohnes habe sie einfach überfordert. Dass sie Julien mehrfach eingeschlossen hätten, sei aber unwahr, sagen Mutter und Stiefvater. Und auch die Darstellung des Kindes, es habe in einem Bottich schlafen müssen und sei mit einer aufgelegten schweren Platte daran gehindert worden herauszuklettern, weisen sie zurück.

Die Psychologin, die im Prozess gehört wird, hält die Schilderungen des Jungen jedoch für glaubhaft. Er sei ein aufgewecktes Kerlchen und könne durchaus zwischen Realität und Erfundenem unterscheiden, sagt sie.

Den Eltern drohen bis zu 15 Jahre Haft

Auch verschiedene Freunde der Eltern beschreiben Julien im Prozess als offen. Eigentlich sei er ein ganz normales Kind gewesen, wenn auch ein bisschen schmal und schwächlich, sagen sie. Von größeren Problemen in der Familie wollen sie nichts mitbekommen haben. Und auch Jessica D.s Schwester kann sich nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, dass die 28-Jährige nun auf der Anklagebank sitzt. "Meine Schwester war immer ein völlig anderer Mensch", sagt sie im Prozess.

Am Dienstag sollen vor dem Landgericht die Plädoyers gehalten werden. Auch das Urteil wird erwartet. Bei einer Verurteilung drohen Udo und Jessica D. bis zu 15 Jahre Haft. Dabei wird wohl auch eine Rolle spielen, wie die Richter einen angeblichen Vorfall in der Silvesternacht 2009 bewerten. Mehrere Zeugen hatten vor Gericht ausgesagt, die Mutter habe ihren Sohn in der Nacht über den Gartenzaun auf eine befestigte Zufahrt geworfen. (dapd)