Hamminkeln/Duisburg. . Im Prozess gegen die Eltern des eingesperrten Siebenjährigen aus Hamminkeln-Mehrhoog, haben Zeugen den Eltern vorgeworfen, den Jungen auch zu anderen Gelegenheiten drangsaliert zu haben. Freunde der Familie sagten hingegen, sie hätten von Problemen nichts bemerkt. Ein Urteil wird für den 24. April erwartet.

Im sogenannten Kellerkind-Prozess am Landgericht Duisburg haben mehrere Zeugen den angeklagten Eltern vorgeworfen, ihr Kind in der Silvesternacht 2009/2010 über einen Gartenzaun auf eine harte Einfahrt geworfen zu haben. Freunde der Familie aus dem Hamminkeln hingegen gaben in der Verhandlung am Donnerstag an, von Problemen in der Familie nichts bemerkt haben. Die 28-jährige Mutter und ihr zweiter Ehemann sind wegen Misshandlung Schutzbefohlener in einem besonders schweren Fall angeklagt.

Der siebenjährige Junge war im September 2010 nackt im dunklen Keller der Familie entdeckt worden. Nachbarn hatten die Polizei verständigt, weil sie gesehen hatten, dass die Familie mit den zwei gemeinsamen Kindern, aber ohne den Jungen weggefahren war.

Eltern sollen Jungen über Gartenzaun geworfen haben

Die Schwester der Angeklagten erhob vor Gericht schwere Vorwürfe. „Du hast uns alle im Stich gelassen“, sagte sie zu der 28-Jährigen und fügte an die Richter gewandt hinzu: „Meine Schwester war immer ein völlig anderer Mensch.“ Sie könne sich nicht erklären, wie sie ihren Sohn habe misshandeln können.

Der Vermieter der Schwester sagte aus, er habe während einer Silvesterfeier beobachtet, wie die Angeklagte ihren Sohn über einen Gartenzaun geworfen habe. „Ich habe gesehen, wie er über den Zaun geflogen ist“, sagte der Mann. Der Lebensgefährte der Schwester sagte, er habe gesehen, wie der Junge plötzlich auf der anderen Seite des Gartenzauns vom Boden aufgestanden sei.

Bereits bei einem früheren Termin hatte die Frau des Vermieters berichtet, der Junge sei über den Zaun geworfen worden. Die Verteidiger hatten jedoch die Glaubwürdigkeit der Zeugin angezweifelt und unterstellt, sie habe getrunken. Dem widersprachen mehrere Zeugen am Donnerstag.

Freunde beschreiben Siebenjährigen als normales Kind

Mehrere Freunde der Familie sagten aus, der Sohn sei ein völlig normales Kind, das zu seiner Mutter ein normales Verhältnis gehabt habe. Auch die Beziehung mit seinem Stiefvater habe sich relativ schnell positiv entwickelt. Von großen Problemen in der Familie sei nichts zu bemerken gewesen.

Den Eltern wird unter anderem vorgeworfen, ihren Sohn mehrfach im dunklen Keller eingesperrt zu haben, wo er in einem abgedeckten Kübel schlafen sollte. Sie selbst hatten im Prozess zugegeben, ihren Sohn manchmal in den Keller geschickt zu haben, wenn er widerspenstig gewesen sei und sich eingenässt oder eingekotet habe. Ein Einschließen oder das erzwungene Schlafen im Bottich hatten sie jedoch bestritten.

Urteil wird wohl am 24. April gesprochen

Die am Donnerstag erwarteten Plädoyers wurden auf den nächsten Verhandlungstag am Dienstag (24. April) verschoben. Dann soll voraussichtlich auch das Urteil verkündet werden. (dapd)