Essen. Sonne, blauer Himmel – man kannte das gar nicht mehr. Der Frühling klopft an. Wie geht man mit ihm um? Was liegt modisch im Trend, was braucht der Garten, und was sollte man vor dem ersten Sonnenbad beachten? Fragen und Antworten zum bislang schönsten Tag des noch jungen Jahres.

Wie sieht der Frühling aus?

Bunt – die Damenmode kommt mit Knallfarben. Korallenrot, Zitronengelb, Kobaltblau – „das sind die Renner bei den Schuhen. Lassen Sie es krachen!“, rät Claudia Schulz vom Deutschen Schuhinstitut. Wenn’s den Männern zu grell wird: Sonnenbrille aufsetzen – oder, besser, den Damen in die Augen schauen.

Frühlingsgefühle, gibt es die wirklich?

Schon der gute alte Descartes („Ich denke, also bin ich“) hatte vor rund dreihundert Jahren die Zirbeldrüse im Verdacht, der Sitz der Seele zu sein. Neuere Forschungen zeigen, sie ist der Sitz der Frühlingsgefühle. Wird ihr mehr Licht gemeldet, produziert sie weniger Melatonin. Das ist eine Art Winter-Hormon: Gerne bleiben wir im Bett, aber gerne auch nur zum Schlafen. Sinkt der Melatoninspiegel, übernehmen stark vereinfacht die Glückshormone, und der Mensch denkt nicht mehr so viel: „Ich fühle, also will ich.“

Warum liegt in der Frühlingsluft besonderer Duft?

Der Frühling riecht in der Tat stärker als der Winter, schon weil es wärmer ist, erklärt Geruchsforscher Hanns Hatt von der Ruhr-Uni Bochum. „Wenn man also längere Zeit duftarm gelebt hat, ist das System sensibilisiert“, sagt Hatt. Wir reagieren stärker. Worauf, das ist angelernt. Der Frühling riecht im Ruhrgebiet eben anders als in Italien. Neutral betrachtet: modrig. Nach Blättern und Moos, auch nach warmem Asphalt. Subjektiv gesehen: nach Erinnerungen an vergangene Frühlinge.

Endlich wieder Eis essen! Tim (7) und Hanna (8) genießen ihr erstes Eis in Voerde.
Endlich wieder Eis essen! Tim (7) und Hanna (8) genießen ihr erstes Eis in Voerde. © Peggy Mendel/WAZFotoPool

Ist die Märzsonne gefährlich?

„Ja, weil die Haut nach dem Winter besonders empfindlich ist“, sagt Dr. Klaus Hoffmann von der Hautklinik der Ruhr-Universität Bochum. Deshalb sein dringender Rat: Auch wenn die ersten Sonnenstrahlen noch so verlockend um die Nase tanzen: eincremen! Und zwar mit Sonnencreme!

Tricks beim Frühjahrsputz

Die Sonne offenbart, was bei trübem Wetter keiner sieht: Dreck und Streifen auf den Scheiben. „Fensterputzen ist das Nonplusultra beim Frühjahrsputz“, sagt Haushaltsprofi Kerstin Steinhoff von der Agentur ASL Ruhrgebiet Mitte. Am besten funktioniert das „mit einem Mikrofastertuch und klarem (!) Wasser“. Einfach trocken drüber wischen – fertig. Von (teuren) Glasreinigern rät die Fachfrau ab: „Die enthalten Silikone und kleben den Dreck fest.“

Was kann man draußen machen?

Anderen bei der Arbeit zuschauen. An Baldeney-, Kemnader- und Hengsteysee werden Ausflugsschiffe und Tretboote gerade gewienert, damit sie zum Saisonstart im April die schönsten auf dem Wasser sind. Viele Biergärten haben schon geöffnet. Darunter die im Dortmunder Westfalenpark, der langsam aufblüht: Narzissen, Krokusse und Anemonen machen den Anfang.

Was (f)liegt in der Luft?

(Ultraleicht-)Flugzeuge, Gyrocopter und Fallschirmspringer! Auf dem Flugplatz Loemühle in Marl ist seit gestern einiges los. Rundflüge übers Revier sind auch ganz spontan buchbar: „Piloten sind immer da“, sagt Geschäftsführer Raimund Utsch. Auch die Gaststätte hat geöffnet – mit Sitzplätzen draußen.

Muss ich jetzt Sport machen?

Aber nicht planlos rumhampeln. Vorsorgemediziner Professor Dietrich Baumgart weiß, dass viele Freizeitsportler zu Beginn der Freiluftsaison falsch trainieren: zu kurz und zu intensiv. „Es empfehlen sich eher lange Trainingseinheiten mit moderater Intensität.“ Für das Training an Geräten heißt das: lieber öfter die Übungen wiederholen, dafür die Gewichte niedrig wählen.

Was braucht das Auto?

uwendung und Pflege. Peter Meintz vom ADAC Westfalen empfiehlt jetzt eine gründliche Reinigung, „auch innen, denn der Atem hat sich über den Winter auf der Frontscheibe niedergelegt“. Die Winterreifen sollten erst nach Ostern eingemottet werden, „es kann noch kalt werden“.

Denken wir an die Pflanzen.

Wer gerne im Garten werkelt, kann jetzt jede Menge tun. Jens Brenke, Azubi bei Grün und Gruga in Essen,  pflanzt Stiefmütterchen in der Gruga.
Wer gerne im Garten werkelt, kann jetzt jede Menge tun. Jens Brenke, Azubi bei Grün und Gruga in Essen, pflanzt Stiefmütterchen in der Gruga. © Dinah Büssow/WAZ FotoPool

Der März ist ein bedeutender Monat für den Rasen: abharken, Moos entfernen, kalken, vertikutieren. „Auch den Rasenmäher sollte man jetzt checken, zum ersten Mal schneiden aber erst im April“, empfiehlt Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde. Dicke Bohnen können nun gesät, Speisezwiebeln und junge Salatpflanzen gesteckt werden. Wer Rosen hat, sollte schnell zu ihnen laufen und sie auf ein Drittel ihrer Trieblänge zurückschneiden: „Das wird jetzt höchste Zeit.“

Zum Gähnen – diese Frühjahrsmüdigkeit...

„Sie ist ein natürliches Phänomen“, sagt Mediziner Dietrich Baumgart. Im düsteren Winter schaltet der Körper auf Sparflamme; scheint die Sonne kräftiger, wirbelt das die Hormone durcheinander. Obst, Gemüse und Bewegung helfen. Eigentlich immer, aber jetzt auch, um aus dem Frühjahrstief zu kommen.

Wie lange bleibt der Frühling?

Leider nicht lange. Jürgen Weiß vom Wetterdienst Meteomedia in Bochum prophezeit zwar, dass es heute einen Traumtag mit 20 Grad geben wird. Doch Samstag ziehen Wolken auf und Sonntag kommen der Regen und zehn Grad – immerhin plus.