Essen/Düsseldorf. . Um den Nachwuchs für die Naturwissenschaften zu begeistern, soll der „IdeenPark“ im August die Messe Essen in ein Aha-Erlebnis verwandeln. ThyssenKrupp setzt auf die Ingenieure von morgen.
Unser Gehirn wiegt im Schnitt 1375 Gramm. Es nimmt zwei Prozent des Körpergewichts ein. Und es besteht aus 100 Milliarden Nervenzellen ... Erklärt uns ThyssenKrupp, um dann die entscheidende Frage zu stellen: „Was willst Du mit deinem Gehirn anstellen?“ So beginnt der Werbefilm zum „IdeenPark“, mit dem ThyssenKrupp zwei Wochen im Sommer die Messe Essen in ein gigantisches Aha-Erlebnis verwandeln will. In einen Technik-Erlebnis-Park, der direkt auf die 1375 Gramm Gehirn der jungen Besucher einwirkt: „Willst Du nicht was mit Technik machen?“
Das ist die große Idee hinterm IdeenPark: Kinder und Jugendliche zu begeistern. Dem Mangel an Experten und Erfindern entgegenzuwirken. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat errechnet, dass jedes Jahr 10 000 bis 20 000 Absolventen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) fehlen. Tendenz steigend. Insbesondere Frauen sind gefragt. Nur elf Prozent der Ingenieure sind weiblich.
Eintritt zum Ideenpark ist frei
Die Idee des IdeenParks ist also nicht uneigennützig, aber auch nicht kommerziell. Der Eintritt ist frei, es gibt nichts zu kaufen, und Werbung ist tabu – auch wenn über 120 Institute, Firmen und Projekte froh sind, dass ThyssenKrupp ihnen eine Plattform bietet, sich vorzustellen. Dabei ist alles mit Rang und Namen: von Apple bis zum Alfred-Wegener-Polarinstitut.
Über das „Bekenntnis zum Heimatstandort“ freut sich auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die das Projekt am Mittwoch mit vorstellte. Das Land beteiligt sich, indem es Fachleute aller Sparten nach Essen schickt, um mit Jugendlichen zu diskutieren.
„Ein Gipfeltreffen von Technik und Bildung“ kündigt ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger an. Eine „kreative Stadt“ soll vom 11. bis zum 23. August in der Messe Essen entstehen. Diesem „Blockbuster“ müssen allerdings zwei andere Veranstaltungen weichen: Die Sommerkirmes an der Gruga verschiebt sich um gut einen Monat nach vorne (13.-22. Juli). Noch ungeklärt ist, ob die Rüttenscheider Gourmetmeile stattfinden kann.
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In der Stadt der Ideen nun gibt es Stadtteile, die „Aerodrom“, „Schlaulopolis“ oder „Gefrierpunkt“ heißen. Hier sollen die Besucher die Magie der Technik am eigenen Experiment erfahren. Die vergangenen IdeenParks zeigten, wie das geht. 2004 fand der erste statt in Gelsenkirchen, damals kamen 60 000 Besucher. Beim dritten vor vier Jahren in Stuttgart waren es fast fünfmal so viele. Da moderierten Gottschalk und Jauch gemeinsam. Wladimir Klitschko, Bud Spencer, Virgin-Chef Richard Branson – die Liste der Gäste war stets eindrucksvoll.
Rea Garvey neben den Mercedes-Designern
Wer dieses Jahr kommt, ist noch geheim. Doch fest steht einiges, was es zu erleben gibt:
• Hinter jedem Lied steckt Technik. Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß und Reamonn-Sänger Rea Garvey haben 2008 mit Nachwuchsbands gearbeitet. Wer nun den IdeenPark rockt, steht noch nicht fest. Aber Rea Garvey wird ein Trinkwasser-Projekt vorstellen.
• Die Uni Duisburg-Essen lässt Schiffe basteln – aus Pappe, Wachs und Damenstrumpf. Ingenieure geben Tipps, damit das Schiff auch die Jungfernfahrt besteht.
• Mercedes schickt seine Auto-Designer, um mit Kindern zu bauen, kneten, zeichnen und kleben. Bis zur fertigen Modell-Klasse.
• Wie züchte ich eine Herzklappe aus biologischem Gewebe? Die RWTH Aachen macht das anspruchsvolle Thema mit einem überdimensionalen Spielbrett erfahrbar.
• Weibliche Fachleute geben Mädchen beim Speeddating Tipps zum Berufseinstieg. Und die Roboterdame Roberta wartet darauf, dass ihr eine Dame das Tanzen beibringt.
• Das Deutsche Museum Bonn zeigt, wie der Haushalt der Zukunft funktioniert. Mit virtueller Waschmaschine.
Eine „zweistellige Millionensumme“ lässt sich ThyssenKrupp den IdeenPark kosten – keine Selbstverständlichkeit bei den tiefroten Zahlen des ersten Quartals, lässt Konzernchef Hiesinger durchblicken. Noch gebe es im Unternehmen keine Nachwuchssorgen. „Wir wissen aber, dass es kommen wird ... Wir können dieses Thema nicht in die Zukunft verschieben.“