Essen/Emmerich.. In den EU-Ländern gibt es immer weniger Schüler, die Deutsch lernen. Das zeigt eine aktuelle Übersicht des Statistischen Bundesamtes. Besonders in Nordeuropa und den Niederlanden ist die Quote stark zurück gegangen. Allein unsere direkten Nachbarn in Belgien und Luxemburg lernen mehr Deutsch als 2005.
Eine neue Datenerhebung des Statistischen Bundesamtes offenbart es: In ganz Europa nimmt die Zahl der Schüler, die Deutsch als Fremdsprache lernen, ab. Eine Ausnahme bildet dabei Luxemburg: Hier wird flächendeckend Deutsch gelernt (100 Prozent). Im Jahr 2005 waren es 97 Prozent aller luxemburgischen Schüler. Auch im Nachbarland Belgien ist die Schülerzahl um einen Prozentpunkt auf 29 gestiegen. Von dieser Rekordquote sind die anderen EU-Länder jedoch weit entfernt.
Besonders in den Niederlanden scheint Deutsch bei den Schülern nicht mehr anzukommen: Wo 2005 noch 86 Prozent der Schüler die Sprache seines europäischen Nachbarn lernten, ist es jetzt nicht einmal jeder Zweite (44 Prozent). In den nordeuropäischen Ländern ist die Anzahl der Deutschlerner ebenfalls drastisch gesunken. In Dänemark von 50 auf 35 Prozent und in Finnland und Schweden von vormals 38 und 35 Prozent auf rund ein Viertel aller Schüler.
Weniger Deutschunterricht auch in Osteuropa
Weniger stark ist die Quote in Mittel- und Osteuropa gesunken. Rund zwei Drittel aller Schüler haben in Slowenien (69 Prozent), der Slowakei (65 Prozent) und der Tschechischen Republik (61 Prozent) im vergangenen Jahr Deutsch gelernt. In Polen war es fast jeder Zweite. Schlusslichter sind die südeuropäischen Länder, wobei die einstelligen Prozentzahlen über die letzten sechs Jahre größtenteils konstant geblieben sind. In Irland haben 2010 noch 16 Prozent Deutsch gelernt (2005: 19 Prozent) und in Großbritannien waren es statt vorher 15 nur noch 11 Prozent.
Englisch ist Weltsprache Nummer Eins
Die Gründe dafür, dass weniger Deutsch gelernt wird, liegen scheinbar auf der Hand. Englisch rückt immer stärker in den Fokus: als Wirtschafts- und Wissenschaftssprache oder im Internet. Das belegt auch eine akutelle Datenerhebung: Die englische Sprache lernen in den meisten EU-Ländern mehr als 90 Prozent der Schüler.
In Schweden und den Niederlanden sind es sogar volle 100 Prozent. Doch einen Zusammenhang zwischen weniger Deutschunterricht und mehr Englischunterricht gibt es offenbar nicht. In den Niederlanden lernt laut Statistik jeder in der Schule Englisch. Daran hat sich in den vergangenen sechs Jahren nichts geändert.
Niederländisch Lernen für europäische Verständigung
Sprachenvielfalt statt Spracheneinheit - das scheinen sich hingegen einige Schulen in Deutschland zu denken. Besonders in den Orten, die nahe den Grenzen zu den europäischen Nachbarstaaten liegen, wird deren Sprache als Unterrichtsfach angeboten. So können sich zum Beispiel die Schüler der Städtischen Hanse-Realschule in Emmerich in der sechsten Klasse ein halbes Jahr an Französisch und das zweite Halbjahr an Niederländisch versuchen.
„Für unsere Schüler ist es ideal, Niederländisch zu lernen. Wir wohnen nahe der Grenze und die Jugendlichen können sich auch bei Ausflügen nach Holland verständigen.“, findet Schulleiterin Christiane Feldmann. Zudem erhöhe es die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Einige würden anschließend auch in den nahen Niederlanden eine Ausbildung machen oder ein Studium beginnen. Etwa 25 Schüler pro Jahrgangsstufe wählen ab der siebten Klasse Niederländisch als zweite Fremdsprache.
Darin sieht die Schulleiterin der Hanse-Realschule im Emmerich einen Gewinn. Die Schüler lernen hier nicht nur die niederländische Sprache kennen, sondern sie könnten so auch ihre Perspektive erweitern: „Es geht auch darum, den europäischen Gedanken zu festigen. Sprache bringt eine Vielfalt, auch in Gedanken.“, so Feldmann. Den Trend zum Englischen als Einheitssprache bedauert sie deshalb.