Essen. . Taxifahren ist ein gefährlicher Job – Fahrer von Rhein und Ruhr berichten von filmreifen Alltagserlebnissen

Es ist gerade ein paar Monate her, dass zwei junge Männer ein Taxi in eine Düsseldorfer Sackgasse bestellten. Als der ahnungslose Fahrer eintrifft, bedrohen die mit Skimasken getarnten Männer ihn mit einem Messer und stehlen ihm den Geldbeutel. Solche Überfälle sind in NRW keine Seltenheit, Michael Hoog, Geschäftsführer des Taxi-Verbandes NRW, spricht gar von beinahe täglichen Überfällen auf Taxifahrer in Nordrhein-Westfalen. Deshalb fordert der Verband eine permanente Videoüberwachung des Fahrzeug-Innenraumes.

„Ich möchte wetten, dass sich dadurch die Zahl der Verbrechen gegen Taxifahrer verringern wird“, sagt Dennis Klusmeier, Leiter des genossenschaftlichen Unternehmens Taxi Düsseldorf. Die Überfälle in der Landeshauptstadt zählt er zwar nicht, aber er schätzt: „Es werden zehn bis zwölf Überfälle mit Verletzten in diesem Jahr sein.“ Von einigen Fahrern, die Opfer von Überfällen geworden sind, musste sich Klusmeier bereits trennen. „Der eine kommt besser damit klar, der andere schlechter.“

Mit Messer, Bierdose und Pistole

Klusmeier erinnert sich an einen Mitarbeiter, dem ein Fahrgast während einer Tour in Neuss ein Messer in den Bauch rammen wollte. Der Mann konnte das Messer noch mit der Hand stoppen. Er trug schwere Verletzungen davon. Körperlich, aber vor allem seelisch. Seine Aushilfstätigkeit als Taxifahrer hängte er an den Nagel – weil die Angst immer mitfuhr.

Auch Horst Waclawek, Inhaber des Dinslakener Taxiunternehmens „Taxi Reni und Weber“, weiß, wie es sich anfühlt, wenn Fahrgäste handgreiflich oder gar gewalttätig werden. Seit 16 Jahren fährt Waclawek Taxi, dreimal wurde er in dieser Zeit überfallen. Und fast immer ging es um Geld. „Das eine Mal hat mir ein Kunde einen Gürtel um den Hals gelegt und mich fast erwürgt, weil er nicht zahlen wollte“, erzählt Waclawek. Ein anderes Mal habe ihm ein Fahrgast mit einer Bierdose gegen den Kopf geschlagen. Und dann war da „dieser Betrunkene, der mir mitten auf der Autobahn eine Pistole an den Kopf gehalten hat“, erinnert er sich. Eine Spielzeugwaffe, wie sich herausstellte – „an der nächsten Raststätte herausgeworfen habe ich ihn trotzdem.“

Angst, ins Taxi zu steigen, hat Horst Waclawek trotz allem nicht. Meist bliebe es bei verbalen Auseinandersetzungen, „oder die Fahrgäste hauen einfach ab, ohne zu zahlen“. Eine permanente Videoüberwachung hält der Dinslakener Taxiunternehmer für unnötig – vor allem aus finanziellen Gründen.

Die Kosten könnten manchen Unternehmer schlicht überfordern, meint auch Peter Gungler, Geschäftsführer der Taxi-Genossenschaft Duisburg, der rund 230 Fahrzeuge angeschlossen sind. Seiner Kenntnis nach setzt derzeit kein Unternehmer in Duisburg Überwachungskameras ein. Gungler ist überzeugt, dass auch eine dauerhafte Videoaufzeichnung nur bedingt geeignet sei, das Risiko für Taxifahrer zu verringern.

Anders Michael Dickmann. Er ist Besitzer eines Taxiunternehmens in Wesel und hat in einem seiner Wagen eine Kamera zur Überwachung installiert. „Für die Sicherheit der Fahrer ist das sehr wichtig“, glaubt Dickmann, „es schreckt vor Handgreiflichkeiten ab.“ Bisher werden die Kunden allerdings nur beim Einsteigen gefilmt. Dass die Kamera während der gesamten Fahrt läuft, hält Dickmann für überflüssig. Sinnvoller sei es, die Fahrgäste beim Kassieren zu filmen, denn: „Gerade mit Betrunkenen gibt es oft Streit über die Fahrtkosten.“

Erst vor wenigen Tagen sei ein Gast ohne zu zahlen geflüchtet – „47 Euro weg, und ohne Foto vom Täter ist es schwierig, das nachzuweisen“, sagt der Taxiunternehmer. Schlimmeres sei im Kreis Wesel bislang nicht passiert – „zum Glück“, so Dickmann. „Gewalt im Taxi ist noch immer ein Problem der Großstädte.“