Essen. Jedes Jahr vermisst das Statistische Landesamt den Durchschnitts-NRWler. Dabei erfährt man zum Beispiel wieviel Liter die Milch die Durchschnittskuh am Tag gibt oder wieviele Chorleiterinnen im Land arbeiten. Andere Fakten haben wirklich etwas mit dem Alltag zu tun. Was wollen junge Menschen einmal werden? Und wie viel Geld hat ein normaler Haushalt in NRW zur Verfügung?

Pauschalaussagen über eine bestimmte Bevölkerungsgruppe sind schwierig, immer. Der Deutsche, so heißt es, ist im Durchschnitt fleißig, technisch versiert, ein Autoliebhaber, Mallorca-Urlauber, Handtuch-auf-Badestühle-Leger und so weiter und so fort. Er verzehrt jährlich fast 90 Kilo Fleisch und trinkt mehr als 100 Liter Bier – deutlich mehr sogar, wenn er in Bayern wohnt. Wie nah man damit „den Menschen“, um die es ja gehen soll, kommt ist eine andere Frage.

Das Statistische Landesamt in Düsseldorf sammelt diese Daten für Nordrhein-Westfalen und stellt sie im Statistischen Jahrbuch zusammen. Hinter den vielen Zahlen des 759 Seiten starken Informationsungeheuers verbergen sich Fakten der Kategorie „Unnützes Wissen“ – und andere, die im täglichen Leben weiterhelfen können. Ein bisschen zumindest.

Statistik im wahren Leben: Bezieht der Mann im Bus Elterngeld?

Eine Busfahrt durch eine ganz normale Großstadt. Gegenüber sitzt ein Mann mit Kinderwagen und Baby, sein eigenes vermutlich, die Mutter ist nirgendwo zu sehen. Bei den vielen Städten in NRW soll es ja vorkommen, dass man nicht so genau weiß, wo man sich gerade befindet. Die Statistik verspricht Hilfe. Väter in Elternzeit gibt es am häufigsten in Münster – 30,9 Prozent der Väter bezogen hier 2009 Elterngeld. Im NRW-Durchschnitt sind es nur magere 18 Prozent. Und ziemlich sicher fährt der Bus mit dem jungen Vater nicht durch Gelsenkirchen. Denn dort beziehen nicht einmal zehn Prozent der Väter Elterngeld.

Doch bleiben wir thematisch in Gelsenkirchen. Die mitgliederstärkste Abteilung beim Landessportbund ist Fußball und Leichtathletik. 1,4 Millionen NRWler sind dort Mitglied, fast zehn Prozent der Gesamtbevölkerung also.

93 Prozent der Haushalte sind im Netz - und immer mehr haben ein Smartphone in der Tasche

Aber es gibt noch andere Hobbys im Land, immer mehr davon werden online betrieben – 77 Prozent nutzen das Internet täglich, etwa 75 Prozent der Haushalte haben einen Breitbandzugang zum WorldWideWeb. Der junge Vater aus dem Bus muss dafür nicht mal nach Hause fahren. Er gehört zu der stark wachsenden Gruppe der Smartphone-Besitzer.

Was er wohl beruflich macht? Vom Alter her könnte er noch zu den 528 661 Studenten gehören, die im aktuellen Wintersemester eingeschrieben sind. Übrigens auch das eine stetig wachsende Gruppe. Immer kleiner wird dagegen die Zahl im Jahrbuch, die angibt, wie viele Bergleute es gibt: 13.624, Stand Juni 2010.

Beliebtester Beruf für Jungen: Kraftfahrzeugmechatroniker

Der (oder die?) Kleine im Wagen wird wohl nicht mehr in die Grube steigen. Was sonst? Ist es ein Junge, dürfte Kraftfahrzeugmechatroniker ganz oben auf der Wunschliste stehen, andernfalls ist Verkäuferin das beliebteste Berufsziel. Reich wird man damit nicht. Das NRW-Durchschnittseinkommen lag 2009 bei 19 682 Euro pro Haushalt.

Der junge Mann mit dem Kinderwagen steigt aus. Er wird abgeholt von einer Frau, die deutlich älter ist als er. Seine Mutter? Möglichweise. Vielleicht gehört er aber nur zu den 722 Männern in NRW, die im letzten Jahr eine mehr als zehn Jahre ältere Frau geheiratet haben.

Geschiedene Ehen, Durchschnittskuh und Pauschalreisen: NRW in Zahlen

81 662 Ehen wurden 2010 in NRW geschlossen, 45 751 rechtskräftig geschieden.

14 Ehen wurden 2010 geschlossen und wieder geschieden – sie tauchen also in beiden Zahlen auf.

Die "Durchschnittskuh" gab im vergangenen Jahr knapp 20 Liter Milch pro Tag, das sind sechs Liter mehr als noch 1990.

Ein Drittel der jungen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren hat einen Migrationshintergrund.

Junge Männer leben länger im elterlichen Haushalt und heiraten später als junge Frauen.

Über 40 Prozent der 15- bis 24-Jährigen arbeiten, gut die Hälfte der 20- bis 24- Jährigen lebt vom selbst verdientem Geld.

694 Chorleiterinnen waren 2010 im Chorverband Nordrheinwestfalen registriert.

11 460 Personen sind 2010 aus NRW nach Berlin gezogen. 7 631 kamen aus der Bundeshauptstadt nach NRW.

Bonn und Münster hatten im letzten Jahr die höchste Zuwanderung des Landes. Aus dem Hochsauerlandkreis wanderten viele ab.

Wirtschaftswissenschaften bleibt das beliebteste Studienfach im Bundesland.

29 451 Nordrheinwestfalen sind 2010 aus der katholischen Kirche ausgetreten.

10 520 Erwachsene wurden wegen Trunkenheit im Verkehr verurteilt.

99 Euro wurden – nach einer Stichprobe von 2008 – pro Haushalt und Monat für Gesundheitspflege ausgegeben.

65 Euro wurden danach monatlich in Pauschalreisen investiert – in Bücher waren es nur 13 Euro.

21,2 Prozent der NRW-Haushalte haben keinen Internetzugang – Stand 2010.

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