Essen. . Die Zahl der Anzeigen wegen Schwarzfahrens ist nach Informationen von DerWesten drastisch gestiegen. Statistisch gesehen fährt inzwischen jeder zweite NRW-Bürger einmal jährlich schwarz.

Bahn und Staatsanwaltschaften greifen härter gegen Schwarzfahrer durch. Die Zahl der Anzeigen wegen Beförderungserschleichung ist nach Informationen von derWesten.de seit 2008 von 50 000 jährlich auf heute fast 350 000 gestiegen. Die Einstellungsquote ist bei den Ermittlungsverfahren von teilweise 80 Prozent auf 20 Prozent gesunken.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), dem neben der Bahn-Tochter DBRegio auch 400 kommunale und private Betriebe angehören, fordert aber noch weitere Schritte: Das „erhöhte Beförderungsentgelt“ soll beim Erstverstoß von heute 40 Euro auf 60 Euro erhöht werden. In den Bundestagsfraktionen von Union und SPD sei die Sympathie für eine solche Gesetzesverschärfung groß, heißt es.

Die Bearbeitung von Strafanzeigen – sie erfolgen seit wenigen Jahren nach der dritten entdeckten Schwarzfahrt binnen drei Monaten und dann bei jeder weiteren – ist völlig umorganisiert worden und kann stringenter verfolgt werden. Die wöchentlich rund 2200 Vorgänge aus dem Bereich DBRegio in Nordrhein-Westfalen werden jetzt in einer Dienststelle der Bundespolizei in Löbau in Sachsen bearbeitet. Dort tun 60 Mitarbeiter in zwei Schichten Dienst, die früher an der Grenze zu Polen und Tschechien im Einsatz waren. Bundespolizei-Einheiten im Ruhrgebiet und die Direktion in St. Augustin bei Bonn werden so entlastet.

Jeder Zweite fährt einmal im Jahr schwarz

Den 21 mit solchen Fällen befassten Staatsanwaltschaften in NRW könne durch die besser organisierte Bearbeitung eine „überzeugendere Entscheidungsgrundlage“ geboten werden, heißt es bei der Bundespolizei: „Die Zahl der Vollstreckungshaftbefehle wegen Fahrgelddelikten stieg deutlich“.

Die Bahn schätzt, dass alleine in NRW rund neun Millionen Fahrten pro Jahr unbezahlt erfolgen – statistisch gerechnet also jeder zweiter Einwohner des Landes einmal jährlich schwarz fährt. „Das ist ein gesellschaftliches Problem“, heißt es in dem Unternehmen.

300 Millionen Euro Verlust

Die Verluste der öffentlichen und aus Steuergeldern bezuschussten Betriebe durch Schwarzfahrer sind in der Folge gewaltig. Nach Angaben des VDV liegen sie bei 300 Millionen Euro jährlich. Als „größtes Problem“ in diesem Zusammenhang betrachtet der Verband jetzt Facebook-Seiten, auf denen Schwarzfahrer vor Kontrolleuren gewarnt werden.

Über Gegenmaßnahmen wird nachgedacht: Kommunale Verkehrsbetriebe denken dort, wo dies noch nicht der Fall ist, darüber nach, auch am Tag Fahrgäste nur noch beim Fahrer einsteigen zu lassen und nicht mehr durch die Mitteltüren. So plant zum Beispiel Hamburg.