Münster. Bei den Automatensprengungen in NRW spielen Fluchtfahrzeuge eine entscheidende Rolle. Zwei mutmaßliche Autovermieter nahm die Polizei jetzt fest.

Die Polizei hat zwei Männer festgenommen, die PS-starke Fluchtfahrzeuge für Geldautomatensprengungen in Nordrhein-Westfalen organisiert haben sollen. Am Freitag hätten die Einsatzkräfte nach langen Ermittlungen zugegriffen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Münster mit. Ein 22-Jähriger wurde im niederländischen Maassluis verhaftet, ein 36-Jähriger in Halle in Westfalen.

Die beiden Betreiber von Autovermietungen hätten die hochmotorisierten Sportwagen auf teils illegalen Wegen besorgt und dann den Banden für ihre Taten zur Verfügung gestellt. Die Männer hätten gewusst, dass ihre Kunden die Autos als Fluchtfahrzeuge nach Geldautomatensprengungen nutzen wollten.

Automatensprengungen in NRW: Innenminister Reul spricht von "wichtigem Fahndungserfolg"

„Schnelle Autos und lebensgefährliche Fahrten sind elementar für das Geschäft der skrupellosen Automatensprenger“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Der wichtige Fahndungserfolg zeige, dass die Polizei alle an den Taten Beteiligten im Blick habe. „Gemeinsam mit unseren niederländischen Partnern sind wir den Tätern Tag und Nacht auf den Fersen.“

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Der Ablauf der Taten sei in vielen Fällen gleich, berichteten die Ermittler. So hätten die Autovermieter die hochmotorisierten Fahrzeuge zu den Banden in die Niederlande überführt. Die Automatensprenger fuhren dann nach Deutschland, montierten kurz vor der Tat gestohlene Kennzeichen an die Autos. Dann steuerten sie Geldautomaten an, die sie in die Luft sprengten, um so an das Bargeld zu kommen. Häufig mit Erfolg. Auch interessant: Automatensprengungen in NRW - scharfe Kritik an Niederlanden

Fluchtwagen für mindestens zehn Sprengungen seit September 2021 besorgt

Die beiden Festgenommenen sollen mindestens für knapp zehn Sprengungen seit September 2021 die Fluchtwagen besorgt haben. Tatorte waren unter anderem Ibbenbüren, Rheda-Wiedenbrück und Viersen. Allein bei diesen Taten seien rund 810 000 Euro Bargeld erbeutet und ein Schaden an Gebäuden von mehr als einer Million Euro verursacht worden. Gegen die beiden Autovermieter wurde Haftbefehl wegen Beihilfe zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion erlassen.

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Seit längerem kommt es in Deutschland zu einer Häufung von Geldautomatensprengungen, vor allem in den westlichen Bundesländern, allen voran Nordrhein-Westfalen. Wie aus einem Lagebild des Bundeskriminalamts hervorgeht, wurden für das Jahr 2020 bundesweit 268 Fälle gezählt, bei denen Täter erfolgreich eine Explosion herbeiführten. Im Vergleich zum Jahr davor war das ein Plus von knapp 23 Prozent. Etwa zwei Drittel aller Tatverdächtigen seien reisende Täter aus den Niederlanden.

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Auch am Freitag schlugen Geldautomatensprenger wieder in NRW zu. Auf dem Gelände eines Einkaufszentrums in Borken wurde ein frei stehendes Gerät durch eine Detonation vollständig zerstört. Nach ersten Ermittlungen sprangen die Täter anschließend in ein rotes Auto und fuhren mit hohem Tempo davon. An das Geld in dem Automaten gelangten sie laut Polizei aber nicht. (dpa)