Ruhrgebiet. Die Hälfte der über 80-Jährigen hat inzwischen ihre Impftermine. Viele andere kämpfen weiter mit Warteschleifen und Offline-Portalen.

Es war einmal ein Impfzentrum, das sollte am 1. Februar öffnen. Doch alles, was sich regt vor dem Ruhr-Congress, sind die passenden blau-weißen Fahnen ("Impfzentrum Bochum"). Und drinnen brennt überall Licht.

Da kein Mensch zu sehen ist, wollen sie wahrscheinlich einfach vorzeigen, dass es das gern beschworene Licht am Ende des Tunnels tatsächlich gibt. Das zeigt sich nun auch bei der Vergabe der Termine: Das Online-Buchungsportal geht am Montag Mittag rund eine Stunde vom Netz - um rund 100.000 neue freie Termine einzupflegen.

"Das ist so unglücklich, wie die Vergabe läuft"

Richtig ist aber auch: In NRW haben hunderttausende Menschen weiter keinen Impftermin, die 80 Jahre oder älter sind. Wie der vorerkrankte Ehemann von Rita Schafferhans aus Ennepetal. Tagelang hat sie es am Telefon und im Internet versucht: Kein Durchkommen! "Das ist so unglücklich, wie die Vergabe läuft", sagt die 75-Jährige: "Das ist auch für mich wertvolle Lebenszeit, die ich jetzt am Telefon verbringe."

Auch Kurt Hagen aus Essen hat sich tief verstrickt in Warteschleifen. "Mittlerweile sind wir geneigt, den Verantwortlichen zu raten, sich die Impfdosen in die Haare zu schmieren", mailt er Ende letzter Woche. Und: "Wir rechnen mit einer Impfung nicht vor Sommer, sind aber optimistisch, dass es der Sommer 2021 sein wird." Am Montag ist er keinen Schritt weiter, aber etwas entspannter: "Wir warten, in der Hoffnung, dass man uns irgendwann die Impftermine nachschmeißt."

Probleme beim Herunterladen sollen behoben sein

Wilfried Domke hingegen hat es geschafft, nachdem er sich eine Woche ärgern musste. Der Düsseldorfer versorgt seinen 95-jährigen Vater in Oberhausen und hat um dessen Termine gekämpft. "Die 116 117 ist ein echter Versager", schrieb er etwa ans Gesundheitsministerium und bekam eine automatisierte Mail zurück: Er möge sich "bei Fragen zur Corona-Impfung an 116 117 wenden".

Und das Online-Portal hat ihn mit seinem Internet-Chinesisch aus der Fassung gebracht. Etwa mit dem Satz: "Die Bestätigung Ihrer E-Mail-Adresse war nicht erfolgreich, da der Bestätigungstoken nicht korrekt ist." Domke: "Was ist ein Stoken? Info für 95-Jährige!?" Am Sonntag hat er die Termine bekommen, am Montag gelang es ihm, die Formulare herunterzuladen. Sie kamen nach dem sechsten Versuch.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) bestätigt, dass es bis zum Wochenende Probleme mit dem Herunterladen von Aufklärungsbogen, Einwilligungserklärung und Fragebogen zur Krankengeschichte gab. Man habe das System aber optimiert.

Im Call Center kam anfangs ein Mitarbeiter auf 1700 Impfberechtigte

Wer sich dagegen beim Call Center anmeldet, bekommt diese Unterlagen per Post, spätestens vier Tage vor dem Termin, so der Plan. Sie sind ausgefüllt zum Impftermin mitzubringen, damit dort alles zügig läuft, so ein Sprecher der KVNO. Doch "für den unwahrscheinlichen Fall, dass nichts ankommen würde, gilt: Daran wird der gebuchte Impftermin nicht scheitern."

Nach den Zahlen der KVNO und ihres Gegenstücks für Westfalen-Lippe sind fast eine Million Erst- und Zweittermine für die Impfung vergeben. Das heißt: 500.000 Menschen aus der Zielgruppe wären bedient, ungefähr die Hälfte, falls sich wirklich alle impfen lassen wollten. Der Personalschlüssel im Call Center sah übrigens anfangs so aus: Ein Terminvergeber war zuständig für rund 1700 Impfberechtigte. Mit der Bitte um Vergebung!