An Rhein und Ruhr. Wer einkaufen geht, will meist Lebensmittel und Drogerieartikel shoppen. Die meisten anderen Geschäfte bleiben leer - außer den Baumärkten.

Einkaufen, als gäbe es kein Morgen mehr? In der Essener Innenstadt deutet darauf an diesem Montag sehr wenig hin, die Einkaufsstraßen sind leer – und es scheint auch nicht so, als ob der vorerst letzte Öffnungstag der Cafés die Menschen jetzt in Scharen vor die Tür treibt. Im Einkaufszentrum Limbecker Platz hat die Dame vom Modegeschäft ihren Laden verlassen, kein Kunde in Sicht, Zeit für ein Schwätzchen an der Espressobar, wo der Barista ebenso tatenlos herumsteht.

Drei Ausnahmen gibt es: Die Apotheke, na klar, den Drogeriemarkt und den Lebensmittelhändler. Der macht allerdings wirklich Angebote, die man nicht ablehnen kann. Nudeln! Preisreduziert! Maximal fünf Pakete für jeden. Und anders als beispielsweise in den Discountern in Essen-Kray gibt es hier sogar noch ein paar Rollen Klopapier.

Und einer Kundin dämmert, dass der Mehlkauf von letzter Woche ein bisschen zu kurz gedacht war: „Haben Sie Hefe?“, fragt sie die Angestellte. „Nee, weder Frischhefe noch Trockenhefe…“ Oh weia, der nächste Mangelartikel…

Der Friseur arbeitet auch noch - allerdings ohne Mindestabstand

Ein paar Kilometer weiter westlich im Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim sind am Montagmorgen alle Geschäfte geöffnet: Der Andrang ist allerdings gering, Jeans und Pullover hamstert offenbar niemand. In den Gängen ist genug Platz, um den Mindestabstand einzuhalten. Der Frisör schneidet Haare (allerdings ohne den Mindestabstand von anderthalb Metern),der Bäcker verkauft Brötchen und der Buchhändler seine Bücher, seine Kollegin im Limbecker Platz klagte indes: Nee, es sei leider nicht so, dass sich die Menschen bei ihr für drohende Quarantäne-Zeiten mit Lektüre eindeckten.

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In Moers allerdings hat Kathrin Olzog von der Barbara-Buchhandlung andere Erfahrungen gemacht: „Wir hatten schon Samstag extrem viel zu tun und gestern für einen Montag sehr gute Umsätze.“ Sie rechnet damit, in ein paar Tagen nicht mehr zu öffnen. „Ich weiß von den Kollegen in Bayern zum Glück, dass wir online weiter verkaufen dürfen und auch an Privathaushalte ausliefern können – allerdings nur gegen Rechnung, damit wir den direkten Kontakt mit dem Kunden vermeiden."

Für Lesefutter wäre also gesorgt, ansonsten regiert der Hamstertrieb, den man in Düsseldorf mit deutlich lesbaren Zetteln in den Griff zu kriegen versucht: „Um die Versorgung unserer Kunden sicherstellen zu können, geben wir pro Kunde nur zwei Pakete Nudeln, Mehl (…), Toilettenpapier, Taschentücher (…) ab." Und doch hat die Kundin ganz vorne in der Schlange bei Rewe in Duisburg-Duissern an der Kasse vier Pakete Klopapier und neun Pakete Nudeln im Wagen. "Aber es sind doch verschiedene Sorten", versuchte sie es beim Kassierer. Doch keine Chance. Die Ware musste zurück. "Das ist ja nur, weil die Medien so eine Panik verbreiten", sagte die Kundin zur Entschuldigung. Nun ja, wenn sie es doch weiß…

Vor lauter Desinfizieren sind die Hände schon ganz rau

In Kamp-Lintfort sieht es kaum anders aus, im Edeka-Markt an der Niederrheinallee in Kamp-Lintfort herrscht am frühen Nachmittag zwar nur durchschnittlicher Betrieb. Aber wo sonst Toilettenpapier und Mehl stehen, ist nichts zu sehen. „Wird alles regelmäßig nachgeliefert“, beruhigt eine Verkäuferin. Es gebe keinen Grund zur Sorge. Trotzdem schieben die Menschen volle Einkaufswagen vor sich her.

Auffällig: Längst nicht jeder hält den gebotenen Abstand, Menschen drängeln sich an der Schlange vorbei, stehen dicht nebeneinander an der Kasse oder an der Fleischtheke. „Das scheint bei einigen noch nicht angekommen zu sein“, so die Verkäuferin. Sie desinfiziere sich derzeit alle 30 Minuten die Hände. „Meine Hände sind schon ganz trocken und rau geworden, aber im Moment gibt es ja keine andere Lösung.“ Für einige Tätigkeiten nimmt sie jetzt Handschuhe.

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Drogeriemärkte in Essen, Duisburg und im Centro Oberhausen weisen immer die gleichen Regallücken auf: Schon vormittags gibt es nicht einmal mehr Taschentücher. Von Toilettenpapier und Desinfektionsmitteln ganz zu schweigen. „Können Sie uns nicht zwei Pakete zurücklegen?", fragte eine Kundin in Duisburg an der Kasse. „Nein. Können wir nicht. Kopfschütteln bei der Verkäuferin.

"Die reißen uns die Pakete bald beim Einräumen aus der Hand", sagt sie und blickt auf einen jungen Vater, der mit seinem quengelnden Nachwuchs an der Hand vier Pakete Windeln in den Wagen legt. "Das ist ja auch nicht richtig, dass die jetzt mit den Kindern einkaufen gehen", sagt eine ältere Dame zu ihrer Begleitung. Die entgegnet: "Na ja, du bist ja auch unterwegs.“

Hie und da kommt Feriengefühl auf - Coronaferien

Gedränge herrscht auch in den Baumärkten – es geht halt auf den Frühling zu. Und wenn man womöglich die nächsten Tage und Wochen daheim verbringen soll, dann will man doch wenigstens ein bisschen gärtnern oder den Balkon auf Vordermann bringen. Das Wetter lässt einen ja doch kurz denken: „Die Niederländer haben Krokusferien, wir haben Coronaferien.“

Ob es dann klug ist, dass Oma mit dem schulbefreiten Enkel am Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen entlang marschiert? Sicher nicht, aber wer will es dem lächelnden Paar übel nehmen. Auch in Vluyn wird flaniert: Viele Eltern sind mit ihren Kindern unterwegs, Jugendliche nutzen das schöne Wetter und die freie Zeit für Touren mit dem Skateboard oder dem Rad.

In Essen-Dellwig hingegen haben sich die Hobbyangler am Kanal vorbildlich mit Sicherheitsabstand positioniert. Ist vermutlich sinnvoll, damit die Fische die sympathischsten Würmer rauspicken können. Wer anbeißt, kommt womöglich in den unerwarteten Luxus, in Mehl gewälzt zu werden.