Essen. Die Zahl der Menschen, die in NRW kein eigenes Dach über dem Kopf haben, ist weiter stark gewachsen. In den Städten fehlt bezahlbarer Wohnraum.

Bettler stehen am äußersten Rand der Gesellschaft – zugleich sind sie auch sehr präsent. Denn sie halten sich vor allem dort auf, wo sie von vielen Leuten gesehen werden: an Einkaufsstraßen, Supermärkten und Bahnhöfen. „Die unterschiedlichsten Menschen betteln. Auch Personen, die eine staatliche Leistung wie Hartz IV oder Rente beziehen, bei denen das Geld aber nicht zum Leben reicht“, sagt die Sprecherin der Caritas in Köln, Marianne Jürgens.

Wie viele Bettler es hierzulande gibt, lässt sich nicht sagen. Doch aus dem „Wohnungsnotfall-Bericht“ für das Jahr 2017 geht hervor, dass immer mehr Menschen in NRW kein eigenes Dach über dem Kopf haben. In dem Bericht erfasst das Sozialministerium die Obdachlosen, die institutionell untergebracht oder von freien Trägern der Wohnungslosenhilfe betreut werden.

Bezahlbarer Wohnraum in den Städten fehlt

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Demnach steigt die Zahl der wohnungslosen Menschen seit Jahren kontinuierlich an. So waren bis zum Stichtag, dem 30. Juni 2017, fast 32.300 Menschen in NRW wohnungslos – das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Dass Armut sichtbarer geworden ist, kann auch die Caritas Köln bestätigen: „Insgesamt nehmen arme Menschen auf der Straße zu. Das erfährt jeder, der sich in den Einkaufsstraßen bewegt“, sagt Jürgens.

Als Grund wird einerseits der Anstieg von anerkannten Asylbewerbern gesehen. So hatten 37 Prozent der Wohnungslosen eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Das ist ein Plus von fast 9 Prozent. Andererseits ist es den Kommunen zufolge für Obdachlose immer schwieriger, eine Wohnung zu finden, da bezahlbarer Wohnraum in den Städten fehlt.

Ein Großteil der Obdachlosen ist männlich

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Außerdem geht aus dem Bericht des Ministeriums hervor, dass Obdachlosigkeit vor allem männlich ist: So sind etwa 72 Prozent der Obdachlosen Männer. Denn Frauen würden zum einen ihre Situation eher verstecken und zum anderen öfter bei Freunden unterkommen, sagt Caritas-Sprecherin Marianne Jürgens.

Was aus dem Bericht jedoch nicht hervorgeht ist, dass auch besonders viele Zuwanderer aus Südosteuropa hier auf der Straße leben. Viele von ihnen sind durch die EU-Osterweiterung nach Deutschland gekommen. Hierzulande finden sie allerdings durch mangelnde Sprachkenntnisse oft keinen Job.

Da sie daher auch keinen Zugang zu Sozialleistungen haben, landen sie dann auf der Straße und betteln: „Der Mindestlohn ist in den Länden so niedrig, dass er bei zwei Vollverdienern nicht ausreicht, um die Familie zu versorgen. Die Menschen haben dann Hoffnung, dass sich das hier ändert, aber sie haben überhaupt keine Perspektive“, so Jürgens.