An Rhein und Ruhr. . Metallsperren, Poller, Betonklötze – das gehört in diesem Jahr zum Bild vieler Weihnachtsmärkte in der Region. So wollen sie Besucher schützen.

Die Buden sind festlicher geschmückt als das heimische Wohnzimmer. Überall leuchten links und rechts warm-gelbe Kugeln, während sich die Besucher an Stehtischen drängen, um wahlweise mit heißen Glühwein, Eierpunsch oder Kakao die Kälte zu vertreiben. Aus Lautsprechern summen leise Kinderchöre oder Popbands mit den Klassikern der Weihnachtszeit.

Was nach friedlicher Besinnlichkeit klingt, ist seit zwei Jahren – seit dem Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 durch den Islamisten Anis Amri – vor allen Dingen für die Städte ein Sicherheitsrisiko.

Metallsperren statt Wassertanks in Duisburg

Rund um die leuchtenden Farben, Lichtern und dem Geruch nach süßem Gebäck oder gewürzten Wein, mit Livemusik oder Eislaufbahn, werden schwere graue Betonblöcke oder Metallkonstruktionen gestellt, teilweise sollen Lastwagen vor den Eingangsbereichen der Märkte quer vor Terrorangriffen mit Fahrzeugen schützen. Was also im Kern bunt und gemütlich sein soll, wirkt von außen grau, brachial und bedroht.

So wird es auch bei den diesjährigen Weihnachtsbuden in der Duisburger Innenstadt sein. Die rund 100 Wassertanks gefüllt mit jeweils 1000 Litern Wasser, die damals einen Tag nach dem Anschlag als Provisorium aufgestellt wurden, bieten im Ernstfall nicht genug Schutz.

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Sie wurden vor wenigen Wochen deshalb gegen mobile Metallsperren ausgetauscht. Wie eine Reihe von rot-weißen Baustellenhütchen wurden jetzt während der Adventszeit im Zentrum aufgestellt. Die ursprünglich geplanten versenkbaren Stahlpoller konnten nämlich nicht rechtzeitig eingebaut werden. Die mobilen Sperren wiegen jeweils 880 Kilo und entsprechen den neuesten vorgeschriebenen Sicherheitsstandards.

Denn der Schutz der Weihnachtsmärkte muss mittlerweile zertifiziert werden – vor zwei Jahren hatten die Prüfanstalten Dekra und TÜV mit solchen „Stadtmonumenten“ wenig zu tun, es fehlte an Erfahrung, was den Widerstand der Zugangssperren betraf.

Mittlerweile ist aber gewiss, dass die an überdimensionierte Legosteine erinnernden Betonklötze, wie sie in Düsseldorf eingesetzt werden, zum einen in der Not gar nicht genug Schutz bieten, zum anderen selbst zur Gefahr werden können, wenn sie fatalerweise beim Aufprall eines LKW zum Geschoss werden. Davon aber abgesehen wird die Polizei eine hohe Präsenz auf den verschiedenen Weihnachtsmärkten der Landeshauptstadt zeigen. Zusätzlich halten Beamte in Zivil ihre Ohren und Augen offen.

Betonklötze in Moers

Weitere Schutzmaßnahmen seien aber vorerst nicht geplant. Die Polizei erklärt aber, mobile Sperren mit Lastern oder mit weiteren Betonklötze könnten jederzeit herbeigeschafft werden.

Auch die Wassertanks in Duisburg sollen nur eine Warnwirkung haben, sollte ein Fahrzeug Richtung Budenzauber rasen. Doch schützen können sie nicht. Immerhin mögen sich die Besucher der Märkte in den westlichen Stadtbezirken Rheinhausen und Homberg denken, denn dort haben die Betreiber im Vergleich zum Vorjahr anscheinend keinerlei Probleme mit den Sicherheitsvorkehrungen. Die vier Märkte in Baerl, Friemersheim, Rumeln-Kaldenhausen und an der Lutherstraße mussten für die Genehmigungen nämlich erst gar keine Konzepte zur Sicherung vorlegen.

Im Moers, wo neben dem Märchenbaum, dieses Jahr auch ein historisches Riesenrad aus dem Jahr 1928 die Besucher anziehen soll, sind die eingesetzten Betonklötze allerdings auf ihre Sicherheit hin überprüft worden, sie seien zertifiziert, hieß es dazu von Moers Marketing. Trotzdem verlassen sich die Betreiber nicht alleine auf Schutzmauern und beauftragen zusätzlich die Sicherheitsfirma WAB Niederrhein. Die Wachleute werden vom Kreis Wesel bei Stichproben überprüft und sollen ansonsten ihre Augen und Ohren offenhalten.

Metallpoller sollen Duisburger vor Terror schützen

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    Auch in Essen werden die optisch eher unschönen Betonklötze aufgestellt, 70 Stück an der Zahl sind für 17 entscheidende Zugangspunkte vorgesehen. Die Klötze sollen teilweise mit Stahlseilen verbunden und somit verstärkt werden. Das Konzept entspricht dabei exakt dem des Vorjahres.

    Die Schutzmaßnahmen wirken sicher, aber sind sie es auch wirklich? Und wie kann ein langfristiges Schutzkonzept in die Innenstädte integriert werden? Stadtplaner empfehlen Bauten, die ohnehin ganzjährig im Gemeindebild zu finden sind, so zu gestalten, dass sie selbst zu Sicherheitseinrichtungen werden: Also Haltestellen, die aus Stahlbeton gebaut werden, oder Sitzbänke, die in den Boden gegossen werden.

    Auch eine intelligente Bepflanzung mit Bäumen kann da eine Rolle spielen, genauso wie hohe Bordsteine, die Autos ausbremsen und an wichtigen Stellen so abgesenkt sind, dass Rollstühle und Kinderwagen problemlos weiterfahren können. Sicherheit ist ein Begriff, der zukünftig zur Stadtplanung und zum Stadtbild dazugehören wird.