An Rhein und Ruhr. . In dieser Woche gibt es fast täglich Gewitter und Unwetter, gleichzeitig ist ein Hitzerekord möglich. Diese beiden Extreme hängen zusammen.

Erst fließt der Schweiß, später blitzt und knallt es am Himmel, dann kommt der Regen – und wie! So zeigt sich das Wetter in NRW seit Tagen. Auf die Hitze am Tag folgen in den Nachmittagsstunden teils heftige Schauer und Gewitter. Auch am Dienstag zogen wieder schwere Unwetter übers Land.

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Bereits am Sonntag hatte ein Unwetter den Vivawest-Marathon im Ruhrgebiet vorzeitig beendet. In Bochum-Wattenscheid waren zwei junge Frauen vom Blitz getroffen worden, eine von ihnen wurde dabei lebensgefährlich verletzt. Mitte des Monats fegte sogar ein Tornado über Teile des Kreises Viersen und beschädigte rund 50 Häuser.

Dieser Mai ist extremer als sonst, auch was die Temperaturen angeht – möglicherweise wird in NRW sogar der höchste Durchschnittswert seit Beginn der Wetteraufzeichnung erreicht. Der bisherige Höchststand wurde 1889 mit einem Monatsmittel von 16,2 Grad gemessen. „Ob dieser Uralt-Rekord knapp nicht erreicht, eingestellt oder übertroffen wird, ist noch offen“, sagt Thomas Kesseler-Lauterkorn, Klimatologe beim Deutschen Wetterdienst in Essen.

Dieser Mai ist wärmer als ein normaler Juni

Fest steht: Der Mai ist wärmer als ein normaler Juni und liegt fast drei Grad über dem langjährigen Mittel – „das ist eine sehr große Abweichung“, sagt der Klimaforscher.

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Dass es zurzeit immer wieder zu schweren Unwettern kommt, ist deshalb gar nicht so ungewöhnlich. Hitze und Gewitter gehören unmittelbar zusammen, weil wärmere Luft mehr verdunstetes Wasser aufnehmen kann als kältere Luft. NRW liegt seit gut einer Woche unter dem Einfluss feucht-warmer Luft aus Südosten. „Zu dieser Wetterlage gehören klassischerweise Sommergewitter“, sagt Matthias Habel, Diplom-Geograf beim Internetdienst „Wetteronline“.

 Das Dach einer Tankstelle in Wuppertal ist nach dem heftigen Unwetter zusammengebrochen.
Das Dach einer Tankstelle in Wuppertal ist nach dem heftigen Unwetter zusammengebrochen. © dpa

Dennoch: Gefühlt haben solche Unwetter in den vergangenen Jahren zugenommen, das sagt auch DWD-Klimatologe Thomas Kesseler-Lauterkorn. Statistisch lässt sich das allerdings kaum nachweisen, es fehlten dazu bisher belastbare Untersuchungsergebnisse. „Wir befinden uns aber mittendrin im Klimawandel, das ist keine Frage“, sagt Kesseler-Lauterkorn.

Es geht noch heftiger

Auch Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft sieht den Klimawandel als Ursache. „Unserer Wahrnehmung nach nehmen die Starkregenereignisse zu“, sagte Abawi der NRZ. Beim Gewitter am vergangenen Samstag hatte der Wasserwirtschaftsverband etwa in Bottrop innerhalb von 30 Minuten 46,3 Liter Niederschlag gemessen – ein „extremer Starkregen“, klassifiziert als „Stufe 8“ von 12 auf der Regenskala der Emschergenossenschaft. Vergleichbare Regenereignisse stellt die Emschergenossenschaft alle zwei Jahre in dem Bereich fest.

Ein Mann fährt auf dem Trittbrett eines Rettungswagens über eine überflutete Straße in Duisburg.
Ein Mann fährt auf dem Trittbrett eines Rettungswagens über eine überflutete Straße in Duisburg. © dpa

Es geht noch heftiger – bei den Extremregen in Münster (2014) und Dortmund (2008) kamen im Verlauf weniger Stunden Regenmengen um die 200 Liter, an einer Stelle sogar fast 300 Liter nieder.

Ans Klima anpassen

Einig sind sich die Klimaforscher, dass diese Starkregenereignisse künftig vor allem im Sommer immer öfter vorkommen werden. Ein denkbares Szenario: Lange Dürreperioden, die von heftigen Unwettern beendet werden. „Wir müssen uns diesen Bedingungen anpassen“, sagt Matthias Habel von „Wetteronline“. Viele Städte in der Region beschäftigten sich längst damit und arbeiten an Anpassungsstrategien an den Klimawandel. So können zum Beispiel künstliche angelegte Seen bei Gewitter die Wassermassen aufnehmen, gleichzeitig kühlen sie bei Hitze.

Für Habel ist aber auch klar: Der Schutz vor extremen Wetter hat seine Grenzen. „Es gibt Intensitäten, vor denen kann man sich nicht schützen“, so der Geograf. Beim Mega-Unwetter in Münster hätte selbst die bestausgebauteste Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen können.