Oberhausen. . Im Interview spricht Frederick Cordes über den Protest gegen die große Koalition. Der Chef der NRW-Jusos sieht auch Zustimmung bei Älteren.

Besonders viele Junge in der SPD wollen keine neue Große Koalition. Das hat am Sonntag der Bundesvorsitzende Kevin Kühnert unterstrichen. Und auch der Chef der Jungsozialisten in NRW, Frederick Cordes aus Oberhausen, ist gegen eine weitere Zusammenarbeit mit den Christdemokraten. Gleichzeitig wird die Werbeaktion der Jusos gegen die GroKo auch kritisch gesehen. NRZ-Chefredakteur Manfred Lachniet sprach mit dem NRW-Vorsitzenden.

Besonders junge Menschen treten nun vermehrt in die SPD ein; weil sie dem Aufruf der Jusos zu NoGroKo folgen. Wie stehen denn die Chancen, die Stimmung in der Partei gegen eine Neuauflage der Koalition mit der Union zu drehen?
Der Ausgang des Mitgliederentscheids ist offen. Insofern kann man auch gar nicht von „drehen“ sprechen. Das Durchschnittsalter von den 1300 Menschen, die in NRW seit Sonntag eingetreten sind, ist 45. Viele sind unter 40 (knapp 40 Prozent), viele aber auch zwischen 50 und 60 (25 Prozent). Es zeigt, dass die SPD gerade attraktiv für alle Altersgruppen ist. Das ist großartig.

Spielen wir das mal durch: Die Mitglieder stimmen gegen die GroKo – was passiert dann? Kommt dann eine Minderheitsregierung? Oder Neuwahlen? Was ist Ihr Wunsch?
Dann ist die Union am Zug, die es nicht geschafft hat, als stärkste Fraktion eine Mehrheitsregierung zu bilden. Fakt ist, dass es einen Wahlgang zur Wahl des Bundeskanzlers/der Bundeskanzlerin geben wird. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass eine Minderheitsregierung die politische Debatte beleben könnte. Aber auch Neuwahlen sind natürlich nicht ausgeschlossen. Es gibt keinen Automatismus.

In all diesen Planspielen ist es nicht wahrscheinlich, dass Sozialdemokraten in der künftigen Regierung dabei sind? Wie will die Partei dann mitgestalten?
Auch Opposition ist Gestaltung in der Demokratie – wie man gerade an der Besetzung der Ausschüsse sehen kann. Und außerdem: Wie schnell der politische Wind sich drehen kann, haben wir im Frühjahr 2017 gesehen, als die SPD plötzlich bei über 30 Prozent stand. Die Sehnsucht nach einer anderen, sozialen Politik ist da. Warum sollte diese nicht erneut von der SPD genutzt werden können?

Warum kann die SPD denn nur in der Opposition wieder stärker werden? Während der Zeit von Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen ist das nicht wirklich gelungen…
Wir sagen nicht, dass es nur in der Opposition geht – wir sagen nur: Mit der Union geht es nicht. 45 Deutsche haben so viel Vermögen wie 50 Prozent aller Deutschen. Armin Laschet und sein Finanzminister vergraulen die Spitzensteuerfahnder und zeigen damit, dass sie kein Interesse haben, Steuerflucht zu bekämpfen. Wir sagen: In puncto Gerechtigkeit, Umverteilung, Friedenspolitik ist mit der Union nichts zu machen. Und dabei haben wir noch kein Wort über die CSU verloren...

Ganz persönlich: Wie reagieren die Älteren in Ihrer Partei auf das Engagement der Jusos?
Wir erleben wahnsinnig viel Zuspruch. Besonders mit der ‘Arbeitsgemeinschaft 60plus’ pflegen wir seit jeher einen sehr engen Austausch. Die sind übrigens auch gegen die GroKo. Natürlich gibt es auch Kritik. Aber so ist das in der SPD: es wird debattiert, gestritten, und trotzdem bleibt man beisammen. Das ist Demokratie.

>> DAS IST FREDERICK CORDES

Frederick Cordes ist Oberhausener, 31 Jahre alt, kam mit 16 in die Partei. Er hat Geografie studiert mit dem Schwerpunkt Stadtentwicklung. Im gleichen Unterbezirk ist auch Michael Groschek, der Landeschef der SPD. Groschek hat sich bekanntlich für eine neue GroKo ausgesprochen. Juso ist man bis zum 35. Lebensjahr. Die Eintrittsfrist, um beim Mitgliederentscheid mitzuwirken, läuft am 29. Januar aus.