Düsseldorf/Essen. . Die NRW-Jusos geben nicht auf: Mit einer Kampagne wollen sie die GroKo noch zu Fall bringen. Warum SPD-Chef Michael Groschek darüber empört ist.
Das Ringen um Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU geht in der NRW-SPD auch am Tag nach dem Sonderparteitag in Bonn weiter. Der Chef der Jungsozialisten (Jusos) in NRW, Frederick
Cordes, überraschte am Montag mit einer Initiative zur Mitgliedergewinnung. Der Parteinachwuchs will mit einer Kampagne „Einen Zehner gegen die GroKo“ ein solches Bündnis noch verhindern. „Jetzt gilt es, möglichst viele GroKo-Kritiker in die Partei zu holen, damit wir beim Mitgliederentscheid das Ergebnis sprengen können“, sagte Cordes. Zehn Euro entsprechen dem Parteibeitrag für zwei Monate.
Groschek distanziert sich
Am Sonntag hatten rund 600 Delegierte mit einer knappen Mehrheit von rund 56 Prozent zugestimmt, dass die SPD in Koalitionsverhandlungen mit der Union eintritt. Nach Abschluss der Gespräche sollen die Mitglieder der Sozialdemokraten über den Koalitionsvertrag entscheiden. Neumitglieder dürfen daran bis zu einem noch nicht festgelegten Stichtag teilnehmen.
NRW-SPD-Chef Michael Groschek distanzierte sich von dem Juso-Vorstoß: „Wir dürfen jetzt keine Faxen machen. Wer politische Entscheidungen für zehn Euro verkaufen will, der spielt mit dem Feuer.“
Streit schreckt Anhänger offenbar nicht ab
Der anhaltende Streit in der SPD um Koalitionsverhandlungen schreckt Anhänger der Partei offenkundig nicht ab. Parteichef Groschek sprach am
Montag von rund 200 spontanen und online eingegangenen Anträgen auf Parteieintritt in dem mit 111 000 Mitgliedern größten Landesverband der SPD. „Kurzfristig haben wir eine Eintrittswelle und nur eine Handvoll Austritte“, sagte Groschek. Bundesweit seien seit Sonntag rund 700 neue Mitglieder in die SPD eingetreten. Die Bundespartei bestätigte dies zunächst nicht.
In der GroKo-Frage ist die NRW-SPD tief gespalten. Nur knapp die Hälfte der Delegierten aus NRW hatte in Bonn für Verhandlungen mit der Union über eine erneute Regierungsbeteiligung gestimmt. Im Ruhrgebiet ist das Lager der GroKo-Gegner größer als das der Befürworter. Von den 62 Delegierten haben nach WAZ-Recherchen 33 Sozialdemokraten mit Nein gestimmt, 29 stimmten mit Ja.
Der NRW-Landesverband tat sich auf dem Parteitag als „Brückenbauer“ hervor. Er brachte zusammen mit der SPD Hessen auf den letzten Drücker neue Forderungen in den Leitantrag ein, die die Hürden für Koalitionsverhandlungen höher legen.