Essen. Die Straßen in Nordrhein-Westfalen sind vielerorts spiegelglatt. Mehrere Autobahnen sind Samstag nach Unfällen gesperrt. Es gilt die höchste Glatteis-Warnstufe.

Der Deutsche Wetterdienst warnte am Samstag in ganz Nordrhein-Westfalen vor gefrierendem Regen auf den Straßen. Für weite Teile NRWs gaben die Meteorologen die höchste Glatteis-Warnstufe aus. Autofahrten sollten vermieden werden. Im Nordwesten Nordrhein-Westfalens ließ Sprühregen vielerorts die kalten Straßen eisglatt werden.

Fußgänger rutschten auf den glatten Bürgersteigen aus

Bei Iserlohn kam es am Samstagabend auf der A46 zu einer Massen-Karambolage. (Foto: dpa)
Bei Iserlohn kam es am Samstagabend auf der A46 zu einer Massen-Karambolage. (Foto: dpa)

In Köln und Düsseldorf konnten sich Fußgänger auf den glatten Bürgersteigen kaum auf den Beinen halten. Die Rettungskräfte kamen bei den vielen Notrufen teilweise nicht mehr hinterher und mussten Unfallopfer um Geduld bitten. "Überall, wo es auch nur leicht nass vom Himmel kommt, gefriert der Regen auf dem Boden", warnte eine Sprecherin der Autobahnpolizei Düsseldorf am Nachmittag.

Auf mehreren Autobahnen kam es zu schweren Unfällen, in die zahlreiche Pkw verwickelt waren. Mehrere Autobahnen waren gesperrt. Ein Großeinsatz lief am Abend auf der A46 bei Iserlohn. Dort habe es wegen der extremen Witterungslage nach ersten Erkenntnissen eine Vielzahl von Verkehrsunfällen gegeben, sagte ein Polizeisprecher. In Münster wurde die A1 nach einem Unfall gesperrt.

Mehrere Unfälle auf Autobahnen im Ruhrgebiet

Auch die A40 bei Mülheim war von heftigem Glatteis betroffen.
Auch die A40 bei Mülheim war von heftigem Glatteis betroffen.

Am späten Samstagabend traf es dann auch das Revier. Die A42 war zwischen Oberhausen-Buschhausen und Kreuz Oberhausen-West nach einem Unfall für rund eine Stunde gesperrt, meldete der WDR. Auf der A40 hat es in Mülheim mehrere Unfälle wegen Glatteis gegeben - zwischen Essen-Zentrum und Mülheim-Styrum gab es zehn Kilometer stockenden Verkehr.

"Wir bekommen von den Autobahnen in unserem Gebiet immer mehr Meldungen über Unfälle", so ein Sprecher der Polizei. Am späten Abend hatte es auf der A40 in Höhe Essen-Kray gekracht. Der Verkehr staute sich bis zum Dreieck Bochum-West zurück.

Ein Notarztwagen liegt nach einem Glatteisunfall bei Mülheim in einem Gebüsch. (Foto: dpa)
Ein Notarztwagen liegt nach einem Glatteisunfall bei Mülheim in einem Gebüsch. (Foto: dpa)

Die Feuerwehr Mülheim meldete mehrere Verkehrsunfälle im Stadtgebiet und auf der Autobahn 40. Dabei habe es bis zum Abend drei leicht verletzte Personen gegeben. Zudem seien einige Fußgänger auf dem glatten Boden ausgerutscht und gestürzt. Ein Notarzteinsatzfahrzeug kam auf der Siegfriedstraße bei Schrittgeschwindigkeit von der Fahrbahn ab und landete in einem Gebüsch. Der Rettungsassistent und der Notarzt kamen mit dem Schrecken davon. Das Fahrzeug musste mit einer Seilwinde geborgen werden.

Dramatische Situationen auf der A46 bei Iserlohn

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Gegen 19.30 Uhr regnete es rund um Iserlohn immer heftiger, und es kam zu dramatischen Situationen auf der Autobahn 46. Bei einer Karambolage bei Iserlohn sind mindestens acht Menschen zum Teil schwer und lebensgefährlich verletzt worden, darunter mehrere Kinder. Zehn Autos seien an dem Unfall beteiligt gewesen, so die Feuerwehr Iserlohn. Es sei noch eine Reihe weiterer Unfälle auf der A46 gemeldet worden. Am Abend kamen die Rettungskräfte den vielen Einsätzen auf dem Autobahnabschnitt nicht hinterher.

Plötzlich einsetzender Glatteisregen führte in Essen auch zu Stürzen bei Fußgängern. Foto: Imago
Plötzlich einsetzender Glatteisregen führte in Essen auch zu Stürzen bei Fußgängern. Foto: Imago

Die Polizei hatte die Autobahn zwischen Iserlohn-Oestrich und Hemer auf einer Strecke von rund zehn Kilometern voll gesperrt. Streudienste seien im Einsatz, damit die Rettungskräfte sicher zu den Unfallstellen kommen, sagte der Polizeisprecher.

Bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn 30 in Ostwestfalen in der Nähe von Löhne sind zwei Lastwagen und 14 Autos ineinandergekracht. Mit viel Glück seien nur vier Personen leicht verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Nach einem kleinen Auffahrunfall habe es auf der eisigen Fahrbahn eine Kettenreaktion gegeben. Elf Autos seien so schwer beschädigt gewesen, dass sie abgeschleppt werden mussten. Den Sachschaden schätzte die Polizei auf rund 100 000 Euro. Die Autobahn wurde nach rund fünf Stunden Vollsperrung wieder für den Verkehr freigegeben.

ein 27-jähriger Autofahrer in Duisburg auf der eisglatten Fahrbahn ins Schleudern geraten und gegen einen Pfeiler geprallt. (Foto: dpa)
ein 27-jähriger Autofahrer in Duisburg auf der eisglatten Fahrbahn ins Schleudern geraten und gegen einen Pfeiler geprallt. (Foto: dpa)

Weiterhin musste die Autobahn 57 bei Neuss kurzzeitig am Nachmittag wegen zweier Unfälle gesperrt werden. Einmal drehte sich ein Auto auf spiegelglatter Straße in eine Leitplanke. An anderer Stelle kollidierten zwei Wagen auf dem rutschigen Belag, wobei eine Person leicht verletzt wurde. Die Feuerwehr in Duisburg warnte die Bürger via Facebook-Post um 17:30 Uhr: "Die Straßen und Gehwege sind aktuell spiegelglatt." In Duisburg baute ein Autofahrer auf der Flucht vor der Polizei einen schweren Unfall.

Menschen verzichteten meist auf Autofahrten

Im Kreis Wesel häuften sich die Unfälle: Zwischen 11 und 18 Uhr kam es zu 40 glatteisbedingten Verkehrsunfällen. Dabei entstand überwiegend geringer Sachschaden.

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Ein Lastwagenfahrer rutschte in Schermbeck in ein entgegenkommendes Streufahrzeug. Der Lkw-Fahrer wurde in seinem Führerhaus eingeklemmt, konnte sich aber selbst befreien. Der 42 Jahre alte Fahrer des Streufahrzeugs wurde durch Splitter der Windschutzscheibe verletzt. Im Kreis Viersen gab es zehn Glatteis-Unfälle. Eine Radfahrerin kam schwer verletzt ins Krankenhaus, nachdem sie auf der glatten Fahrbahn weggerutscht und gestürzt war.

Auch die Kreise Coesfeld, Steinfurt, Borken, Recklinghausen und der Hochsauerlandkreis meldeten mehrere Unfälle. Meist blieb es bei Blechschäden, es gab aber auch einige Verletzte. In Köln wurden beim Zusammenstoß zweier Autos vier Menschen verletzt, unter ihnen eine schwangere Frau. Insgesamt musste die Kölner Feuerwehr innerhalb von zwei Stunden zu 100 Einsätzen ausrücken.

Vor allem am Niederrhein und im westlichen Münsterland sollten die Menschen die Autos wenn möglich stehen lassen, warnte der Deutsche Wetterdienst am Samstagmittag. Wer eine Fahrt nicht vermeiden könne, soll sehr vorsichtig sein. Diesem Rat folgenden die meisten Autofahrer offensichtlich. Schwere Unfälle gab es der Polizei zufolge auf den glatten Straßen zunächst nicht. Die Verkehrsteilnehmer seien vorsichtig unterwegs, sagten die Polizeisprecher in mehreren Kreisen.

Selbst wer das Auto stehen ließ und die Bahn nutze, musste aufpassen: Das Unternehmen warnte vor glatten Bahnsteigen.

Glättegefahr in Nordrhein-Westfalen bis Sonntagmorgen

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Die Glättegefahr in NRW bleibe voraussichtlich bis Sonntagmorgen bestehen, hieß es beim Deutschen Wetterdienst. Die amtliche Unwetterwarnung für NRW wurde bis 3 Uhr nachts verlängert. Dann entspanne sich die Lage vor allem in den Tieflagen.

"Wenn Wasser mit Temperaturen um null Grad auf die Straßen fällt, wird es schlagartig glatt", erklärte Meteorologe Malte Witt vom Deutschen Wetterdienst in Essen. Das Problem seien die Bodentemperaturen von -2 bis -3 Grad, das führe leicht zu spiegelglatten Straßen.

Schnee in Teilen des Ruhrgebiets

„Die Warmfront eines kleinen Tiefs über Südskandinavien hat den Westen bereits erfasst, in den Frühstunden hat es in vielen Landesteilen schon etwas geschneit“, sagte Thomas Sävert vom Wetterdienst Kachelmannwetter am Samstagmorgen Selbst im Ruhrgebiet wurde es teilweise weiß. „Nach der eisig kalten Nacht mit Tiefstwerten bis -13 Grad bleiben die Böden heute noch gefroren, sie tauen nicht so schnell wieder auf“, erklärte Sävert. Im Hochsauerland bleibt es heute bei Schnee.

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© Kachelmannwetter | Kachelmannwetter

Für den Sonntag erwartete Sävert meist graues Wetter: „Die Sonne bekommen wir morgen gar nicht zu sehen, oft ist es trüb oder sogar neblig und auch etwas Sprühregen kann mal fallen.“ Dabei wird es aber nur sehr zögerlich milder, die Temperaturen kommen nicht über 0 bis 2 Grad hinaus, wie auch die SuperHD-Vorhersage am Beispiel Essen zeigt. Im Hochsauerland steigen die Werte nicht über den Gefrierpunkt an. Und auch die neue Woche startet kaum milder. Es bleibt meist grau und trüb. (we/mit dpa)

Bei Twitter ist das Glatteis in NRW ein großes Thema