Recklinghausen. . “Stilvolle Erotik“ wollte eine Recklinghäuserin auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen. Warum die Stadt den Stand nach einer Zusage nun doch verboten hat.

Die "Suanita ToyTueten" sind der Kundenliebling von Susanne Wichmann aus Recklinghausen. Darin versteckt sind Spielzeuge für Erwachsene: vom Vibrator über den Penisring bis zum Gleitgel – unscheinbar verpackt in bunten Geschenktüten. Eigentlich wollte die Inhaberin des "Suanita Lovestore" mit ihrem Angebot den Weihnachtsmarkt in ihrem Heimatort aufpeppen. Doch sieben Tage vorher sagte die Stadt der 56-Jährigen ab.

Keine Dildos und Vibratoren im Vordergrund

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"Ich hatte mich im September mit einer Auflistung meiner Produkte beim Veranstalter, der Arena Recklinghausen GmbH, beworben", sagt Wichmann. In dem Anschreiben erklärte die Erotik-Shop-Betreiberin, dass der Verkaufsstand "familienfreundlich, individuell und mit viel Liebe zum Detail" gestaltet sein werde und dass sie auf eine "Frontalpräsentation" von einschlägigen Produkten verzichten würde. Die bunten Vibratoren und Dildos würden nur im Hintergrund ausliegen. Die Arena GmbH habe der 56-Jährigen zugesagt und einen Vertrag mit ihr geschlossen.

Als die Stadt Recklinghausen vom Veranstalter eine Auflistung der Weihnachtsmarkt-Stände bekommen hatte, war ihnen der Shop aufgefallen. "Das passt nicht auf den Weihnachtsmarkt, hat der Kämmerer Ekkehard Grunwald zur Arena GmbH gesagt", erzählt Susanne Wichmann. Direkt mit ihr gesprochen habe niemand aus der Stadtverwaltung, aber der Veranstalter ließ ihr mitteilen, dass sie die Begriffe "Erotik" und "erotisch" nicht in ihrer Standaufmachung verwenden dürfe. "In meinem Slogan werbe ich mit 'stilvoller Erotik'. Wenn ich mein Firmenlogo nicht verwenden kann, macht ein Stand keinen Sinn für mich."

Erotik sei kein typisches Thema für den Weihnachtsmarkt

Eine Sprecherin der Stadt Recklinghausen sagt: "Wir hatten nochmal um eine ausführliche Auflistung des Sortiments gebeten und diesem Wunsch ist Susanne Wichmann nicht nachgekommen." Dass eine solche Auflistung, die eigentlich nicht zur Standardbewerbung für den Weihnachtsmarkt gehört, nötig war, begründet die Sprecherin damit, dass "das Thema nichts Weihnachtsmarkttypisches ist".

Zudem sei man in der Sortimentsliste nicht überein gekommen, sagt Marius Ebel von der Arena GmbH. "Wir hätten uns einen Stand mit erotischen Geschenkartikeln durchaus vorstellen können, aber wir wollten, dass Susanne Wichmann einige Produkte aus dem Sortiment nimmt." Welche das gewesen seien, will der Geschäftsführer nicht sagen.

Im nächsten Jahr auf dem Santa Pauli in Hamburg

Mit ihrem Shop stand Susanne Wichmann schon auf Verbrauchermessen wie der "Mode Heim Handwerk" in Essen. Dass sie nun nicht am Weihnachtsmarkt teilnehmen darf, sei vor allem ärgerlich, weil sie bereits Ware gekauft und bezahlt habe und nun ihren Aushilfen wieder absagen musste. "Für Recklinghausen werde ich mich nicht noch einmal bewerben", stellt die 56-Jährige klar, "im nächsten Jahr sind wir wieder auf dem 'Santa Pauli' – dem Erotik-Weihnachtsmarkt in Hamburg".