NRW. Der Staumonat November steht bevor. Wo rollt der dichteste Verkehr? Im Oberhausener Kreuz? Bei Heumar? Auf der A 40? 283 Zählstellen geben Auskunft.
Der Verkehr ist dicht, aber er fließt. Dann: Erste rote Bremsleuchten weit vorne. Sie pflanzen sich nach dem System der Dominosteine fort. Bremsen. Stehen. Stau. So sieht der klassische November-Alltag im 6000 Kilometer großen Autobahnnetz in Nordrhein-Westfalen aus.
Uwe Platzek, der Chef der WDR-Verkehrsredaktion in Dortmund, musste in der letzten Woche die ersten 400 Kilometer Stillstand an einem Morgen melden. Er hat eine Erklärung für Stop and Go im Herbst: Das passiere, „sobald der Berufsverkehr in die Dunkelheit fährt.“ Wenn die Fahrer sich also an neue Umstände gewöhnen müssten.
Oft von einem auf den anderen Tag sei das, zum Beispiel nach einem Wetterwechsel, und der November sei ja auch der Monat mit den wenigsten Ferien und stärkerem Verkehr. Meist falle das Auftreten der vielen Staus auch mit der Zeitumstellung zusammen.
Behörden immer besser informiert
Wo sind die großen Stau-Stellen? Wie mächtig ist der Verkehr, der über die Schnellstraßen Nordrhein-Westfalens rollt? Vor allem: Wo sind die meisten Autos unterwegs?
Zu unübersichtlich? Hier sehen Sie die Karte in groß.
Behörden und Straßenbetriebe sind immer besser in der Lage, die Antworten darauf zu geben. Bundesweit unterhalten sie inzwischen 1744 automatische Dauerzählstellen, die bis zu neun verschiedene Fahrzeugtypen unterscheiden können. Tag und Nacht zählen sie. In NRW gibt es 283 dieser Punkte, rund fünfzig mehr als noch vor zehn Jahren. Ihre Daten sind aufschlussreich und reichen von unter 50.000 Fahrzeuge (wie auf der A 59 bei Duisburg oder der A 44 bei Soest ) bis zu Spitzenwerten bei Köln.
Drängel-Piste A 3
Landesweit am meisten zu tun hat der Zähler auf der A 3 im Heumarer Dreieck in Kölns Südosten. Durchschnittlich 171 000 Fahrzeuge am Tag sind 2015 an ihm vorbeigerauscht. Das zeigt, wie stark die Belastung des Autobahnrings um die einzige Millionenstadt des Landes ist. 21 875 davon sind Lastkraftwagen. Auch das ist ein NRW-Spitzenwert.
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Auf Platz 2 des Rankings liegt das Autobahnkreuz Leverkusen. Hier werden täglich 159 000 Autos gemessen, die Zahl der Lkw ist mit 20 288 nur geringfügig niedriger als in Köln. Weiter nördlich geht der Verkehr zunächst zurück. Am Breitscheider Kreuz sind es noch gewaltige 113 039 Fahrzeuge – eine Zahl, die bis zum Oberhausener West-Kreuz jedoch wieder auf 137 039 anwächst. Rund 60 000 zählt das Gerät dann noch in Hünxe und nur 34 736 Autos, knapp 5000 Lkw darunter, wollen in Elten in die Niederlande.
Überall voll: Der Ruhrschnellweg
Ist vom Gedränge im Rheinland vor allem die Autobahn A 3 betroffen, gibt es im Kern des Ruhrgebiets zahlreiche Stellen mit sehr hohem Verkehrsaufkommen. Die zentrale Achse ist die A 40, der Ruhrschnellweg. So meldet die Messung in Höhe des Autobahnkreuzes Essen-Ost 121 110 Fahrzeuge am Tag. In Dortmund nutzen noch 85 792 die Revier-Achse, im Westen sind es bei Moers 74 880 im Autobahnkreuz. Richtung Holland, bei Wankum, reduziert sich die Nutzung auf 38 931 Fahrzeuge am Tag.
Was auffällt: An der Grenze sind es mehr als 11 000 Lkw, bei Essen Ost (7501) oder gar Dortmund (4388) dagegen deutlich weniger. Was bedeutet: schwere Fahrzeuge meiden es, mitten in die Stadtlandschaft zu fahren.
Bypass A 42
Man nennt ihn Emscherschnellweg. Aber so schnell geht es auch hier nicht voran, wie der Mega Stau am Dienstag vergangener Woche zeigte. Schon im Autobahnkreuz Oberhausen-West tummeln sich täglich zwischen 86 000 und 88 000 Fahrzeuge, in Kamp-Lintfort auf der linken Rheinseite sind es erst knapp 50 000.
Nur wenig stehen die Messpunkte Gelsenkirchen-Hessler und Wanne-Eickel mit 83 224 und 85 380 Autos zurück. Als Zufahrt aus der Mitte des Ruhrgebiets wird gerne die A 43 genutzt. Bei Herne ist sie mit 99 543 Fahrzeugen und Recklinghausen (85 999) äußerst belastet.
„Warschauer Allee“
Die A 2, die am nördlichen Revier entlang läuft und von Hannover her kommt ist eine der alten Autobahnen. Sofort fällt an den Daten der Zähl-Stellen auf: Hier ist der große Treck des Schwerverkehrs auf der Route von Osteuropa an die Nordsee unterwegs.
Schon an der Grenze nach Niedersachsen bei Bad Oeynhausen sind pro Stunde 20 555 Lkw dabei, immerhin aber auch 94 586 Fahrzeuge insgesamt. Bis Gelsenkirchen reduziert sich das nur wenig auf 91 913 Autos, darunter knapp 17 000 Laster. In Oberhausen-Sterkrade knubbelt sich alles wieder: 123 645 Fahrzeuge inklusive mehr als 20 000 Lkw.
Verstaute Hauptstadt
Hot Spot Düsseldorf. An den Einfahrten in die Landeshauptstadt staut es sich jeden Tag. Das Hildener Kreuz weist auf der A 46 weist immerhin 116 294 Fahrzeuge auf und in Flehe sind es noch 85 000, darunter 11 459 Lastwagen. Neuss-West an der A 57 meldet täglich 116 464 Fahrzeuge.
Die Zähl-Werte sind rund 15 Jahre rückverfolgbar. In dieser Zeit sind Schwankungen aufgetreten. Sie haben auch mit der Wirtschaftslage zu tun. So sind vor fünf Jahren teils deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs gewesen als heute.
Doch der Gesamtüberblick zeigt auch: Binnen der letzten Dekade hat der Verkehr zugenommen. Das beste Beispiel liefert dafür der Messpunkt Oberhausen-Sterkrade an der Autobahn A 2: 2005 waren täglich etwas über 100 000 Fahrzeuge gezählt worden, fünf Jahre später später schon 113 000. Heute fahren hier 123 000 am Tag, 20 000 Lkw darunter.
Was produziert nun die Staus? Die Verkehrsdichte? Die Unfälle bei Dunkelheit? Die Konjunkturlage? Oder doch die Baustellen? Uwe Platzek von der WDR-Verkehrsredaktion weiß am Ende keine definitive Antwort. Was er weiß: „Oktober und November sind die Monate mit den meisten Verkehrsstörungen. Und Köln, Düsseldorf und das Ruhrgebiet sind immer dabei“.
Staus im Autobahnkreuz Dortmund/Unna