Düsseldorf/Dortmund. . Eine Dortmunder Genossenschaft macht mit Mietern “Halbe-Halbe“, die in Einbruchschutz investieren. Der Druck auf Vermieter und Mieter könnte steigen.

  • Alle 47 Polizeibehörden in NRW sollen jetzt wöchentlich ein "Einbruchsradar" veröffentlichen
  • Für Immobilienbesitzer könnten die Einbruchs-Karten negative Folgen haben
  • In der Regel sind Mieter beim Thema Einbruchschutz auf sich allein gestellt

Zweimal gezielt den Schraubenzieher am Rahmen angesetzt und im Nu hat Peter Werkmüller das Fenster aufgehebelt: Wäre Werkmüller Einbrecher, hätte das nächste "Einbruchsradar" der Polizei Düsseldorf eine weitere Markierung auf dem Stadtplan. Doch der 57-Jährige ist Berater in der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Düsseldorf und das Fenster im Schauraum ist ein Vorführobjekt.

Alle 47 Polizeibehörden in NRW sollen jetzt wöchentlich ein "Einbruchsradar" veröffentlichen - Karten zu Wohnungseinbrüchen vor Ort. Wohnungstüren und -fenster bieten selten Schutz vor Einbrechern, besonders in Mietwohnungen. Studien der Polizei zeigen, man muss eine Wohnung nicht zur Festung verwandeln, um es Einbrechern schwer zu machen. Aber Nachrüsten ist teuer. In der Regel sind Mieter dabei auf sich gestellt. Doch es gibt Ausnahmen.

Einbruchschutz ist vielen Mietern "enorm wichtig"

"In vielen Quartieren bei uns wird gezielt eingebrochen", sagt Nicole Brückner-Lotsch, Sprecherin vom Spar- und Bauverein Dortmund. Einbruchschutz ist vielen der 19.500 Mieter inzwischen "enorm wichtig". Deshalb hat die Genossenschaft im vergangenen Mai einen Katalog mit Nachrüstmöglichkeiten zusammengestellt. Darin Fensterschlösser, Scharnierseitensicherungen, Panzerriegel für die Haustür oder auch ein Fensterstangenschloss für Balkontüren. Der Anreiz für die Mieter: "Wir machen Halbe-Halbe bei den Kosten", sagt Unternehmenssprecherin Brückner-Lotsch. Der Spar- und Bauverein dürfte damit bundesweit Vorreiter sein.

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Gut 440 der 12.000 Wohnungen sind so inzwischen sicherer gemacht worden. 258.000 Euro hat der Spar- und Bauverein bisher in Einbruchsschutz investiert. "Eine finanzielle Obergrenze ist nicht geplant", sagt die Sprecherin. Auch das Dortmunder Unternehmen DOGEWO will seinen gut 40.000 Mietern jetzt solch ein Sicherheitspaket schnüren, sagt eine Sprecherin. Eine Arbeitsgemeinschaft soll das intern vorbereiten. Über eine große Umfrage habe man erfahren, dass den Mietern das Thema Sicherheit sehr stark am Herzen liege.

Einbruchsradar erhöht die Wachsamkeit von Mietern

Andere Wohnungsunternehmen an Rhein und Ruhr sind reserviert. Beim Unternehmen Vonovia, mit 80.000 Wohnungen einer der größten Vermieter im Ruhrgebiet, heißt es, "wir machen uns Gedanken über Einbruchschutz". Welche das sind, ist nicht zu erfahren. Mietern rate man, sich mit einer Hausratversicherung gegen das Einbruchsrisiko zu versichern, sagt eine Sprecherin.

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"Wir begrüßen das Einbruchsradar der Polizei, da es die Wachsamkeit unserer Mieter erhöht", glaubt man bei Vivawest. Eine aufmerksame Nachbarschaft "ist und bleibt der beste und unabdingbare Schutz vor Einbrechern", sagt Sprecherin Katrin Lamprecht. Ein Angebot für Mieter zur Nachrüstung von Wohnungen - 96.500 alleine im Ruhrgebiet - steht bei Vivawest nicht auf der Agenda. Man habe aber "in einer Reihe von Städten Kooperationsvereinbarungen mit der Polizei abgeschlossen, um Wohnungen besser gegen Einbrecher zu schützen. Durch das kostenlose polizeiliche Beratungsangebot können sich unsere Mieter schnell und umfassend über Präventionsmaßnahmen informieren."

Verband fürchtet negative Folgen für Vermieter

Beim Wohnungsunternehmen LEG will man das Einbruchsradar "selbstverständlich" nutzen. Besonders dort, wo Modernisierungen geplant sind, werde man "eine gegebenenfalls höhere Einbruchswahrscheinlichkeit berücksichtigen und die Fachleute der Polizei aktiv in unsere Konzeption mit einbinden", erklärt Sprecher Mischa Lenz. 130.000 Wohnungen an 170 Standorten hat die LEG in NRW. Steigende Einbruchszahlen habe man dort in den vergangenen Jahren nicht beobachtet, sagt Lenz. Deshalb "sehen wir darüber hinaus aktuell keinen Anlass, mehr in die Einbruchsicherheit zu investieren. Beim Thema Einbruch ist, ganz generell gesprochen, natürlich auch der Mieter selbst gefragt."

Beim Verband Haus und Grund NRW fürchtet Geschäftsführer Erik Uwe Amaya, das Einbruchsradar der Polizei erzeuge "eine gewisse Verunsicherung" in Kommunen. Bei 8,81 Millionen Wohnungen würde sich die Zahl der 62.362 Wohnungseinbrüche im Jahr 2015 in NRW doch ziemlich relativieren, meint Amaya. Für Immobilienbesitzer könnten die wöchentlich veröffentlichten Einbruchs-Karten dagegen negative Folgen haben: "Wenn sich vor Ort Einbrüche häufen, lassen sich Wohnungen dort womöglich schwerer vermieten". Investitionen in Sicherheitstechnik würde sich allerdings vielerorts nicht refinanzieren lassen, meint Amaya.

Einbruchschutz ist bislang baurechtlich nicht geregelt

Peter Werkmüller von der Düsseldorfer Polizei hört des öfteren, dass Mieter Vorbehalte hätten: "Manche schrecken etwa vor dem Umzug in eine Parterrewohnung zurück". Mit entsprechender Sicherheitsausstattung könnte man das Einbruchsrisiko dort allerdings deutlich verringern, meint Werkmüller.

Unterdessen steht das Thema Wohnungseinbruchschutz auch auf der Tagesordnung bei der Bundesbauministerkonferenz. Für den 13. April war sogar eine Sondersitzung einberufen, auch wegen dieses Themas.In NRW wird es wohl vorerst nicht dazu kommen, Vorgaben zum Einbruchschutz erstmals rechtlich festzuschreiben. Derzeit wird eine Überarbeitung des Landesbaurechts vorbereitet, die im Sommer im Landtag diskutiert werden soll. Im NRW-Bauministerium teilt man mit: "Durch eine Änderung des Baurechts staatlich zwingende Vorgaben zum Einbruchsschutz zu machen, stärkt nicht die erwünschte Eigenverantwortung der Bauherren".