Essen. Bankraub war gestern – Automaten-Sprengung ist heute. Ein Drittel sei erfolgreich, sagt die Bundesregierung. Auch Ticketautomaten werden gesprengt.
Die Sprengung von Automaten oft durch grenzüberschreitend operierende Banden ist bundesweit zum Massendelikt geworden. Der Umfang der Taten ist weitaus größer als bisher angenommen. Das geht aus der Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor.
Fast die Hälfte der Sprengungen passierte in NRW
Nach einer Aufstellung der Bundeskriminalamtes sind 2015 nicht nur rund 130 Spreng-Anschläge gegen Geldautomaten, davon 55 in Nordrhein-Westfalen, verübt worden. Schon das wäre eine Tat an jedem dritten Tag. Aber auch die Bundespolizei meldet jährlich 100 bis 120 Attacken auf Fahrkartenautomaten.
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Die Tatorte liegen meist an Stadträndern mit guten Verkehrsverbindungen oder in ländlichen Gebieten. Neben dem Schwerpunkt NRW werden Anschläge meist in Niedersachsen, Berlin, Brandenburg und Hessen gemeldet. Auffällig: „Die großen Flächenländer Bayern und Baden-Württemberg sind nur selten betroffen“.
Bei den Anschlägen gegen Ticket-Automaten verwenden die Täter nicht nur die bei Bankautomaten üblichen Gaseinleitungen, um die Explosion herbeizuführen. Sie setzen auch Rohrbomben und Schwarzpulver ein. „Die Täter nehmen billigend in Kauf, dass erhebliche gefahren für Leib und Leben unbeteiligter Personen herbeigeführt werden können“, warnt das Bundesinnenministerium. Das gilt auch für Sprengungen von Automaten durch Gaseinleitungen. Denn dabei kommt es auf jeden Fall zu erheblichen „Trümmer und Splitterverteilungen“.
Sachschaden zwischen hunderten und einer Million Euro
Auch sind vor allem die Sprengungen von Bankautomaten nicht so erfolglos wie oft dargestellt. Seit 2010 gelangten die Täter in 179 Fällen an Bargeld – eine „Erfolgsquote“ von 37 Prozent. In Einzelfällen wurden bis zu 380 000 Euro erbeutet. Der angerichtete Sachschaden überschreitet die Höhe der Beute bei weitem und liegt zwischen mehreren hundert Euro und einer Million. Nur in einem Fall in Rheinland-Pfalz ist ein Mensch durch die Sprengung schwer verletzt worden. Es war der Täter selbst.
Bei den Tätern handelt es sich meist um osteuropäische Banden, wie die Polizei mehrfach festgestellt hat. Sie kommen aus Polen, Rumänien, dem Libanon, der Türkei oder sind Deutsche. Gerichte verurteilen Täter, die erwischt wurden, mit Haft zwischen zweieinhalb und acht Jahren.
BKA und Regierung empfehlen den Banken die Einfärbe-Methode, um ihre Geldbestände zu sichern. Dabei werden die Geldscheine durch Farbe unbrauchbar gemacht, wenn der Automat gewaltsam geöffnet wird. Kostenpunkt für die Banken laut BKA: 2000 bis 4000 Euro pro Gerät. Auch sinnvoll sei ein System für 2000 bis 3000 Euro, das Gas neutralisiert oder verdrängt. In Frankreich und Belgien ist die Einfärbetechnik bei der Aufstellung eines Automaten sogar gesetzlich vorgeschrieben.