Essen.. “Sprengen und Rennen“ - die Banken in NRW rüsten auf, damit die Polizei von explodierten Geldautomaten schneller erfährt. Höher als die Beute ist oft der Schaden.

Drei Explosionen in der Nacht zu Donnerstag schrecken Polizei und Banken auf. Denn in Bonn, Bergheim und Rees haben Unbekannte Geldautomaten gesprengt. Die Fälle 60, 61 und 62 in diesem Jahr in NRW, in etwa jedem zweiten Fall wird Beute gemacht.

Und auch in der Nacht zu Freitag ist wieder ein Geldautomat gesprengt worden. Diesmal traf es eine Sparkassenfiliale in Wesel. Die Täter flüchteten ohne Beute. Ein Statiker muss nun klären, ob das Haus einsturzgefährdet ist. Solange bleibt die Filiale vorerst geschlossen. Laut Zeugenaussagen sollen es mehrere Täter gewesen sein.

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Frank Scheulen vom Landeskriminalamt (LKA) NRW spricht von einem „Phänomen: Wir kennen diese Tat seit über zehn Jahren, aber nicht in diesen Fallzahlen.“ Es kracht meist grenznah und zur Tiefschlafzeit. Man habe es zu tun mit Gruppen aus den Niederlanden, aber auch örtlichen Nachahmungstätern. Das LKA hat eine eigene Ermittlungsgruppe eingesetzt und prüft Spuren aus solchen Taten in seiner Kriminaltechnik mit Vorrang.

Farbpatronen sollen Täter ausbremsen

Die Zahl der Sprengungen steigt, seit Banken in den Niederlanden und in Frankreich technisch besser gesichert werden, etwa mit Farb­patronen, die die Beute unbrauchbar machen. Darüber werde auch in NRW „sehr konkret nachgedacht“, heißt es aus Sparkassenkreisen. Allerdings sei die Technik „sehr teuer“. In einem Lagebild der Polizei Brandenburg heißt es, in Banken entfalle der Einbau von Sicherungssystemen „oft aus Kostengründen“.

Die Verbandssparkasse Wesel hat jetzt angekündigt, alte Automaten mit Farbpatronen nachzurüsten und sprengsichere neue zu kaufen. Andere Institute sperren in den Nachtstunden den Zutritt zum Geldautomaten – aber damit natürlich auch die eigenen Kunden aus. Ihnen wird empfohlen, sich zu erkundigen, welche Geldautomaten 24 Stunden geöffnet bleiben. Oder, Geld zu anderen Tageszeiten abzuheben.

Höher als die Beute ist oft der Schaden, den die Explosionen anrichten. Sie zerstören Geldautomaten und Vorräume, drücken Fenster ein und führen im Extremfall zu Einsturzgefahr auch für Wohngebäude. Das LKA nennt eine Schadenssumme von fünf Millionen Euro.

Verfolgungsjagd mit der Polizei

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Es sei ein Glücksfall, dass bei dem „rabiaten Fluchtverhalten“ der Täter noch kein Mensch verletzt worden sei. Bei der Verfolgungsjagd von Anfang September, als ein Audi 24 Streifenwagen und einem Polizeihubschrauber in die Niederlande entkam, sollen Panzerknacker in dem Auto gesessen haben. Bei den Taten vom Donnerstag scheinen andere Gruppierungen am Werk gewesen zu sein. Sowohl die Täter in Rees als auch die in Bonn flohen mit Motorrollern.

Explodierende Geldautomaten entsetzen Nachbarn

Sarah Sudmann erinnert sich noch gut an jene Nacht: den Knall, den Rauch, die Flucht durchs Treppenhaus mit Baby. Da hatten Räuber im Erdgeschoss einen Geldautomaten der Volksbank in Nottuln gesprengt, das ganze Wohnhaus war einsturzgefährdet. „Wir sind ausgezogen, man hat sich auch nicht mehr sicher gefühlt“, sagt Sarah Sudmann heute, drei Jahre später. Ihre kleine Tochter Emily habe noch lange „sehr schreckhaft“ auf einen Knall reagiert.

Inzwischen geht es der Familie wieder gut. Aber ihr Schicksal zeigt, wie sehr die Automatensprenger auch in Menschenleben eingreifen – mit 62 Taten in diesem Jahr in NRW und 26 im letzten. Polizisten halten es eh für Zufall, dass noch kein Passant in so eine Explosion geriet oder jemand, der Geld abheben wollte. „Das sind große Sprengungen, das ist ja das Gefährliche“, sagt Frank Scheulen, der Sprecher des Landeskriminalamtes NRW.

Sieben Sprengungen, sieben Mal keine Beute

Für die Polizei sind die Täter („Sprengen und rennen“) während der Tat praktisch nicht zu erwischen. Sie brauchen nur drei bis fünf Minuten, um ihr Gasgemisch in den Geldautomaten zu leiten, die Sprengung auszulösen und die Kassetten mit dem Geld zu greifen. Um die Polizei früher zu alarmieren, würden Banken verstärkt „Einbruchsmelder, Erschütterungsmelder, Videoüberwachung und Gasdetektoren“ an Geldautomaten einsetzen, sagt Franz-Josef Arndt, der Geschäftsführer des „Bankenverbandes NRW“. Zahlen dazu werden aber nicht gesammelt, das Vorgehen bleibt jeder Bank selbst überlassen.

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Freilich gibt es auch schnellere Erfolge: In Hamm wurde eine Tätergruppe aus Moldawien ergriffen, in Hamburg ein einschlägig aktiver Mann aus Siegen. Und erst zu Wochenbeginn nahm die Polizei zwei junge Männer aus Troisdorf fest. Sie waren aufgefallen, weil sie mit ihrem Auto von einem Unfallort geflohen waren. Im Kofferraum fand die Polizei eine Gasflasche und passendes Werkzeug. Der 19- und der 23-Jährige stehen im Verdacht, sieben Geldautomaten im Rheinland gesprengt zu haben. Beute machten sie kein einziges Mal. Schrecken verbreiteten die Explosionen trotzdem.

Geldautomat in Duisburg gesprengt

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In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort.
In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort.
In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort.
In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort.
In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort.
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In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort.
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In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort.
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In der Nacht zu Freitag sprengen Unbekannte an der Dr. Rudolf - Sachtleben-Straße in Homberg einen Geldautomat der Degussa Bank in die Luft. Am Morgen untersuchen Beamte der Kriminalpolizei den Tatort.
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