Oer-Erkenschwick. Raphael Kentrup (33) liebt Star Wars. Nach Feierabend schlüpft er in seine Sturmtruppenrüstung und unterstützt bei der 501st Legion karitative Zwecke.
Monatelang hat er sich vorbereitet, jetzt zählt er die Stunden herunter. In der Nacht auf Donnerstag läuft „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ in den deutschen Kinos an. Raphael Kentrup ist in der Essener Lichtburg dabei. Nicht bloß als Fan, sondern als Sternenkrieger in Rüstung.
Denn der Verwaltungsbeamte gehört zur 501st Legion, einer weltweiten Organisation aus Enthusiasten, die nach Feierabend in die Kostüme des schurkischen Imperiums schlüpfen. „Als Kind habe ich die Filme gesehen und war natürlich begeistert“, sagt der 33-Jähre. Seitdem ist er dem Star Wars-Universum treu geblieben, als Teenager wegen der Romane, die die Geschichte fortgeschrieben haben.
Offiziersuniform für ein Konzert
Seine Wohnung in Oer-Erkenschwick offenbart Kentrups Leidenschaft sofort: Im Wohnzimmer steht ein Sternenzerstörer aus zigtausend Lego-Steinen, daneben der rote Helm eines imperialen Gardisten, und an der Steckdose lädt der neue Droide BB-8, der mit dem Smartphone gesteuert wird. Im Nebenraum geht die Sammlung weiter: Bücher, Comics, Raumschiffmodelle und Actionfiguren. „Frauen bereite ich immer darauf vor, bevor sie zu Besuch kommen“, sagt Kentrup und lacht.
Dass er selbst zum Sternenkrieger wird, geht aufs Jahr 2009 zurück. Damals erfuhr er, dass ein Star Wars-Konzert nach Oberhausen kommen sollte, und „ich wollte mich dafür in ein Kostüm schmeißen“. Doch woher sollte er es nehmen? Selbst bauen schied aus, ebenso „auf gut Glück hunderte Euro in die USA zu überweisen“.
Darth Vader hat den größten Wiedererkennungswert
Bei der Recherche stieß er auf die 501st Legion und deren deutschen Ableger, die German Garrison. Ohnehin mag er die Kostüme des Imperiums lieber als die der guten Rebellen. „Außerdem kennt jeder Darth Vader und die Sturmtruppen.“ Schließlich ließ er sich die Uniform von Roman-Bösewicht Großadmiral Thrawn maßschneidern. So ist aus dem Konzertbesuch ein langjähriges Hobby geworden und Kentrups Kostümsammlung gewachsen.
„Unser Anspruch ist, dass ein Kostüm möglichst nah an den jeweiligen Film herankommt.“ Dabei sind die Vorlagen der Kinofilme, Trickfilmserien, Computerspiele, Comics und Buchcover nicht einheitlich. So tragen Offiziere nicht immer Reithosen oder das Visier der Sturmtruppen ist mal glatt, mal gewölbt.
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All diese Details kennen Experten wie Kentrup und sind für Varianten manchmal sogar dankbar: Als er sich die Uniform der scharlachroten „Imperial Royal Guard“ zulegte, suchte er rote Samtschuhe in Größe 44. „Im Internet landete ich leider sofort auf Fetischseiten.“ Gerettet haben ihn 15 Sekunden, in denen ein Gardist mit schwarzen Stiefeln auf der Leinwand zu sehen ist. Problem gelöst.
„Das ist ein teures Hobby“
Das Glanzstück seiner Sammlung ist brandneu, die Sturmtruppenrüstung des unveröffentlichten Kinofilms. Im Sommer bekam er gegossene Plastikrohteile aus Amerika. Diese trimmte, schliff, klebte und spachtelte er. Das Lackieren überließ er jedoch einem Profi. „Das ist ein teures Hobby“, räumt der Sternenkrieger ein, der über 3000 Euro für sein etwa 30-teiliges Kostüm ausgegeben hat. Für Kentrup ist es das wert. Auch, weil er damit Menschen hilft: Neben Promo-Auftritten für Disney unterstützt die German Garrison karitative Zwecke, sammelt für Kinderhospize wie das Regenbogenland in Düsseldorf oder hilft der DKMS im Kampf gegen Krebs. Getreu dem Legionsmotto: „Bad Guys Doing Good“ (Schurken tun Gutes).
Dass er fast eine halbe Stunde braucht, um sich in einen Sturmtruppler zu verwandeln, dass er unterm Helm wenig sieht, sich kaum setzen kann und auf Veranstaltungen oftmals nervige Helmklopfer abbekommt, stört ihn nicht. Er hat Spaß. Manche belächeln ihn, „aber Star Wars hat in Deutschland eine hohe Akzeptanz erreicht“. Daher macht er auch auf seiner Arbeitstelle, im Innenministerium, kein Geheimnis aus seiner Leidenschaft. „Das Imperium hat durchaus den einen oder anderen Fan in der Verwaltung.“