An Rhein und Ruhr. Jahrzehnte waren sie das Gesicht zur Stadt, am 13. September treten einige altgediente Rathauschefs nicht mehr an. Ihre Nachfolge ist offen.

Irgendwann ist Schluss. Viele Jahre, Jahrzehnte gar hatten sie die Geschäfte im Rathaus geführt. Bei der Wahl am 13. September treten NRW-weit nun eine Reihe altgedienter Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte nicht mehr an. Das sollte den Wahlkampf vor Ort beleben. Der sonst bei solchen Wahlen so wichtige Amtsbonus spielt keine Rolle. „Das Rennen um die Nachfolge ist offen“, sagt Politikwissenschaftler Dr. Martin Florack von der Uni Duisburg-Essen. Die großen (oder seien es nur: groß empfundenen) Fußstapfen des langjährigen Amtsvorgängers freilich können für den Nachfolger zum Problem werden.

In der Regel geht alles glatt. Die Neuen finden sich nach gewonnener Wahl rasch im Amt zurecht. „Das politische Kapital des Vorgängers fließt dann auf sie über“, so Florack im Gespräch mit der NRZ. Die Bürger akzeptieren das neue Stadtoberhaupt. Wehe nur, wenn der Neuling seine vollmundigen Versprechungen aus dem Wahlkampf nicht zu halten vermag! Dann, so Florack, könne die extralange Amtsperiode des Vorgängers zu „einer echten Hypothek“ werden, weil Menschen (also: Bürger) ja bekanntlich dazu neigen, Dinge zu verklären.

Ein Blick auf die Rhein-Ruhr-Region. Einige altgediente Rathaus-Chefs, die nicht mehr antreten:

DAGMAR MÜHLENFELD hatte erst im Februar bekannt gegeben, nicht mehr kandidieren zu wollen. Die SPD-Politikerin war 2003 mit 53 % zu Mülheims Oberbürgermeisterin gewählt worden. Bürgerbeteiligung, die Sanierung der lange vernachlässigten Schulen und das Stadtentwicklungsprojekt Ruhrbania, das die Innenstadt näher an den Fluss bringen sollte, waren große Themen der heute 64-Jährigen. Sie engagierte sich auch überregional, machte Europa-Politik, vertrat die

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Städte im RWE-Aufsichtsrat, war aktiv im Städtetag. Initiierte das Aktionsbündnis der verschuldeten Ruhrgebietsstädte „Raus aus den Schulden“. Zwischendurch schien sie zermürbt von den schwierigen Mehrheitsverhältnissen im Rat der einstigen SPD-Hochburg, dann wieder entschlossen, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Nun tritt der 57-jährige Ulrich Scholten für die SPD gegen den gleichalten Werner Oesterwind von der CDU an.

KLAUS WEHLING hat der Familie stets einen hohen Stellenwert beigemessen – sowohl privat als auch als Oberhausener Oberbürgermeister. So schmiedete der SPD-Politiker das Bündnis für Familie und rief diverse Preise für soziales Engagement ins Leben – aktuell den Jugendfriedenspreis. Der von ihm initiierte Mittagstisch für bedürftige Kinder feierte in diesem Jahr bereits sein zehnjähriges Bestehen. Über einen Fehler ärgert sich Wehling, 2004 gewählt, aber immer noch: der Verkauf des Stahlwerksgeländes gegenüber dem Centro. Er hatte große Hoffnung, dass durch den Verkauf Anfang 2006 an einen nordirischen Käufer sich schnell Firmen ansiedeln und Arbeitsplätze entstehen. Um seine Nachfolge bewerben sich Kämmerer Apostolos Tsalastras (SPD) und Daniel Schranz (CDU).

HERBERT NAPP erwarb sich als „Vesuv von Neuss“ landesweit die Sympathien vieler Raucher, als er gegen Nichtraucheraktivisten und die Dienstaufsicht stritt, die ihm das Qualmen im Amtszimmer untersagten. Auf diesen Streit dürfe man den CDU-Politiker aber nicht reduzieren, betont sein Umfeld. Napp, 1998 gewählt, ist der dienstälteste Bürgermeister einer Großstadt in NRW (Neuss hat 154 000 Einwohner), und zweitdienstälteste bundesweit. Napp habe das Bild der Stadt nachhaltig geprägt, heißt es – etwa, indem er die Anbindung der Innenstadt ans Wasser massiv vorantrieb. Auch die Ansiedlung des Möbelriesen Höffner lag dem heute 68-jährigen Rathauschef am Herzen. Mitarbeiter loben seinen Führungsstil („der war offen, mit dem konnte man reden“). Um die Nachfolge bewerben sich Schützenpräsident Thomas Nickel (für die CDU) und der Landtagsabgeordnete Reiner Breuer (SPD).

HERMANN HANSEN ist ein Hünxer Urgestein. Seit 17 Jahren ist der parteilose Kommunalpolitiker hauptamtlicher Bürgermeister der niederrheinischen Gemeinde. Er erreichte bei der Wahl 2004 als Einzelbewerber satte 87,8 % und hatte damit die drittmeisten Stimmen in ganz NRW. Von 1985 bis 1998 war er auch Gemeindedirektor, davor sechs Jahre Kämmerer -- Hansen kennt sich mit Finanzen aus. Insgesamt kommt der gebürtige Hünxer auf 53 Jahre im öffentlichen Dienst. „Kommunale Interessen sind keine Parteiinteressen“, war seine Devise. Und: „Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber an einem Strang ziehen.“ Um Hansens Nachfolge bewerben sich vier Kandidaten.