Köln. Drei Männern wird vorgeworfen, Bahn-Fahrscheine gefälscht und im Internet verkauft zu haben. Am Dienstag begann ihr Prozess - der kurz werden könnte.
Eineinhalb Jahre nach einem spektakulären Einsatz von GSG9-Beamten in Köln wegen gefälschter Bahnkarten kommen drei mutmaßliche Betrüger möglicherweise mit einem blauen Auge davon. Bei einem Geständnis könnte das Strafmaß unter zwei Jahren bleiben und zur Bewährung ausgesetzt werden, stellte der Vorsitzende Richter am Dienstag zu Prozessbeginn vor dem Kölner Landgericht in Aussicht. Einer der Angeklagten, ein 23-Jähriger, hatte bereits über seinen Anwalt mitteilen lassen, sich an einem der nächsten Prozesstage äußern zu wollen.
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Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Männern im Alter von 23 bis 45 vor, in der Zeit von Juli bis November 2013 Dutzende ICE-Tickets gedruckt und verkauft zu haben. Ihre Festnahme war im Dezember 2013 durch die Medien gegangen, die Anti-Terror-Einheit GSG9 war damals im Einsatz: Bei einer Hausdurchsuchung im Keller des Kölner Uni-Centers hatten die Beamten unter anderem Sprengstoff und eine manipulierte Handgranate gefunden. Kurzzeitig überlegten die Einsatzkräfte sogar, das komplette 45-stöckige Gebäude mit 1600 Bewohnern zu evakuieren.
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt eigentlich fünf Männer, nach zwei weiteren mutmaßlichen Bandenmitgliedern wird aber noch mit internationalem Haftbefehl gefahndet.
Oft waren die Tickets schlecht gefälscht
Laut Staatsanwaltschaft sollen die Männer immer dieselbe Masche angewandt haben, um die gefälschten Karten loszuwerden: Sie boten die Tickets über ein Mitfahrportal im Internet an. Die potenziellen Käufer wurden dann zum Bahnhof oder verschiedenen Stellen in der Kölner Innenstadt zur Übergabe bestellt. In einigen Fällen versuchten die Männer sogar, die Karten direkt im Reisezentrum der Bahn wieder umzutauschen.
Oft hatten sie Pech - oder die Tickets waren einfach nur schlecht gefälscht: Viele der potenziellen Kunden hatten laut Staatsanwaltschaft ein "komisches Gefühl" und gingen mit dem Ticket zum Schalter, um die Echtheit prüfen zu lassen. Oder die Mitarbeiter im Reisezentrum bemerkten den Schwindel. Dabei waren die Karten auf echten Papierrollen der Deutschen Bahn hergestellt.
Vor zwei Jahren wurde ein Automat gesprengt
Woher die Fälscher das spezielle Papier für die Bahnkarten hatten, ist laut Kölner Landgericht inzwischen klar: Im Bahnhof des Örtchens Honrath östlich von Köln wurde vor zwei Jahren ein Ticket-Automat gesprengt, Blanko-Fahrausweisrollen wurden gestohlen. Ob für die Detonation die Angeklagten verantwortlich sind, ist unklar. (dpa)