Essen. NRW leidet unter Feinstaub. Derzeit ist die Belastung durch die Mikropartikel so hoch wie selten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Während der vergangenen Tage war die Feinstaub-Belastung in NRW ungewöhnlich hoch. Der zulässige Höchstwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft wurde mehrfach deutlich überschritten. Auf der Düsseldorfer Corneliusstraße maß das Landesumweltamt am Freitagmorgen 116 Mikrogramm - damit ist die Luftqualität laut der Bewertungsskala der Behörde "sehr schlecht".

Auch an allen drei Essener Messstationen lag der Wert am Freitagmorgen bei mehr als 100 Mikrogramm.  In Dortmund und Duisburg wurden die zulässigen Höchstwerte ebenfalls deutlich überschritten. Doch was ist Feinstaub eigentlich und welche Krankheiten kann er hervorrufen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

FeinstaubWas ist Feinstaub?

Als Feinstaub oder Schwebstaub bezeichnet man winzige Teilchen in der Luft. Sie sinken nicht sofort zu Boden, sondern bleiben eine Zeit lang in der Atmosphäre. Mit bloßem Auge sind sie nicht zu sehen. Bei bestimmten Wetterlagen kann man Feinstaub aber als Dunstglocke wahrnehmen.

Wo kommt Feinstaub her?

Ein großer Teil ist vom Menschen gemacht. Große Mengen entstehen vor allem durch Kraftwerke, Müllverbrennungsanlagen, Öfen und Heizungen sowie in Industrieprozessen. In Ballungsgebieten ist vor allem der Straßenverkehr eine bedeutende Quelle.

Doch selbst Drucker im Büro, Kerzen im Wohnzimmer, Staubsaugen ohne Feinstfilter, Rauchen, Kochen, Osterfeuer und Silvesterfeuerwerk produzieren Feinstaub. Es gibt aber auch natürliche Quellen wie zum Beispiel Vulkanasche.

Warum ist die Feinstaubbelastung gerade jetzt so hoch?

Hintergrund ist nach Schilderung des Deutschen Wetterdienstes eine Inversionswetterlage ohne Niederschläge und Wind. Erst in der Nacht zum Samstag wurde Regen erwartet, der die Feinstaubpartikel auswasche, sagte ein Meteorologe.

BrauchtumWo erfahre ich die aktuellen Messwerte?

In NRW informiert das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) über die aktuelle Feinstaubbelastung. Auf der Website des LANUV werden alle aktuellen Werte aufgelistet. Die Seite finden Sie hier.

Welche Krankheiten kann Feinstaub verursachen?

Die winzigen Partikel dringen über Nase und Luftröhre in den Körper ein. Ausgelöst werden können Schleimhautreizungen und Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien bis hin zu einer erhöhten Thromboseneigung. Weitere mögliche Folgen sind Erkrankungen des Herzkreislaufsystems sein, bis hin zu Infarkten und Lungenkrebs.

Nach einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben im Jahr sieben Millionen Menschen weltweit an den Folgen von Luftverschmutzung.

Wie kann ich mich vor Feinstaub schützen?

An Tagen mit hoher Feinstaub-Belastung sollten Einwohner körperliche Anstrengung vermeiden. Joggen ist dann keine gute Idee, erläutert Prof. Gerhard Sybrecht von der Deutschen Lungenstiftung im niedersächsischen Langenhagen. Der Lungenfacharzt rät zudem, Fenster an viel befahrenen Straßen geschlossen zu halten.

Um den schädlichen Partikeln zu entgehen, sei es ideal, an besonders schlimmen Tagen die Stadt zu verlassen und ins Grüne zu fahren. Anwohner könnten auch einen Mundschutz tragen, dieser halte allerdings nicht alles ab.

Welche gesetzlichen Regelungen gibt es beim Feinstaub?

Seit 2005 gelten europaweit Grenzwerte für Feinstaub, die kleiner als zehn Mikrometer sind (PM10). Der Tagesgrenzwert darf nicht öfter als 35 Mal im Jahr überschritten werden.

Das können Sie selbst gegen Feinstaub unternehmen

Wie hoch ist die Feinstaubbelastung in Deutschland?

Die 35-Tage-Regel an den Messstationen wird regelmäßig überschritten - vor allem an verkehrsreichen Straßen. 2014 war das etwa in Hagen und Gelsenkirchen der Fall. Dabei gibt es allerdings starke jährliche und auch regionale Schwankungen. Insgesamt hat sich die Lage durch mehr Auflagen für Industrie und Verkehr sowie das Ende der DDR-Anlagen jedoch erheblich verbessert.

Den letzten Smogalarm in Westdeutschland gab es 1987, in Ostdeutschland 1993. Seit dem Jahr 2000 flacht die Feinstaub-Kurve jedoch kaum noch ab. Es fehlt an Druck. Die EU hat bisher keine Sanktionen wie etwa Geldbußen verhängt.

UmweltmesstechnikWas passiert für mehr Schutz vor Feinstaub?

In Deutschland gibt es rund 100 Luftreinhalte- und Aktionspläne. Etwa 50 Kommunen in Deutschland haben bis Ende 2013 Umweltzonen eingerichtet, weitere sollen folgen. In diesen Zonen dürfen nur Autos mit einer Plakette fahren, die für gute Abgasfilter steht. Einige Städte haben auf bestimmten Routen auch Durchfahrtverbote für Lkw erlassen. Das Umweltbundesamt lobt, dass auch solche kleinen Maßnahmen Effekte zeigen. Ohne sie würden die Grenzwerte noch häufiger überschritten.

Wie kann ich persönlich die Feinstaub-Belastung reduzieren?

Die Behörden raten vor allem dazu, unnötige Autofahrten zu vermeiden. Denn lediglich Elektro-Autos stoßen keinen Feinstaub aus. Außerdem sollten Bürger möglichst auf Ofen - und Kaminheizungen verzichten. (we/dpa)