Narzissmus: News, Berichte & Hintergründe
Wer unbequem ist, wird schnell als Narzisst abgestempelt. Doch wer ist wirklich einer und wie entsteht die Ich-Sucht? News und Infos.
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Die Persönlichkeitsstörung „Narzissmus“ ist in aller Munde – Ex-Partner, Freunde, Arbeitskollegen und sogar Familienmitglieder werden schnell als Narzissten abgestempelt. Doch ab wann ist ein Mensch wirklich narzisstisch? Ist der Begriff nur eine Umschreibung für einen selbstverliebten Egomanen? Und wenn ja, kann ein Narzisst überhaupt lieben? Alle wichtigen Fragen zum Thema Narzissmus im Überblick.
Wann spricht man von Narzissmus?
Narzissmus ist mehr als Selbstverliebtheit oder Eitelkeit. Schließlich kann jeder und jede ein bisschen selbstverliebt sein. Unter Psychologen gilt Narzissmus als ein Persönlichkeitsmerkmal, das in der Gesellschaft ähnlich verteilt ist wie die Körpergröße oder der Intelligenzquotient: Die meisten Menschen haben eine mittlere Ausprägung, die sich in einem stabilen Selbstwertgefühl äußert – nur wenige sind extrem stark oder schwach veranlagt.
Ein narzisstischer Mensch hingegen hat ein Defizit. Er kompensiert das schlechte Selbstbild, indem er sich ein Größenselbst schafft, mit dem er sich identifiziert. Wenn solche pathologischen Züge ins Spiel kommen, sprechen Psychologen auch von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die durch ein tiefes Bedürfnis nach Bewunderung und einen Mangel an Einfühlungsvermögen in andere Menschen gekennzeichnet ist.
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Was unterscheidet den weiblichen vom männlichen Narzissmus?
Obwohl Narzissmus bei beiden Geschlechtern vorkommen kann, äußert er sich oft unterschiedlich. Männlicher Narzissmus äußert sich meist in grandioser Selbstüberhöhung, Aggressivität und einem Hang zur Dominanz. Weiblicher Narzissmus zeigt sich dagegen häufiger in subtileren Formen wie Manipulation, einem übertriebenen Bedürfnis nach Bestätigung und Empfindlichkeit gegenüber Kritik. Diese Unterscheidungen sind jedoch nicht starr und können individuell variieren.
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Wie entsteht Narzissmus?
Wie die meisten psychischen Störungen hat auch der Narzissmus seine Wurzeln in der Kindheit. Frühe Kindheitserfahrungen wie übermäßige Verwöhnung oder extreme Kritik können zur Entwicklung narzisstischer Persönlichkeitsmerkmale beitragen. Experten betonen aber zudem die Rolle des sozialen Umfelds bei der Prägung narzisstischer Verhaltensweisen.
Wie verhält sich ein Narzisst in einer Beziehung?
Sich in einen Narzissten oder eine Narzisstin zu verlieben, kann sehr schnell gehen, denn narzisstische Menschen sind oft faszinierend: Sie sind in der Regel sehr intelligent, eloquent und können sich gut verkaufen, da sie stets nach Macht streben, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Zudem überschütten Narzissten ihre Partner zu Beginn einer Beziehung oft mit vermeintlicher Liebe, Zuneigung und Komplimenten, was auch als „love bombing“ bezeichnet wird.
Auf Wolke sieben übersieht man leicht das Chaos darunter – zum Beispiel, dass sich Narzissten im Laufe der Beziehung immer mehr in den Vordergrund drängen, wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse und Gefühle des Partners nehmen und ihr Gegenüber manipulieren, emotional ausnutzen und abwerten. Eine Partnerschaft unter diesen Bedingungen ist eine große Herausforderung.
Weitere Anzeichen für einen narzisstischen Partner sind:
- Aggressive Reaktion auf Kritik
- Beharren auf eigene Freiräume in der Beziehung
- Übermäßige Kontrolle über das Leben des Partners
- Erniedrigung des Partners, um Macht zu demonstrieren
Kann ein Narzisst lieben?
Die Frage, ob Narzissten lieben können, ist kompliziert. Während sie tiefe Zuneigung empfinden können, ist ihre Fähigkeit, echte Empathie zu zeigen und eine gesunde, ausgeglichene Beziehung zu führen, oft eingeschränkt. Ihre Liebe kann an Bedingungen geknüpft sein und stark von der Bewunderung und Anerkennung abhängen, die sie von ihrem Partner erhalten.
Wie verhält sich ein Narzisst nach einem Streit?
Nach einem Streit zeigen Narzissten oft wenig Bereitschaft zur Selbstreflexion oder zum Eingestehen von Fehlern. Stattdessen neigen sie dazu, die Schuld auf andere zu schieben und können sogar Rache- oder Bestrafungsakte gegen diejenigen verüben, die sie herausgefordert haben. Ihre Reaktionen können von kalter Ignoranz bis hin zu aggressiven Ausbrüchen reichen.
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Wie reagiert ein Narzisst auf Zurückweisung?
Zurückweisungen werden von einem Narzissten als Angriff auf die eigene Person empfunden. Da ihr Selbstwertgefühl stark von externer Anerkennung abhängt, kann eine Zurückweisung tiefe Wut, Trauer oder sogar aggressive Gegenreaktionen auslösen. Sie könnten versuchen, die Zurückweisung rückgängig zu machen oder die Person, die sie zurückgewiesen hat, zu diskreditieren oder zu bestrafen. Schließlich wollen Narzissten ihr Überlegenheitsgefühl aufrechterhalten – koste es, was es wolle.
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Wie geht man mit einem Narzissten in der Beziehung um?
Die Beziehung zu einem Narzissten ist oft ein komplexes Unterfangen. Denn neben extremen Liebesbekundungen neigen narzisstische Partner auch dazu, ihr Gegenüber wegen kleinster „Verfehlungen“ zu kritisieren. Besonders perfide sind die verbalen Attacken, mit denen der Narzisst seinen Partner oder seine Partnerin bombardiert.
Dem muss laut Experten so schnell wie möglich Einhalt geboten werden: Betroffene sollten das Verhalten nicht beschönigen, sondern ihre Selbstfürsorge in den Vordergrund stellen und klare Grenzen setzen. In manchen Fällen kann eine Trennung die bessere Lösung sein, insbesondere wenn das narzisstische Verhalten zu psychischen und körperlichen Folgen führt.