Berlin. Kaum ein Blutwert sorgt für so viel Angst wie Cholesterin. Doch es muss differenziert werden. Die Zusammensetzung ist entscheidend.
Wenn von Cholesterin (Blutfett) die Rede ist, ahnt man nichts Gutes. Cholesterin, da schwingt bereits ein Begriff wie „gefährlich“ mit. In der Tat ist ein Zuviel an Cholesterin für schwere Erkrankungen verantwortlich, so die Fachgesellschaften.
Doch viele Menschen wissen nicht, dass Cholesterin nicht gleich Cholesterin ist. So pauschal lasse sich das mit der Gefährlichkeit nämlich gar nicht sagen, heißt es zum Beispiel auch bei der Stiftung Gesundheitswissen. „Vielmehr kommt es darauf an, wie viel ,gutes‘ und ,schlechtes‘ Cholesterin in unserem Körper vorhanden ist.“
Cholesterin ist nicht automatisch schlecht: Dafür wird es benötigt
Salopp gesagt, hat Cholesterin als Naturstoff zunächst einmal zu Unrecht den schwarzen Peter. Bei aller Gefahr, die von zu hohem Blutfett ausgeht, wird oft vergessen, dass Cholesterin (cholé, zu Deutsch „Galle“) eine durchaus gute Erfindung der Natur ist. Laut Wissenschaft handelt es sich um einen Stoff, der zur Bildung von Gallensäuren gebraucht wird und damit der Fettverdauung dient.
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Zudem ist Cholesterin eine Vorstufe von Vitamin D, was wiederum für den Aufbau gesunder, starker Knochen existenziell ist. Auch braucht man es zum Aufbau der umhüllenden Membranen der Körperzellen. Es erhöht damit die Elastizität der Zellen und auch der Blutgefäße.
Von großer Bedeutung ist Cholesterin zudem in der Bildung von lebenswichtigen Hormonen wie den Steroidhormonen Cortisol, Aldosteron und Testosteron. Neunzig Prozent etwa wird von der Leber und zum Teil auch vom Darm gebildet. Nur einen kleinen Teil müssen wir über die Nahrung aufnehmen. Aber welches Cholesterin ist nun gut oder schlecht?
Unter diesen Umständen wird „schlechtes Cholisterin“ gefährlich
Um das zu verstehen, muss man sich vorstellen, dass Blutfette vom Ort der Entstehung, also der Leber, durch die Blutbahn zu den Körperzellen gelangen müssen. Da Fette aber nicht wasserlöslich sind, können sie nicht einfach durchs Blut schwimmen. Dazu brauchen sie einen Transporter. Und das sind spezielle Eiweiße. Die Verbindung aus Eiweiß und Cholesterin wird Lipoprotein genannt.
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Nun gibt es einen Hin- und einen Abtransport zu und weg von den Körperzellen. Das Cholesterin, das zu den Körperzellen gebracht wird, ist das LDL („Low Density Lipoprotein“). Alles bestens, doch hier besteht schon die Gefahr: Nämlich dann, wenn sich mehr LDL im Blut befindet, als die Zellen aufnehmen können.
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Die Wissenschaft geht davon aus, dass sich Überschuss in den Wänden der Blutgefäße ablagert. Dadurch können die Blutgefäße verengen oder verhärten – was man Arteriosklerose nennt und viele Gefahren birgt, bis hin zu schweren Folgeerkrankungen, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Deshalb wird LDL-Cholesterin auch häufig das „schlechte“ Cholesterin genannt und für Gefäßverkalkungen wie Fortschreiten von Ablagerungen in den Gefäßen (Plaques) verantwortlich gemacht.
Cholesterinwerte: Auf das „gute Cholesterin“ kommt es an
Wo zu viel hingeschafft wurde, könnte ja einfach auch wieder viel zurückgeschafft werden? Ganz genau. Das ist das Prinzip. Und nun kommt das „gute“ Cholesterin ins Spiel, auch „HDL“ (High density lipoprotein) genannt. Das HDL sammelt sozusagen überschüssiges Cholesterin wieder ein und transportiert es zurück in die Leber. Und hier kann es zum Beispiel zu Gallensäure umgewandelt werden – vereinfacht gesagt, um das Prinzip zu erläutern.
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Bei den Cholesterinwerten kommt es, so ist zu lesen, auch auf die Zusammensetzung an. Erstrebenswert ist ein möglichst hoher Anteil von HDL (das „gute“) und ein geringer von LDL (das „schlechte“). Bei den meisten Menschen macht LDL-Cholesterin etwa 60 bis 70 Prozent und HDL-Cholesterin etwa 20 bis 30 Prozent des Gesamtcholesterins im Blut aus, so die Wissenschaft. „Das Verhältnis von LDL zu HDL bestimmt, wie hoch das Risiko für eine Arteriosklerose ist“, so der Berufsverband Deutscher Internisten und Internistinnen. Getestet wird per Blutprobe.
HDL-Cholesterin: Forscher aus Texas zweifeln Wirkung an
Eine neue Untersuchung allerdings lässt aufhorchen: Forscher des „Houston Methodist Research Institute“ (Texas, USA) stellen einen Teil der Bedeutung des HDL in Frage. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass nicht alle Bestandteile von HDL-Cholesterin, dem sogenannten „guten“ Cholesterin, tatsächlich gesundheitsförderlich sind. Unter bestimmten Umständen könnte HDL sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Entscheidend dabei soll sein, ob das HDL-Cholesterin überwiegend freie oder gebundene Partikel enthält. Gebundenes Cholesterin ist stabil und für die Speicherung vorgesehen, während freies Cholesterin in hohen Konzentrationen problematisch zu sein scheint. Wie der MDR berichtet, schlagen die Studienautoren vor, freies HDL-Cholesterin als neuen Biomarker für Herz-Kreislauf-Risiken zu nutzen.
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Welche Cholesterinwerte gesund sind, so die Wissenschaft, hänge von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchstatus und Vorerkrankungen ab. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) empfiehlt: Je höher das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ist, umso niedriger sollten die LDL-Werte sein. Aktuelle Entwicklungen gehen in Richtung immer tieferer LDL-Zielwerte, was von Experten jedoch auch kritisiert wird.
Für gesunde Menschen mit niedrigem Risiko gelten folgende Richtwerte:
- Gesamtcholesterin <190 mg/dl = 5,0 mmol/l
- LDL <116 mg/dl = 3,0 mmol/l
- HDL mindestens 40 mg/dl
Cholesterin im Gleichgewicht halten: Fleisch und Wurst reduzieren
Die Werte sollten unbedingt im Normbereich liegen, um seine Gesundheit nicht zu gefährden, so die Fachgesellschaften. Ernährungs-Wissenschaftler und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfehlen viel Gemüse als Basis einer gesunden Ernährung. Wichtig: Bei Ölen sollte man die mit hohem Anteil ungesättigter Fettsäuren favorisieren. Sind die Werte kritisch, sollte man auf tierische Lebensmittel mit gesättigten Fettsäuren wie Butter, Käse, Sahne, Fleisch und Wurst verzichten.
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Außerdem erhöhen sogenannte Transfettsäuren das LDL-Cholesterin im Blut. Transfettsäuren werden industriell aus Ölen hergestellt und meist für die Zubereitung von Fast Food und Fertiggerichten verwendet. Aber auch in Sardinen oder Tintenfisch, Krusten- und Schalentieren wie Muscheln oder Krebsen ist sehr viel Cholesterin zu finden.