Essen. Beim Thema Finanzen kommt es in Beziehungen oft zum Streit. Verschiedene Modelle zeigen, wie Ausgaben gerecht aufgeteilt werden können.
Wenn zwei Menschen zusammenleben, kommen sie irgendwann nicht mehr um das Thema Finanzen herum. Die Frage, wie Kosten gerecht aufgeteilt werden, kann zu Spannungen führen – vor allem, wenn unterschiedliche Vorstellungen aufeinandertreffen. Von der Aufteilung der Miete bis hin zu alltäglichen Ausgaben: Wie lässt sich ein finanzielles Gleichgewicht herstellen? Finanztip stellt drei Kostenmodelle vor, die ein transparentes Finanzmanagement in Beziehungen ermöglichen.
Familienplanung in der Beziehung: Wer trägt die finanzielle Last?
Die Geburt eines Kindes macht die Organisation der Finanzen noch herausfordernder, da sie nicht nur das Leben verändert, sondern auch die finanzielle Dynamik in einer Beziehung. Oft übernehmen Mütter die Elternzeit und arbeiten anschließend in Teilzeit, um Familie und Beruf zu vereinbaren.
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Dies führt häufig dazu, dass sie weniger verdienen und langfristig finanzielle Nachteile in Kauf nehmen müssen – von geringeren Rentenansprüchen bis hin zu einer stärkeren Abhängigkeit vom Partner. Väter hingegen bleiben oft in Vollzeit beschäftigt und profitieren von einem stabileren Einkommen, während der Großteil der unbezahlten Care-Arbeit bei den Müttern liegt. Diese ungleiche Verteilung kann nicht nur zu Spannungen führen, sondern auch die finanzielle Zukunft beider Partner stark beeinflussen.
Im Laufe ihres Erwerbslebens verdienen Mütter durchschnittlich 737.000 Euro in West- beziehungsweise 503.000 Euro in Ostdeutschland weniger im Vergleich zu Frauen ohne Kinder. Das hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2020 ergeben. Im Gegensatz dazu steigt das Einkommen von Vätern während ihrer Karriere um bis zu 20 Prozent im Vergleich zu kinderlosen Männern.
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Kosten in Beziehungen: Wie lässt sich die finanzielle Last gerecht verteilen?
Die Frage, wie Paare gemeinsame Ausgaben – etwa für Miete, Versicherungen, Lebensmittel oder Restaurantbesuche – fair regeln können, beschäftigt viele. Finanztip hat hierzu verschiedene Ansätze analysiert. Drei bewährte Modelle im Überblick:
1. Das 50:50-Modell: Alles wird gleich geteilt
Bei der 50:50-Aufteilung tragen beide Partner die gemeinsamen Kosten zu gleichen Teilen. Egal ob es sich um die Miete, Nebenkosten oder den Wocheneinkauf handelt – jeder zahlt die Hälfte. Dieses Modell ist besonders einfach und übersichtlich, da keine komplizierten Berechnungen nötig sind. Allerdings kann es schnell als unfair empfunden werden, wenn die Einkommen der Partner unterschiedlich hoch sind. In solchen Fällen führt die strikte Gleichverteilung dazu, dass der Partner mit dem niedrigeren Einkommen deutlich stärker belastet wird. Das Modell eignet sich daher vor allem für Paare mit ähnlicher finanzieller Ausgangslage.
2. Das einkommensabhängige Modell: Fairness durch prozentuale Aufteilung
Bei der anteiligen Aufteilung nach Einkommen werden die gemeinsamen Kosten entsprechend des Verdienstes jedes Partners aufgeteilt. Dieses Modell schafft eine gerechtere Balance, da jeder nur so viel beisteuert, wie er sich leisten kann, ohne unverhältnismäßig belastet zu werden. Es erfordert jedoch eine offene Kommunikation über Einkommen und eine genaue Berechnung der jeweiligen Anteile. Gerade bei unterschiedlich hohen Gehältern oder während einer Elternzeit bietet diese Methode eine faire Alternative zum starren 50:50-Modell.
![Geld kann in Beziehungen häufig zu Streit führen – besonders, wenn die Partner unterschiedlich viel verdienen. Eine faire Aufteilung der Kosten ist entscheidend, um Konflikte zu vermeiden. Ein Paar plant gemeinsame Ausgaben.](https://img.sparknews.funkemedien.de/407523609/407523609_1737971260_v16_9_1200.jpeg)
Ein Beispiel: Jonas verdient 4000 Euro im Monat, während seine Partnerin Jessica 2000 Euro verdient – also nur die Hälfte. Die gemeinsamen monatlichen Ausgaben belaufen sich auf 2000 Euro, die das Paar anteilig nach Einkommen aufteilt. Jonas trägt zwei Drittel der Kosten und übernimmt 1333 Euro, während Jessica ein Drittel zahlt, also 667 Euro. Durch diese Verteilung wird die finanzielle Belastung fair verteilt, da beide prozentual den gleichen Anteil ihres Einkommens beitragen.
3. Gleicher finanzieller Spielraum für beide Partner
Ein weiteres Modell strebt an, beiden Partnern nach Begleichung der gemeinsamen Kosten den gleichen finanziellen Spielraum zu lassen. Diese Lösung eignet sich besonders, wenn eine Person wegen gemeinsamer Kinder weniger arbeitet und dadurch ein geringeres Einkommen hat.
Ein Beispiel: Jonas und Jessica verdienen zunächst beide 3000 Euro monatlich. Nach der Geburt ihrer Kinder reduziert Jessica ihre Arbeitszeit und verdient nur noch 1000 Euro, während Jonas weiterhin 3000 Euro verdient. Um eine faire Balance zu schaffen, übernimmt Jonas die gesamten gemeinsamen Ausgaben von 2000 Euro allein. Dadurch bleiben sowohl Jonas als auch Jessica jeweils 1000 Euro für ihre persönlichen Bedürfnisse. Dieses Modell sorgt für Gleichberechtigung, auch wenn die Einkommen stark variieren. In einer eigenen Podcast-Folge stellt Finanztip dieses Modell vor: Folge des Podcasts „Auf Geldreise“.
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Das Gemeinschaftskonto: Transparenz und einfache Verwaltung
Ein Gemeinschaftskonto kann ergänzend zum eigenen Girokonto eine praktische Lösung sein, um gemeinsame Kosten wie Miete, Lebensmittel oder Versicherungen effizient zu verwalten. Beide Partner zahlen einen festgelegten Betrag oder einen prozentualen Anteil ihres Einkommens auf das Konto ein, von dem dann alle geteilten Ausgaben beglichen werden.
Dieses Modell sorgt für Transparenz und erleichtert die Übersicht über gemeinsame Finanzen. Besonders in längeren Beziehungen oder bei einem gemeinsamen Haushalt schafft es klare Verhältnisse und reduziert das Risiko von Streitigkeiten über Geld. Wichtig ist jedoch, klare Absprachen zu treffen, wie viel jeder einzahlt und welche Ausgaben darüber gedeckt werden sollen.
Tipp: Mit einem Gemeinschaftskonto können Paare die Schenkungssteuer vermeiden, die anfallen kann, wenn eine Person eine größere Summe auf das Gemeinschaftskonto einzahlt. Gerade für Unverheiratete, die nur einen Steuerfreibetrag von 20000 Euro haben, kann das schnell teuer werden.
Schulden und Kredite: Das sollten Paare beim Gemeinschaftskonto beachten
Übrigens: Ein Gemeinschaftskonto gehört beiden Partnern zu gleichen Teilen. Das bedeutet, dass jeder frei über das Geld verfügen kann, gleichzeitig aber auch gemeinsam für mögliche Schulden haftet. Deshalb ist es wichtig, vorab offen über die finanzielle Situation zu sprechen – inklusive bestehender Schulden oder Konsumkredite. Regelmäßige Gespräche über Geld schaffen Klarheit und ermöglichen es, Absprachen nach Bedarf an veränderte Lebensumstände anzupassen. So bleibt die finanzielle Organisation langfristig fair und transparent.
Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der gemeinnützigen Finanztip-Stiftung.