Berlin. Treue ist nicht überall gleich wichtig: Eine neue Studie zeigt, welche Nationen besonders häufig fremdgehen – und klärt die Gründe.
Es klingt wie die Vorlage für den nächsten Netflix-Kassenschlager: Eine aktuelle Studie von „Smith Investigation Services“, „World Population Review“ und „The Tech Report“ hat untersucht, welche Länder die höchsten Untreue-Raten aufweisen, warum Menschen fremdgehen und wo Treue noch eine echte Tugend ist.
So offenbar in Island: Nur neun Prozent der befragten Isländer gaben an, jemals fremdgegangen zu sein. Inmitten der felsigen Landschaft scheint die Treue so stabil wie das Gestein. Ein klarer Kontrast zu Ländern wie Rumänien (46 Prozent), Japan (49 Prozent) oder Australien (44 Prozent), die im Mittelfeld der Untreue-Rangliste liegen.
Hotspots des Fremdgehens: Deutschland und Großbritannien vorne dabei
Abgesehen von Island schneidet Europa im Allgemeinen in Sachen Treue insgesamt nicht gerade gut ab. Es zeigt sich, dass Untreue in vielen europäischen Ländern tief verwurzelt zu sein scheint – und oft weniger als moralischer Fehltritt denn als menschliches Bedürfnis wahrgenommen wird.
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Das oft romantisierte Frankreich etwa teilt sich mit Brasilien den fünften Platz: 57 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal untreu gewesen zu sein. Deutschland belegt mit 68 Prozent untreuen Befragten den zweiten Platz, dicht gefolgt von Großbritannien mit 66 Prozent.
Dieses Land ist Spitzenreiter beim Fremdgehen
Mit 61 Prozent untreuen Partnern sichert sich Thailand den vierten Platz in der Rangliste der untreuesten Länder. Ob die tropische Atmosphäre dazu beiträgt, lassen die Zahlen offen. Aber Russland beweist mit 53 Prozent, dass auch in den eisigen Weiten heißen Affären zum Alltag gehören.
Unangefochtene Nummer eins auf der Liste der untreuesten Länder sind die USA. Ganze 71 Prozent der Befragten gaben dort an, mindestens einmal einen Seitensprung gewagt zu haben. Besonders bemerkenswert: Fast die Hälfte der verheirateten Amerikanerinnen und Amerikaner hatte schon einmal eine Affäre – meist mit engen Freunden oder Arbeitskollegen. Solche Affären dauerten im Durchschnitt zwei Jahre, bis die Wahrheit ans Licht kam, so die Studie. In zwei Dritteln der Fälle endete die Ehe sofort.
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Die untreuesten Länder: Das Ranking
- USA (71 %)
- Deutschland (68 %)
- Großbritannien (66 %)
- Thailand (61 %)
- Brasilien / Frankreich (57 %)
- Russland (53 %)
- Japan (49 %)
- Rumänien (46 %)
- Australien (44 %)
- Türkei / Kanada (27 %)
Warum gehen Menschen fremd?
Die Gründe für einen Seitensprung variieren dabei stark. Laut der Studie suchen 44 Prozent der Männer vor allem sexuelle Abwechslung oder mehr Leidenschaft. Frauen hingegen gaben zu 40 Prozent an, aus emotionalen Gründen untreu geworden zu sein – sie fühlten sich in der Beziehung vernachlässigt oder nicht wertgeschätzt.
Die Einzel-, Paar- und Sexualtherapeutin Andrea Bräu aus München erklärt die Unterschiede: „Männern fällt es oft leichter, Sex und Liebe zu trennen. Sie können Sex haben, ohne dass Gefühle im Spiel sind.“ Frauen hingegen, so Bräu, seien oft emotional stärker involviert: „Wenn Frauen fremdgehen, verlieben sie sich häufiger in ihren Affärenpartner, was das Ganze oft komplizierter macht. Sie verbinden Sex stärker mit Intimität und Gefühlen.“
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Alleine verreisen: Risiko oder Vertrauensfrage?
Die Ergebnisse der Studie dürften bei vielen auch die Frage aufwerfen: Wie riskant ist es, wenn der Partner allein verreist – vor allem in vermeintliche Untreue-Hotspots wie die USA, Deutschland oder Frankreich?
Paartherapeutin Andrea Bräu gibt Entwarnung: Misstrauen sei zwar verständlich, vor allem wenn Untreue in der Vergangenheit eine Rolle gespielt habe, doch Verbote oder übermäßige Kontrolle seien selten hilfreich. „Menschen brauchen nach wie vor Freiräume“, betont Bräu. „Transparenz zu erzwingen, indem man zum Beispiel den Zugriff auf das Handy verlangt oder ständig kontrolliert, bringt nichts. Das schafft nur Angst und kein Vertrauen.“
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Kontrolle ist keine Lösung
Statt den Partner wie einen Verdächtigen zu behandeln, rät Bräu zu einem ehrlichen Blick auf die Beziehung: „Wenn einer einmal fremdgegangen ist, heißt das nicht automatisch, dass es wieder passiert. Aber wenn der Seitensprung zum Muster wird, zum Beispiel bei jedem Soloausflug, dann steckt oft ein tiefer liegendes Problem dahinter.“
Hier empfiehlt Bräu, nach den Ursachen des Misstrauens zu fragen: Warum fehlt das Vertrauen? Welche Verletzungen könnten dahinter stecken? „Anstatt die Schuld beim anderen zu suchen, sollten beide Partner überlegen, was es braucht, um Vertrauen aufzubauen.“ Paartherapie oder Mediation könnten helfen, aus dem Kreislauf von Vorwürfen und Verletzungen auszubrechen.
Freiräume stärken die Beziehung
Solo-Urlaube müssen also keine Gefahr für die Partnerschaft sein – im Gegenteil, sie können die Beziehung sogar bereichern. „Eine symbiotische Beziehung, in der alles gemeinsam gemacht wird, will auf Dauer niemand. Freiräume schaffen Zufriedenheit und stärken das Vertrauen“, sagt Bräu.
Natürlich bleibt die Frage, wie aussagekräftig solche Studien zum Thema Untreue tatsächlich sind. Aber eines machen sie deutlich: Fremdgehen ist ein globales Phänomen, dessen Ursachen selten in der bloßen Versuchung liegen. Vielmehr spiegelt Untreue oft die Dynamik und die Bedürfnisse einer Beziehung wider.
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