Essen. Eifersucht zeigt sich oft in kleinen Gesten, bevor sie zu einem Problem wird. Dabei reagieren Frauen und Männer unterschiedlich.
Eifersucht – ein Gefühl, das viele Beziehungen belastet und dennoch kaum offen angesprochen wird. Doch was macht Eifersucht so mächtig und wie können Paare mit ihr umgehen? Ein Blick auf die Ursprünge und Symptome dieses allgegenwärtigen Gefühls.
Studien: Was löst bei Männern und Frauen Eifersucht aus?
Die aktuelle Studienlage zeigt, dass es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. So sollen Männer bei körperlicher Untreue mehr Eifersucht empfinden und sich verletzter fühlen, während Frauen bei emotionaler Untreue sensibler reagieren. David A. Frederick und Melissa R. Fales, Forscher von der US-amerikanischen Chapman University, fragten 64.000 heterosexuelle Amerikanerinnen und Amerikaner zwischen 18 und 65 Jahren, welche Szenarien sie verletzen würden.
Dazu sollten sich die Probanden zwei verschiedene Situationen vorstellen: Der Partner geht körperlich fremd, ohne romantische Gefühle für die andere Person zu haben. Die zweite Situation: Der Partner verliebt sich in eine andere Person, es kommt aber nicht zu einer intimen Begegnung. Die Studienergebnisse zeigten, dass Männer bei sexueller Untreue eifersüchtiger werden, während Frauen emotionale Untreue mehr kränkt. Die Ergebnisse veröffentlichte das Forscherteam in der Fachzeitschrift „Archives of Sexual Behavior“.
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Dass beide Geschlechter aus anderen Gründen eifersüchtig werden, zeigt auch eine Studie aus Bielefeld. Auch hier sollten sich Männer und Frauen ein Fremdgeh-Szenario vorstellen. Der Psychologe Achim Schützwohl von der Universität Bielefeld bat seine Studienteilnehmer, fünf Fragen aufzuschreiben, die sie ihrem Partner oder Partnerin bei Verdacht auf Untreue stellen würden. Die Studienergebnisse zeigten, dass Männer bei sexueller Untreue eifersüchtiger werden. So fragten sie oft: „Hast du oder hast du nicht?“ Frauen stellten eher Fragen, die auf emotionale Untreue abzielten: „Liebst du sie?“ Oder „Liebst du mich nicht mehr?“
Eifersucht bei Männern: Ein Blick in die Evolutionsgeschichte
Doch wie erklären Wissenschaftler die unterschiedlichen Gründe für Eifersucht bei Männern und Frauen? Um dieses Phänomen nachvollziehen zu können, suchten sie immer wieder in der Evolutionslehre nach Antworten. So erklärt David M. Buss, Professor für Psychologie an der University of Texas, dass Männer in der Vergangenheit immer sicherstellen wollten, dass ein Kind wirklich von ihnen kommt und sie nicht fremde Kinder aufziehen. Bei Frauen spielte die emotionale Untreue eine größere Rolle, da sie befürchteten, den Familienversorger zu verlieren, falls er sich in eine andere Frau verliebt.
Die These des Psychologen halten andere Wissenschaftler für umstritten. Dennoch lassen sich daraus wertvolle Erkenntnisse darüber gewinnen, was tatsächlich hinter Eifersucht steckt: „Eifersucht drängt uns dazu, etwas zu besitzen oder zu kontrollieren, was sich unserer Kontrolle entzieht“, erklärt der Freiburger Psychologe Wanja Kunstleben. Vor allem die Angst davor, verlassen zu werden und keine Kontrolle darüber zu haben, sei ein häufiger Auslöser für Eifersucht.
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Experten erklären die Anzeichen für Eifersucht bei Männern
Zu Beginn einer Beziehung schleiche sich die Eifersucht unbemerkt ein – oft seien es harmlos wirkende Fragen zu früheren Beziehungen oder Partnern. Doch mit der Zeit könne aus der Frage, wo man war, ein Kontrollanruf werden, der immer häufiger kommt. Laut Kunstleben stehen bei stark eifersüchtigen Männern vor allem Macht und Kontrolle im Vordergrund – ein Muster, das jedoch auch bei Frauen vorkommen kann.
Im Laufe der Beziehung könnte Eifersucht wachsen, so der Experte. Je mehr wir den Partner kennenlernen, desto mehr könnten auch die eigenen Unsicherheiten zum Vorschein kommen. Dinge, die zuvor keine Rolle spielten, können plötzlich Fragen aufwerfen, und was früher als harmlos erschien, wird nun mit Argwohn betrachtet.
So könne de eifersüchtige Partner beginnen, seine Partnerin zunehmend zu kontrollieren, indem er ihr den Kontakt zu männlichen Freunden verbietet oder ihre Wahl der Kleidung einschränkt. „Alle Aktivitäten, bei denen der Partner unabhängig ist, werden abgelehnt“, sagt Kunstleben. Der Psychologe warnt: In extremen Fällen könnten solche Verhaltensweisen die Partner voneinander entfernen.
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Es gibt durchaus weitere Anzeichen für Eifersucht:
- Partner oder Partnerin wird unbegründet unter Untreue-Verdacht gestellt
- Chatnachrichten und Profile in sozialen Netzwerken werden ausspioniert
- Überhöhte Ansprüche des eifersüchtigen Partner, die zu häufigen Konflikten führen
Beziehung: Warum sind wir eifersüchtig? Die Suche nach den Ursachen
Der Diplom-Psychologe Kunstleben erklärt: „Eifersucht hat oft mit einem geringen Selbstwertgefühl und tief sitzenden inneren Überzeugungen zu tun, dass man es im Grunde nicht wert ist, dass der andere einen liebt und bei einem bleibt.“ So haben Menschen, die bereits in ihrer Kindheit keine bedingungslose Liebe erfahren haben, Schwierigkeiten damit, im erwachsenen Leben gesunde Beziehungen zu führen. Betroffene fühlen sich oft nicht liebenswert und leiden unter Verlustängsten. Hat der Partner bereits Erfahrungen mit Untreue gemacht, so verstärken sich seine Ängste umso mehr.
Expertentipps für den Umgang mit Eifersucht bei Männern
Der erste Schritt sei, Ruhe zu bewahren und ein Gespräch zu suchen. Laut Kunstleben ist es wichtig, zunächst zu verstehen, warum der Partner eifersüchtig ist und welche Ängste dahinter stecken. Sind die Ursachen bekannt, so könnten Partner gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Sollte die Eifersucht die Oberhand gewinnen und das Verhalten der eifersüchtigen Person zu einengend werden, sollten Partner reagieren und Grenzen setzen. Es sei wichtig zu verstehen, dass niemand seinen Partner von der Eifersucht „heilen“ kann. Eifersucht entsteht aus inneren Unsicherheiten und Ängsten, die nur der Betroffene selbst reflektieren und bearbeiten kann. Als Partner könnte man Verständnis zeigen und eine vertrauensvolle Basis für eine offene Kommunikation schaffen, doch die Verantwortung für den Umgang mit Eifersuchtsgefühlen liege immer bei der Person, die sie empfindet.