Berlin. Probleme beim Abnehmen, Diabetes, schlechte Zähne. Zucker ist sehr gefährlich für den Körper. Unser Autor hat den Entzug gewagt.
Nach einem langen Arbeitstag einfach auf die Couch fallen lassen, Glotze an, Naschereien auf den Tisch – klingt eigentlich nach dem perfekten Feierabend. Doch genau diese Leckerbissen landen später auf der Hüfte und lassen die Waage ungewollte Spitzen erreichen.
Auch deshalb habe ich vor jetzt knapp 4,5 Jahren entschieden, komplett auf Süßigkeiten zu verzichten. Und das mit Erfolg, wenn ich das so bescheiden sagen darf. Bis heute habe ich kein Stück Kuchen gegessen, keine Tafel Schokolade verdrückt oder mich im Sommer zu einem Eis hinreißen lassen. Und es war letztlich einfacher, als ich gedacht hätte.
Zucker-Fasten: So kam es zu meinem Verzicht
Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, Chips und Süßigkeiten einfach wegzulassen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Erwachsene maximal 25 Gramm Zucker am Tag. Schon ein einzelner Schokoriegel enthält meist mehr Zucker. 2019 war ich bei knapp 105 Kilo Gewicht bei 1,90 Meter Körpergröße angekommen.
Äußerlich fiel es mir zunächst nicht allzu sehr auf, da ich zu der Zeit auf dem Markt Obst und Gemüse verkaufte, täglich schwere Kisten trug und so einige Muskeln aufgebaut hatte. So erklärte ich mir mein Gewicht. Dass da auch eine Menge Speck dabei war, kam mir nicht in den Sinn. Als ich dann eines Tages in der Schaufensterspiegelung eines Uhrmachers deutlich meinen Bauch erkennen konnte, wusste ich: Es wird Zeit, etwas zu ändern. Der Entschluss war schnell gefasst: Ab sofort wird das Süßigkeiten- und Chips-Regal im Supermarkt gemieden. Keine Cheat Days, keine Ausnahmen.
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Ernährung umstellen: Worauf habe ich verzichtet?
Ein wichtiger Punkt: Meinen Verzicht habe ich vorab für mich selbst definiert und die Regeln festgelegt. Dabei wollte ich mich bewusst nicht von irgendwelchen Blog-Einträgen oder Artikeln beeinflussen lassen und meinen eigenen Weg finden. Während ich zuvor unter anderem vier Tafeln Schokolade wöchentlich aß, verzichtete ich nun komplett auf Süßigkeiten, Kuchen und süßes Gebäck. Den Zucker vollständig sein zu lassen, war für mich keine Option, da in so gut wie jedem verarbeiteten Lebensmittel Zucker steckt. Also esse ich zum Beispiel Ketchup, fertige Salatsaucen und selten mal eine Tiefkühlpizza. Ich wollte auf keinen Fall im Supermarkt stehen und die Inhaltsangaben jedes Produktes durchlesen. Das würde mir zu viel Spontanität und Lust am Essen rauben und ist mir ehrlich gesagt auch viel zu anstrengend.
Auf Süßigkeiten und Co. verzichten: Nach zwei Wochen verschwanden die Heißhungerattacken
Der Start war alles andere als leicht. Die Heißhungerattacken am Abend waren teilweise sehr heftig. Doch ich hatte es mir vorgenommen, also musste ich es auch durchziehen. Auf Ersatzsnacks wollte ich bewusst verzichten, sozusagen einen harten Entzug machen. Von meiner Entschlossenheit und Ausdauer war ich selbst überrascht. Vielleicht wollte mir mein Körper so auch mitteilen, dass er den Verzicht begrüßte.
Nach etwa zwei Wochen verschwanden die Heißhungerattacken. Ab da wurde es deutlich einfacher, auf Süßes zu verzichten. Einige Monate zogen ins Land, ich hatte meine zuvor so geliebte Schokolade so gut wie vergessen. Doch nach einem knappen halben Jahr kam es zur für mich ultimativen Prüfung: Meine Großmutter feierte ihren 80. Geburtstag in einer Konditorei. Neben Kuchen, Torten und heißer Schokolade gab es bissige Bemerkungen, warum ich denn nicht endlich mal ein Stück esse. An so einem besonderen Tag könne man das doch wirklich mal machen. Doch ich hielt der Versuchung und den Argumenten stand. Das Stück Torte sah zwar wunderbar aus, doch war einfach nicht mehr so verlockend. Der Drang, Süßes zu essen, war einfach verschwunden. Ab jetzt konnte ich jede „gezuckerte“ Situation ohne Probleme überstehen.
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Abnehmen: Was hat der Verzicht gebracht?
Ursprünglich hatte ich erwartet, zumindest ein paar Wochen später einen direkten körperlichen Effekt zu spüren. Doch der kam erst schleichend. Erst nach einem Jahr bemerkte ich im Rückblick, dass ich weniger müde war und nicht mehr das Gefühl hatte, regelmäßig einen Mittagsschlaf zu halten. Positiver Nebeneffekt: Der Besuch beim Zahnarzt fällt deutlich erfreulicher aus. Hatte ich zuvor eigentlich bei fast jedem Besuch ein neues Loch, bin ich jetzt seit über fünf Jahren kariesfrei. Meine Haut ist mittlerweile auch deutlich reiner. Besonders erfreulich: Die Waage ist mittlerweile bei 86,5 Kilo angekommen (minus 18,5 Kilo!), was aber zu großen Teilen auch auf gesteigerte Bewegung und ein grundsätzlich geändertes Essverhalten zurückzuführen ist.
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So gut wie keine Nachteile
Bei sozialen Veranstaltungen fällt es am Anfang nicht ganz so leicht, nein zu sagen. Wer will schon seinen Freunden am eigenen Geburtstag sagen, dass man die liebevoll zubereitete Torte nicht essen wird? Oder neue Kollegen verschrecken? Doch diese Scheu legt sich nach einiger Zeit und ist meist auch ein guter Gesprächsstarter („Echt? Das würde ich nie schaffen“). Klassische Nachteile gibt es für mich eigentlich nur einen. Da ich mittlerweile so viel abgenommen habe, musste ich mir neue Hosen kaufen. Die alten sind mittlerweile einfach zu groß und rutschen sonst gen Boden.
Die Gelüste auf Süßes sind verschwunden
Bekannte und Arbeitskollegen fragen mich immer wieder, ob ich die Süßigkeiten nicht vermisse oder nicht mal schwach werde. Die Antwort ist eindeutig: Nein. Egal, welche Leckerei mir vorgesetzt wird, es kratzt mich nicht. Manchmal träume ich zwar davon, ich hätte etwas Süßes gegessen, und wache fast schon schockiert auf. Das wird aber immer seltener.
Mittlerweile esse ich aber wieder Chips. Das ist meine Belohnung nach einem langen Tag, der Zuckeranteil hält sich in der Regel auch in Grenzen, liebt bei etwa zwei bis drei Gramm Zucker pro Tüte. Und irgendetwas muss man sich ja schließlich gönnen. Wenn es allerdings eine Süßigkeit auf der Welt gibt, für die ich mein Zuckerfasten jemals brechen würde, ist es Marabou-Vollmilchschokolade (und das ist keine bezahlte Werbung). Vielleicht gönne ich mir ja ein Stück zum zehnjährigen Zuckerfrei-Jubiläum – denn das will ich definitiv schaffen.
Eine Beichte zum Schluss: Beim Backen in der Vorweihnachtszeit habe ich eines der Plätzchen probiert, die ich zum Verschenken nach dem Rezept meiner Mutter zubereitet habe. Aber wie heißt es so schön: Einmal ist keinmal.