Düsseldorf. Beziehungsstatus, Arbeitgeber, Wohnort: Mit einer neuen Funktion können Facebook-Nutzer Freunde nach Informationen fragen, die diese in ihrem Profil nicht angegeben haben. So solle “das Erlebnis verbessert“ werden, heißt es beim Online-Netzwerk. Verbraucherschützer sagen: Es geht ums Datensammeln.

Die einen nennen es eine neue Möglichkeit zu flirten, die anderen nennen es ein wenig gruselig: Wenn Facebook-Nutzer in ihrem Profil keinen "Beziehungsstatus" angegeben haben, wird das Online-Netzwerk künftig ihren Freunden einen Button zeigen, mit dem sie nach den privaten Verhältnissen des anderen fragen können. Die Fragen-Buttons gibt es bereits für einige Nutzer schon bei allen anderen Informationen, die im Profil angeben werden können.

Wer seine Profil-Informationen nicht komplett ausgefüllt hat, kennt die Facebook-Nachrage: "Wo bist du zur Schule gegangen?" oder "In welcher Stadt wohnst du?". Geheimniskrämern bietet das soziale Netzwerk - basierend auf den Profil-Informationen der Freunde des Nutzers - auch gleich verschieden Möglichkeiten an: Castrop-Rauxel, Essen oder Santa Cruz, zum Beispiel. Offenbar haben nicht genug Nutzer auf diese Fragen reagiert. Jetzt macht Facebook es für Freunde bequemer und lässt sie mit nur einem Klick solche Fragen stellen. Wer dem Befragten noch erklären möchte, warum diese Informationen interessieren, kann zum Klick auf den Fragen-Button eine kurze Nachricht schreiben.

Mit mehr Informationen werden Profile für Facebook wertvoller

Warum das ganze? Man wolle "das Erlebnis verbessern", heißt es bei Facebook. Wer wann die "Fragen"-Buttons bekommt, wird wieder nicht verraten - wie bei Änderungen beim Online-Netzwerk üblich. Für Michaela Zinke, Social-Media-Fachfrau beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV), ist allerdings klar, dass es für Facebook auch bei dieser Funktion vor allem ums Datensammeln geht.

Verbessertes Erlebnis hin oder her: "Facebook hat am meisten davon", sagt Zinke;,"relativ viele Nutzer haben ihr Profil nicht im Sinn von Facebook vollständig ausgefüllt" - trotz der häufigen Nachfragen des Netzwerks. "Wenn Freunde das machen, fühlt es sich nicht so fremd an", sagt Zinke. Und Facebook bekommt Informationen, die für das US-Unternehmen viel Geld wert sind: "Je detaillierter das Profil ist, desto mehr ist es für Facebook wert, wenn es die Daten an die Werbung weitergibt."

Facebook nähert sich Karriere- und Dating-Seiten an

Interaktion fördern: Wer einen Facebook-Freund nach einer bestimmten Profil-Information fragt, kann auch gleich erklären, warum er das wissen will.
Interaktion fördern: Wer einen Facebook-Freund nach einer bestimmten Profil-Information fragt, kann auch gleich erklären, warum er das wissen will. © Unbekannt | Unbekannt

Ein weiterer Punkt: Mit der Möglichkeit, nach konkreten Informationen zu fragen und zu erklären, warum man sie haben möchte, fördere das Netzwerk die Interaktion unter seinen Nutzern: So biete Facebook Funktionen an, die sonst von beruflichen Netzwerken wie LinkedIn oder Xing oder von Dating-Seiten angeboten würden. Und auch die Interaktion der Nutzer liefere Daten, die für personenbezogene Werbung interessant sind, sagt Zinke. "Facebook hat das größte Potenzial für Werbetreibende, weil sie das umfangreichste Profil haben", sagt die Expertin: "Und mit solchen Funktionen versuchen sie, das Profil auszuweiten."

Wer gar nicht erst nach Informationen gefragt werden möchte, die er oder sie von vorneherein nicht angegeben hat, könne das auch verhindern, heißt es bei Facebook: Auf der eigenen Seite die Rubrik "Info" aufrufen, mit der Maus über die einzelnen Punkte fahren und dann im Drop-down-Menü angeben, dass "Nur ich" (Vorhängeschloss) die Informationen sehen kann; bei dieser Voreinstellung sollen Freunde erst gar keinen "Fragen"-Button angeboten bekommen. Wer auf Nachfragen zu Beziehungsstatus, Arbeitgeber oder aktuellem Wohnort antworten möchte, kann entscheiden, ob er das öffentlich tun möchte oder - wie voreingestellt - nur an die Adresse des Fragenstellers.