Berlin. Auto statt Fahrrad, Aufzug statt Treppe, abends dann ab auf die Couch: Viele Menschen in Deutschland bewegen sich lieber bequem fort als gesund. Einer aktuellen Studie zufolge sind die Sportmuffel in der Bevölkerung mittlerweile in der Üebrzahl. Experten sind alarmiert: “Wir sitzen uns krank!“

Deutschland wird zum Land der Bewegungsmuffel: Einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Techniker Krankenkasse (TK) zufolge treibt jeder zweite Deutsche (52 Prozent) weniger als eine Stunde Sport pro Woche. 2007 lag diese Zahl noch bei 44 Prozent. "Bewegung wird für immer mehr Menschen zum Fremdwort", erklärte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Für die repräsentative Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Juni dieses Jahres rund 1000 Menschen ab 18 Jahren zu ihrem Bewegungsverhalten in Alltag, Freizeit, Urlaub und Beruf.

Jeder Fünfte treibt "überhaupt keinen Sport"

In der Befragung gaben 20 Prozent der Teilnehmer an, "überhaupt keinen Sport" zu treiben. Demgegenüber standen 40 Prozent, die zwischen einer und fünf Stunden Sport pro Woche treiben, und sechs Prozent, die mehr als fünf Stunden Sportaktivitäten nachgehen und an Wettkämpfen teilnehmen.

.
. © Unbekannt | Unbekannt

Die TK wies darauf hin, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO 150 Minuten moderates Training oder 75 Minuten intensives Training wöchentlich empfiehlt, dazu zwei Mal Kräftigungsübungen für die Muskulatur. "Davon ist Deutschland noch weit entfernt", heißt es in der Studie.

Besonders viele Bewegungsmuffel in Ostdeutschland

Besonders hoch ist der Anteil der Sportmuffel in Ostdeutschland. Dort leben laut Studie 63 Prozent der Befragten nach dem Motto "Sport ist Mord". Weniger als jeder Zehnte treibt dort mehr als drei Stunden Sport pro Woche. Im Westen tut dies jeder Fünfte. Die meisten Sportbegeisterten hat der Umfrage zufolge Baden-Württemberg. Rund zwei Drittel seiner Bewohner machen regelmäßig Sport.

Auch im Alltag gibt es zahlreiche Bewegungsmuffel. Rund 60 Prozent der Menschen im Alter von 26 bis 55 Jahren nehmen "wann immer möglich" Bus, Bahn oder Auto, um ans Ziel zu kommen. Schnelligkeit hat in dieser Gruppe Vorrang, was die TK auf ihre Aufgaben "zwischen Kindern, Job und zum Teil auch pflegebedürftigen Eltern" zurückführt. Ab Mitte 50 drehe sich das Verhältnis um. Dann gehen die Befragten zu Fuß oder setzten sich aufs Rad - "auch wenn es länger dauert", hieß es in der Studie.

Lange Wege und Zeitmangel als Grund für wenig Bewegung

Doch ein gutes Gewissen haben die Bewegungsmuffel nicht. Etwa die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sich "zu wenig" bewegen. Von diesen erklärten 38 Prozent, dass sie sich mehr wegen möchten, zwölf Prozent fanden ihr Verhalten "in Ordnung". Befragt, warum sie sich wenig bewegen, antworteten 53 Prozent, die Wege seien zu lang, 46 Prozent gaben Zeitmangel an und 25 Prozent körperliche Einschränkungen wie Übergewicht. Fast ebenso viele (23 Prozent) sagten, sie könnten sich nicht "aufraffen".

Laut TK sitzt jeder Deutsche durchschnittlich sieben Stunden am Tag. Um sich am Arbeitsplatz mehr zu bewegen, wünschten sich 44 Prozent der Befragten einen ergonomischen Arbeitsplatz, zum Beispiel mit Stehtisch oder Gymnastikball. 37 Prozent hätten gern Gesundheitskurse im Unternehmen und 30 Prozent gute Abstellmöglichkeiten fürs Fahrrad. (afp)