Essen. Toni Morrisons grandioser Roman „Heimkehr“ handelt von einem schwarzen Soldaten. Er hat seine beiden besten Freunde verloren, wird geplagt von alptraumhaften Visionen und muss sich als Schwarzer durch seine „Heimat“ schlagen – doch ob diese Situation tatsächlich etwas Heimatliches hat?
In Korea waren sie alle gleich. Aber nun ist Frank Money wieder zurück in dem Land, das er Heimat nennt, er hat seine beiden besten Freunde verloren, wird geplagt von alptraumhaften Visionen – und ist, wenn er auf der Straße aufgegriffen wird, doch wieder nur einer dieser besoffenen jungen Schwarzen.
„Heimkehr“ heißt der neue Roman von Toni Morrison. Er spielt in den 50er-Jahren und erzählt erneut amerikanische Geschichte „von der anderen Seite der Straße“ aus. Ein schmales Buch, das virtuos und sprachmächtig Franks Kriegserinnerungen verwebt mit der Geschichte seiner Familie. Denn Frank und seine kleine Schwester Cee wuchsen auf im Dörfchen Lotus, Georgia, das von Armut und Gewalt geprägt war.
Kampf für Gleichberechtigung der Schwarzen
Nie wieder, hat Frank sich geschworen, kehrt er zurück. Und bricht doch den Schwur, um Cee zu retten: Diese fand Anstellung bei einem Arzt, der sie mit seinen Experimenten beinahe getötet hätte. Es sind die Frauen von Lotus, die Cee heilen – geheimes weibliches Wissen, seltsame Rituale, brutale Zärtlichkeit. So zärtlich und brutal wie der Roman selbst, der bis zu seinem überraschend glücklichen Ende durch raschen Wechsel der Perspektiven und große szenische Ökonomie Sogwirkung entfaltet.
Die 83-jährige Toni Morrison, erste Literaturnobelpreisträgerin unter den afroamerikanischen Schriftstellern, steht seit ihrem Roman „Menschenkind“ (1987) wie keine zweite für die Gleichberechtigung der Schwarzen. Sie habe selbst „nie demütigende Szenen erlebt“, sagte sie in einem Interview, aber „durch meine beiden Söhne manches über Rassismus gelernt“. Und ihr Vater, aufgewachsen in Georgia, hatte miterleben müssen, wie zwei schwarze Ladenbesitzer gelyncht worden waren.
Rassentrennung im Hotel, im Restaurant
Wenn Morrison nun zurückkehrt in diese Zeit, gibt sie ihrem Helden das Grüne Buch an die Hand: ein Reiseführer, der auflistete, in welchen Hotels Schwarze schlafen, in welchen Restaurants sie essen durften. Ein Land, für das man einen Reiseführer braucht: Kann das wirklich Heimat sein?