Breslau. Die polnische Metropole wird Europäische Kulturhauptstadt. Von Theater, Oper über Konzert bis zu Film reicht das Veranstaltungsprogramm.
Der Markt: Der Marktplatz von Breslau gilt als einer der schönsten in ganz Polen. Gleich hinter dem in Krakau ist er auch der größte und immer noch das Herz der Stadt, die heute Wroclaw heißt. Der Marktplatz hat die höchste Dichte an Restaurants, Cafés, Bars und Clubs der Stadt. Und er lebt. Hier treffen sich jeden Tag Touristen und Breslauer, am Wochenende sind es abends Tausende.
Breslaus Sehenswürdigkeiten
Im Kulturhauptstadtjahr wird der Marktplatz immer wieder zur Bühne. Auch gleich zum Auftakt am 17. Januar bei einer Performance unter der Regie des britischen Künstlers Chris Baldwin. Dabei ziehen überdimensionale Figuren, die Geister der Religionen, der Innovation, des Wiederaufbaus und des Hochwassers, zum Markt und bilden dort eine 14 Meter hohe Installation. Mitten auf dem Marktplatz steht das Rathaus, eines der markantesten Gebäude der Stadt.
Der Dom: An die Anfänge der Stadt vor gut 1000 Jahren erinnert die Dominsel, ein touristisches Muss. Man erreicht sie über die Dombrücke (Most Tumski). An einem Brückenpfeiler zeigt ein historisches Foto, wie es hier im Sommer 1945 aussah: die Domkirche zerstört, die Straße voller Trümmerhaufen. Heute nimmt die Touristendichte spürbar zu, je mehr man sich dem Dom nähert. Ein Besuchermagnet.
Auf der Dominsel steht auch ein Denkmal für Boleslaw Kominek. Stadtpräsident Rafal Dutkiewicz nennt ihn voller Respekt den "vergessenen Vater der europäischen Integration". Im Kulturhauptstadtjahr will man an den aus Schlesien stammenden Kardinal erinnern, 1965 Verfasser des Hirtenbriefes der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder. "Wir vergeben und bitten um Vergebung" lautete eine Zeile darin, die Geschichte schrieb: Manche sagen, mit ihr fing die deutsch-polnische Versöhnung an.
Das Musikforum: Einer der neuen kulturellen Hotspots der Stadt ist das Musikforum. Dort ist jetzt das Philharmonieorchester zu Hause. Die Säle verteilen sich auf sieben Stockwerke - die untersten liegen 15 Meter unter der Erde. "Da sind keine Geräusche von außen zu hören, nicht einmal Vibrationen", sagt Andrzej Kosendiak, seit gut zehn Jahren Direktor der Philharmonie. Das Musikforum hat bereits Anfang September eröffnet. Für die erste Saison sind rund 700 Konzerte und Veranstaltungen angekündigt. Die Wiener Philharmoniker sollen genauso kommen wie das London Symphony Orchestra.
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Das Denkmal: Etwas abseits der Innenstadt liegt das Monumentum Memoriae Communis. Das "Denkmal der gemeinsamen Erinnerung" ist ein besonderer Ort. Es gibt eine Wand aus Grabsteinen, die von verschwundenen deutschen Friedhöfen stammen. Auf einem Gedenkstein steht auf Polnisch und Deutsch: "Zum Andenken an die früheren Einwohner unserer Stadt, die auf Friedhöfen beigesetzt wurden, die heute nicht mehr bestehen."
Das Depot: Dutkiewicz, dem parteilosen Stadtpräsident mit Wurzeln in der polnischen Bürgerbewegung, ist noch ein weiteres Thema wichtig: Die Geschichte des Widerstands gegen Unfreiheit und Unterdrückung im Kommunismus. Breslau war eine Hochburg der Gewerkschafts- und Oppositionsbewegung Solidarnosc. In einem Straßenbahndepot außerhalb der Innenstadt, wo die Solidarnosc in Breslau entstanden ist, soll ein neuer Erinnerungsort mit 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche entstehen. Aber er soll sich nicht nur der Oppositionsbewegung widmen, sondern ein "Zentrum der Identität der Stadt Breslau" sein, sagt Dutkiewicz. Die Eröffnung ist für Sommer 2016 geplant.
Das Museum: Einige Ausstellungsstücke im Historischen Museum erinnern schon jetzt an den Widerstand gegen die kommunistische Einparteienherrschaft: Fotos aus der Zeit des Kriegsrechts Anfang der 1980er Jahre gehören dazu, eine Schreibmaschine, mit der illegale Flugblätter getippt wurden oder eine Solidarnosc-Fahne. Das Museum ist im ehemaligen Schloss untergebracht, in dem die preußischen Könige residierten, wenn sie in Schlesien waren.
Die Jahrhunderthalle: Zur Einweihung der Jahrhunderthalle 1913 reiste Kaiser Wilhelm II. an. Damals war sie der größte Betonbau der Welt. Weil sowjetische Bomber sich gut an ihr orientieren konnten, wurde sie im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Mittlerweile gehört sie zum Weltkulturerbe. 2016 gibt es dort viele Veranstaltungen.
Der Zoo: Ebenfalls in unmittelbarer Nähe liegt der Zoo, der gerade 150 Jahre alt geworden ist. Hauptattraktion ist das Afrikanum. Das Gebäude ist zwölf Meter hoch und reicht noch sieben Meter in den Boden. Das größte Becken fasst sechs Millionen Liter Wasser - und an Scheiben wurde nirgendwo gespart. Das macht es möglich, Tiere aus ungewohnten Perspektiven zu beobachten - etwa mit einem Panoramablick auf 1500 Fische in einem Riff wie vor Ostafrika. Oder auf Flügelrochen, die in einem Tunnel hinweggleiten. (dpa)