Turunç. Wer in seinem Urlaub malerische Landschaften, Wandertouren, Sport und vor allem Gegenden ohne massenhaften Pauschaltourismus und Fließbandabfertigung erleben möchte, dem sei das Naturschutzgebiet rund um die türkische Bozburun-Halbinsel empfohlen. Einer der wenigen unberührten Orte des Landes.
Gökan Pehlevan erobert die großen Felsvorsprünge mit einem gewagten Sprung und blickt gedankenverloren über die smaragdgrün schimmernde Bucht von Amos hinweg. Links erheben sich steil die Ausläufer des Taurus-Gebirges, riesige Pinien- und Kiefernwälder, Olivenhaine, wo man nur hinblickt. Tief unter Gökan sucht ein kleines Segelboot mit britischer Beflaggung an der felsigen Küste einen Platz zum Ankern. Sonst kein Mensch – und kein Hotel – weit und breit.
Und der Wanderführer mit der graumelierten Mähne hofft, dass es noch lange so bleibt. „Die Küste rund um die Bozburun-Halbinsel ist Naturschutzgebiet.“ Doch es könnte sich zukünftig auch einiges ändern – und mehr Bauland wieder freigegeben werden, meint der 42-Jährige. Die Buchten südlich des Urlauberzentrums Marmaris sind touristisch noch relativ wenig erschlossen, der 4000-Seelen-Ort Turunç hat gerade mal rund fünf Hotels.
Nachhaltigkeit im Urlaub
Die Wanderrouten in den Bergen über der Bucht des eher verschlafenen Dorfes sind Teil des „Carian Trails“, einer 800 Kilometer langen Strecke durch den Südwesten des Landes. Für Urlauber, die sich gern aktiv erholen, wandern, Mountainbiken, Schluchten erklettern, kajaken – und sich nicht nur in der Sonne aalen möchten, die richtige Wahl.
Gökan organisiert seit sechs Jahren die Outdoor-Angebote für das Loryma Hotel oberhalb der Bucht von Turunç – ein Haus der insgesamt fünf Viverde-Hotels von TUI: individuell geführte Hotels in Naturlandschaften, abseits des Massentourismus, die regionale Küche und naturnahe (Sport-)aktivitäten anbieten. Deutsche Gäste legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. „Wir bauen unser eigenes Biogemüse an und produzieren fast alle Backwaren selbst“, sagt die Gästebetreuerin – und gebürtige Bremerin – Ulrike Arps.
Einsam-romantische Buchten
Naturnah ist auch die „Blaue Reise“ entlang der Ägäisküste zwischen Bodrum und Fethiye: Morgens früh geht es in Içmeler an Bord des Motorseglers „Tersanes 10“. Kapitän Erdal, mit weißer Kapitänsuniform, Spiegelbrille und Wohlstandsbauch, ist Herr der traditionellen Holz-Jacht. „Wir bauen die ,Gulets’ bereits seit der Antike“, erzählt er stolz. Über Jahrtausende hinweg beförderten die Segelschiffe Oliven, Wein und andere kostbare Güter über die Meere.
Für Urlauber wurden die bauchigen Zweimastschiffe edel ausgebaut, die Kabinen schmücken viel Mahagoni an Wänden und Böden. Von den loungigen Sonnenbetten aus erleben die entspannten Passagiere „eine der grünsten Küsten der Türkei“ – wie Reiseführer Tin Taner weiß – aus einer ganz anderen Perspektive: Hohe Berge mit Eukalyptuswäldern und schroffe Klippen schieben sich weit ins tiefblaue Meer hinein, einsam-romantische Buchten wechseln sich mit quirligen Hafenstädten ab.
Natur pur - am Fuße des Taurus-Gebirge
Und wer die Küstenwelt etwas mehr erkunden möchte, kann sich von Bord per Ausflugskahn abholen lassen: Auf der blauen Reiseroute liegt die Bucht Ekincik nahe der Mündung des Dalyan. Der Fluss wird durch den feinsandigen Iztuzu-Strand vom Meer getrennt. „Die Unechte Karettschildkröte ist hier zuhause und legt im Sommer rund 100 Eier, wobei aber nur ein bis zwei Prozent überleben“, sagt Tin in fließendem Deutsch. Der sympathische Rentner arbeitete in den 1960ern als Bauingenieur in Nürnberg, doch kehrte Deutschland nach ein paar Jahren wieder den Rücken.
Im Schatten des riesigen Johannesbrotbaums mit seinen süßlich riechenden Hülsenfrüchten kann man Tin gut verstehen. Natur pur – am Fuße des Taurus-Gebirge. Gökan ist aber auch von den Menschen in der Region angetan: „Sie sind viel offener und nicht so religiös wie in meiner Heimat.“ Der ehemalige Wirtschaftsstudent kommt aus dem eher konservativen Zentralanatolien.