Essen. Der Diebstahl von Handys ist zum Massenphänomen geworden, beklagt die Polizei. Schätzungen zufolge wurden in Deutschland in den vergangenen Jahren über zehn Millionen Mobilfunkgeräte gestohlen oder vom Finder unterschlagen. Dabei gibt es Mittel und Wege, sich gegen die Langfinger zu wehren.

Schätzungen zufolge wurden in Deutschland in den vergangenen Jahren über zehn Millionen Mobilfunkgeräte gestohlen oder zumindest vom Finder unterschlagen. Der „Volkssport Handyklau“ füllt die polizeilichen Statistiken, und das inzwischen in allen europäischen Ländern. Nur wenigen Betroffenen wird der finanzielle Schaden durch eine Versicherung erstattet. Selbst wenn: Wer bestohlen wird, verliert den Ort, an dem er einen Großteil seines Privatlebens gespeichert hat. Doch es gibt Mittel und Wege, sich vor dem Handydiebstahl zu schützen oder zumindest eine Weiternutzung des Gerätes zu verhindern.

Die Geschichte ist wahr: Als drei junge Zugreisende vor einigen Wochen im Regionalexpress zwischen Bochum und Köln nach einem kurzen Schlaf aufwachten, waren die Handys verschwunden. Ein Bestohlener konnte das Ortungssignal seines Smartphones später bis zu einem Schließfach im Hauptbahnhof Mülheim zurückverfolgen. Als der Dieb abends seine Beute abholen wollte, nahmen ihn Zivilbeamte der Polizei fest. Im Schließfach fanden sie mehrere Handys. Ein Glücksfall. Denn die wenigsten Bestohlenen sehen ihr Gerät wieder.

Orten, löschen, sperren

Geht ein Smartphone verloren oder wird es gestohlen, hat der Besitzer theoretisch drei Möglichkeiten. Er kann ein eingeschaltetes Gerät orten, er kann es für eine Benutzung sperren und er kann den kompletten Inhalt des Gerätes löschen – all das per Knopfdruck aus der Ferne. Moderne Smartphones lassen sich problemlos aufspüren, denn das verbaute GPS-Modul erlaubt es, den Standort des Gerätes, egal mit welchem Betriebssystem, bis auf wenige Meter genau zu bestimmen.

Die Ortungsdienste bieten die meisten Hersteller kostenlos an. Zusätzlich gibt es zahlreiche Apps mit weitergehenden Funktionen. Mit ihnen kann der Bestohlene etwa die Bewegungsdaten des Gerätes in Echtzeit verfolgen oder aus der Ferne auf das Gerät zugreifen.

Diebstahlschutz ab Werk

Bei Apple heißt der Dienst „Mein iPhone suchen“. Er ist kostenlos, funktioniert aber nur, wenn sich der Besitzer zuvor bei Apple iCloud angemeldet hat. Danach muss er auf seinem Gerät unter „Einstellungen“ /„iCloud“ am Ende der Liste „iPhone suchen“ einschalten. Ist der Dienst aktiviert, hat der Besitzer auf der Webseite www.icloud.com mehrere Möglichkeiten. Hat er das Gerät nur verlegt, kann er einen Signalton abspielen lassen, um es aufzuspüren.

Hat er es verloren, kann er „Modus Verloren“ anklicken. Dann kann der Besitzer sein Gerät nachträglich mit einem PIN-Code versehen oder auf dem Bildschirm eine Nachricht mit Kontaktdaten erscheinen lassen. Ist er sicher, dass sein Handy gestohlen wurde, kann er es mit „iPhone löschen“ auf die Werkeinstellungen zurücksetzen. Der Dieb kann somit nicht mehr an persönliche Daten kommen.

Ohne Standortzugriff geht es nicht

Für Android-Handys stellt Google den „Android Geräte Manager“ bereit. Aktiviert wird er im Menüpunkt „Sicherheit“ / „Geräteadministratoren“. Zudem muss der Standortzugriff erlaubt sein. Das geht im Google-Konto unter dem Punkt „Standorteinstellungen“. Die Ortung des Gerätes funktioniert über die kostenlose Web-App „Android Geräte-Manager“. Mit ihr kann man einen fünfminütigen Klingelton in voller Lautstärke abspielen oder das Handy sperren lassen.

Auch interessant

Microsoft bietet für die Ortung von Windows Phones bereits ab Werk einen kostenlosen Dienst an. Um ihn zu benutzen, braucht der Besitzer eine „Windows Live ID“, unter „Einstellung“ und „Ortung“ muss er noch die Ortungsdienste anschalten. Ist das Handy weg, muss man sich auf der Webseite windowsphone.com mit der Windows Live ID anmelden. Unter „Mein Handy finden“ kann der Besitzer den Standort des Handys anzeigen oder das Gerät sperren oder löschen lassen.

Auch manche Handyhersteller statten ihre Geräte ab Werk mit Diebstahlschutz aus. Samsung-Handys etwa lassen sich über den Dienst „Find My Mobile“ aufspüren oder das Gerät komplett löschen. Dazu muss der Besitzer zuvor ein (kostenloses) Samsung-Konto anlegen und auf dem Gerät unter „Einstellungen/Persönlich/Sicherheit“ den Fernzugriff erlauben.

Auch interessant

Zahlreiche „Security-Apps“ bieten Besitzern von Android-Handys Hilfe und Unterstützung an. Mit dem kostenlosen Programm „F-Secure Anti-Theft“ etwa lassen sich Smartphones oder Tablets schützen. Eine sinnvolle Funktion: Tauscht der Dieb die SIM-Karte aus, übermittelt die App automatisch die neue Telefonnummer. „Cerberus“ enthält unter anderem eine Funktion, bei der per Fernsteuerung ein Foto mit der Frontkamera aufgenommen und dem Besitzer automatisch per Mail zugeschickt wird. Das Foto wird aufgenommen, sobald das Display berührt wird. Die App kostet nach einer einwöchigen Testphase rund drei Euro.

Die ebenfalls kostenlose „avast Mobile Security“-App bietet ein Komplettpaket. Sie hat neben einem Diebstahlschutz auch einen Virenscanner und eine Firewall. Empfehlenswert sind auch die beiden Fernortungs-Apps „Meine Freunde suchen“ von Apple und „Finde meine Freunde“ für Android-Handys. Der Gedanke dahinter: Werden Handys im Gewühl oder bei Veranstaltungen geklaut, stehen dem Besitzer keine Geräte zur Verfügung, um das Smartphone zu orten. Mit den Apps kann man Freunde einladen und live auf einer Karte den Standort der Handys ermitteln.

Achtung beim Kauf

Wer ein gebrauchtes Handy kauft, sollte prüfen, ob die IMEI-Nummer des angebotenen Gerätes als gestohlen gemeldet ist. Möglich ist das auf der Seite handy-gestohlen.de .