Essen.. Kreuzfahrten sind beliebter denn je. Vor allem in Europa herrscht ein regelrechter “Kreuzfahrt-Boom“. Dies liegt unter anderem an der guten Infrastruktur der Häfen in Kiel, Rostock-Warnemünde oder Hamburg. Vom Ruhrgebiet ist Rotterdams Hafen in zweieinhalb Stunden zu erreichen.
Immer größere Schiffe, immer moderner, immer mehr Service im Hafen und an Bord – für die steigende Zahl von Kreuzfahrt-Passagieren. Gerade europäische Häfen wie Rostock-Warnemünde, Kiel, Hamburg, Amsterdam und Rotterdam buhlen ständig um die Gunst der Gäste, aber auch um die der großen Reedereien. Der Kreuzfahrtmarkt in Europa wächst und wächst, wie der Bericht des European Cruise Council bestätigt: Von den 5,3 Millionen Kreuzfahrt-Passagieren auf europäischen Routen kamen 77 Prozent direkt aus Europa.
Rostock-Warnemünde hat sich im vergangenen Jahr weiterhin die Spitzenposition unter den deutschen Kreuzfahrthäfen gesichert: Bei 158 Anläufen kamen 259.000 Seereisende aus aller Welt (46 Prozent mehr als 2010) mit den Schiffen von 25 internationalen Reedereien an die Warnow.
Infrastrukturell nocheinmal zugelegt
Am häufigsten wird der Hafen von Aida Cruises angelaufen, gefolgt von Costa Crociere und Norwegian Cruise Line. Ein Vorteil für die Reedereien: die kurze Einfahrt, keine langen Förde. Aber auch infrastrukturell konnte sich Warnemünde 2011 noch verbessern: „Eine Brücke leitet den Fahrzeugverkehr jetzt direkt von der Stadtautobahn über die Bahngleise zum Kai“, führt Britta Schweers von Ostsee Info ein Beispiel an.
Vorteile des Seehafens sieht der Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft, Ulrich Bauermeister, zudem darin, dass er mit rund zwei Millionen Fährpassagieren pro Jahr Haupteingangstor für skandinavische Urlauber in die Hansestadt, aber auch ins Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist. Fährschiffe von Reedereien wie Finnline und Scandlines verbinden Rostock mit Dänemark, Schweden, Polen und Finnland.
Aber auch der Seehafen Kiel mischt kräftig mit im Kreuzfahrtgeschäft und hat in den letzten fünf Jahren rund 60 Millionen Euro in den Ausbau der Hafenanlagen investiert: Die Zahl der Kreuzfahrtgäste stieg 2011 gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent, wenn auch die Anläufe mit 120 etwas geringer ausfielen: Für rund 375.000 Passagiere war die Schleswig-Holsteinische Hauptstadt 2011 Start- und Ziel-Hafen ihrer Urlaubsreise per Schiff – der deutsche Hafen mit den meisten Passagieren.
„Am vier Hektar großen Ostseekai können gleich zwei riesige Kreuzfahrtdampfer zum Passagierwechsel anlegen“, erläutert Dirk Claus, Geschäftsführer von Seehafen Kiel. Der Trend zum Einsatz immer größerer Schiffe verstärke sich auch in der Ostsee zunehmend. So wird zur Saison 2013 aufgestockt und ein dritter Liegeplatz für die Kolosse – mit einer Länge von 300 Metern – angeboten. Tiefes und breites Fahrwasser sind bereits gegeben.
Gute Erreichbarkeit spielt eine wichtige Rolle
Die Dampfer starten schon jetzt direkt aus der Innenstadt heraus, um nach einstündiger Fahrt entlang der Förde die offene Ostsee zu erreichen. Für die Reisenden spielt die gute Erreichbarkeit Kiels per Straße und Bahn eine wichtige Rolle, so Claus. In unmittelbarer Umgebung des Passagierterminals seien zudem über 1200 Hotelzimmer verfügbar. Und ein Highlight steht dem Seehafen bevor: Am 24. Juli soll die Queen Elisabeth erstmalig die Hansestadt anlaufen.
Mit etlichen Veranstaltungen wirbt nicht nur Kiel, vor allem Hamburg sieht sich mit dem Hafengeburtstag, den Cruise Days und internationalen Messen als die Bühne der Kreuzfahrtindustrie. Der 2011 mit dem Altona-Center erweiterte Kreuzfahrthafen liegt mit rund 314.000 Passagieren auf Wachstumskurs – ein Zuwachs von 28 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010. Immer mehr aus dem Ausland. „Diese Kreuzfahrtsaison war die bisher erfolgreichste in Hamburg“, erklärte jüngst Stefan Behn vom Hamburg Cruise Center (HCC).
Und die gesamte hanseatische Wirtschaft profitiere ebenfalls davon: Werften, Zuliefer- und Cateringunternehmen, Ausflugsverkehre. Gerd Drossel vom Vorstand des HCC sieht den Start- und Zielhafen sogar als „Türöffner für den deutschen Quellmarkt“. Im Radius von vier Autostunden leben 40 Millionen Einwohner – „eine Vielzahl an potenziellen Kreuzfahrern“. Seeurlauber haben die Möglichkeit, vor und nach ihrer Schiffsreise touristische Angebote direkt in der Nähe wahrzunehmen.
„Ebenso ist die citynahe Lage für Klein- und Großschiffe im Vergleich zu anderen Kreuzfahrtstandorten unschlagbar“, meint das Hamburg Cruise Center. Die größte Präsenz aller Reedereien wird dieses Jahr wieder Aida Cruises in der Hansestadt zeigen. Costa Cruises und MSC, die erstmalig dabei direkt 25 Reisen ab/an Hamburg anbieten werden, folgen.
Aus der Stadt direkt hinaus in die weite Welt
Die städtische Nähe ist auch für den Amsterdamer Seehafen ein Plus: Die Dampfer können direkt ins Zentrum der holländischen Metropole fahren. Der Flughafen Schiphol ist nur eine Viertelstunde vom Passagierterminal entfernt, der Bahnhof liegt in Laufdistanz.
„Außerdem macht die Attraktivität der Stadt mit ihren Museen und ihrer Gastfreundschaft den Kreuzfahrt-Touristen zu einem glücklichen Urlauber“, findet Mannes Boelen von Port of Amsterdam. So sind die Passagierzahlen in den letzten zehn Jahren gestiegen und lagen 2011 bei 123 Anläufen mit 260.000 Gästen. Zudem gibt es immer mehr Flusskreuzfahrtschiffe, die in Amsterdam starten: 300.000 Passagiere kamen für diese Reisen in die holländische Hafenstadt.
Aber auch Rotterdam mit Europas größtem Hafen ist für die Reedereien attraktiv. Er ist ein Tiefwasserhafen mit einer 24 Meter tiefen Fahrrinne, so dass riesige Schiffe wie die Emerald Princess mit Platz für über 3000 Passagiere ihn anlaufen können. Aber auch Holland America Line, Aida, MSC und Cunard haben ihre Dampfer hier. Vom Ruhrgebiet ist der Cruise Terminal in der Innenstadt Rotterdams in zweieinhalb Stunden zu erreichen – eine gute Alternative zu Hamburg oder Kiel. Auch die vier Flughäfen in eineinhalb bis zwei Stunden Entfernung sieht Mai Elmar von Cruise Port Rotterdam klar als Vorteil an: „Wir sind budgetfreundlich.“