New York. Die Affäre um einen falschen Eintrag im Lebenslauf hat Yahoo-Chef Scott Thompson den Job gekostet. Er trat nach nur vier Monaten an der Spitze des Unternehmens zurück. Zuvor war bekannt geworden, dass Thompson anders als angegeben keinen Abschluss in Informatik besitzt.
Nach nur vier Monaten ist die Ära Scott Thompson bei Yahoo zu Ende. Der Chef des angeschlagenen
Internetunternehmens trat nach anhaltender Kritik an falschen Angaben in seinem
Lebenslauf am Sonntag zurück. Zum Übergangschef wurde der Leiter des globalen
Mediengeschäfts, Ross Levinsohn, ernannt. Thompson ist der vierte Yahoo-Chef, der das Unternehmen innerhalb der
vergangenen fünf Jahre verlassen hat. Seine Vorgängerin Carol Bartz war erst im
vergangenen September gefeuert worden.
Während Yahoo gehofft hatte, dass sich
Thompson trotz des Bekanntwerdens einer Falschangabe zu seinem akademischen
Titel in seinem Lebenslauf halten könne, hatte der Großaktionär Third Pont auf
den Abgang des neuen Chefs gedrängt. Daniel Loeb, der Manager des Hedgefonds,
der 5,8 Prozent der Anteile an Yahoo hält, hatte
aufgedeckt, dass Thompson - anders als bei der US-Börsenaufsicht SEC angegeben -
keinen Bachelor-Abschluss in Computerwissenschaften hat.
Großaktionär Loeb ist "erfreut" über sein neues Amt
Mit Übergangschef Levinsohn bekommt Loeb auch seinen Wunschkandidaten
an der Spitze des Unternehmens. Loeb selbst und zwei weitere Kandidaten seines
Hedgefonds werden zudem in den Verwaltungsrat von Yahoo aufrücken. Fünf der dortigen Mitglieder, die noch
in diesem Jahr ihre Posten abgeben sollten, werden diese mit sofortiger Wirkung
verlassen. In einer Erklärung von Yahoo sagte
Loeb, er sei "erfreut" über sein neues Amt und werde mit den anderen
Verwaltungsräten gemeinschaftlich zusammenarbeiten. Third Point hatte auch
erfolgreich das Ausscheiden von Yahoo-Mitgründer
Jerry Yang aus dem Verwaltungsrat vorangetrieben und die Kündigung von Batz
begrüßt, weil sie den Umsatz nicht hatte steigern können.
Ihr Nachfolger Thompson kündigte kurz nach seinem Antritt im Januar
eine Umstrukturierung des Unternehmens und 2.000 Kündigungen an. Doch die
Vorwürfe um seinen geschönten Lebenslauf, die vor rund zehn Tagen aufgekommen
waren, brachen ihm schließlich das Genick. Auch seine Entschuldigung an die
Mitarbeiter half dabei nichts. "Ich übernehme dafür die volle Verantwortung",
teilte er in der vergangenen Woche in einem Schreiben an seine Belegschaft
mit.
Nicht nur Yahoo verbreitete die
falschen Informationen über Thompsons akademischen Titel. Auch in Dokumenten
seines früheren Arbeitgebers PayPal wurden sie genannt. (dapd)