Köln. Vor 80 Jahren schlossen sich vier Autohersteller zum ersten großen deutschen Autokonzern zusammen - der Auto Union. Heute ist der Konzern unter dem Namen “Audi“ bekannt. Firmengründer August Horch spielte dabei eine wichtige Rolle.
Der erste große deutsche Autokonzern trat am 29. Juni 1932 offiziell an. Der unfreiwillige Zusammenschluss fasste vier vormals unabhängigen Autoherstellern zusammen. Die Vereinigung war aus der allgemeinen wirtschaftlichen Not geboren, in der keines der vier Unternehmen eine Chance zum Überleben gehabt hätte.
Alle vier Marken waren nicht nur unter dem zusammenbrechenden Markt in Schwierigkeiten geraten, sondern vor allem wegen viel zu dünner Kapitaldecken. Audi, das am 25. April 2010 seinen 100. Geburtstag gefeiert hatte, war auf den Tag einhundert Jahre zuvor als 'Audi Automobilwerke GmbH' durch August Horch ins Handelsregister von Zwickau eingetragen worden. Der Maschinenbauingenieur aus dem Oberfränkischen war zu diesem Zeitpunkt in der Welt des Automobils bereits kein Unbekannter mehr. Seine 1899 im Kölner Stadtteil Ehrenfeld gegründete 'Horch und Cie' hatte bereits 1900 das erste Auto auf die Straße gebracht.
"Vorsprung durch Technik"
Das rund 80 Jahre später von Audi postulierte Firmenmotto 'Vorsprung durch Technik' hätte schon der Unternehmensgründer für sich in Anspruch nehmen können. 1903 baute er eines der ersten Autos Deutschlands mit Vierzylindermotor, drei Jahre später folgte der erste Sechszylinder. Zu diesem Zeitpunkt hatte Horch das schnell wachsende Unternehmen nach Zwickau verlegt. Finanzielle Probleme und Streit mit den Aufsichtsräten trieben Horch 1909 zum Ausstieg aus seinem eigenen Unternehmen. Da er damit auch seine Namensrechte verloren hatte, übersetzte er seinen Namen ins Lateinische. Nach dem Verb 'audire' (hören) heißt 'horch!' als Imperativ Singular übersetzt: 'Audi'.
Mit dem neuen Unternehmen unter seinem latinisierten Namen scherte August Horch aus dem Stand in die Erfolgsspur ein. Die Nachfrage nach den innovativen und im Motorsport sehr erfolgreichen Audi übertraf bald die Fertigungskapazitäten. Schon 1915 wandelte Horch die GmbH in eine AG mit 1,5 Millionen Mark Stammkapital um. Von der wirtschaftlichen Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg in deren Strudel gerissen, in dem von den über 300 unabhängigen deutschen Autoherstellern letztendlich nur ein Dutzend überlebte, konnte sich auch Audi nicht frei schwimmen, sodass der Hersteller 1928 vor der Liquidation stand.
Rettung durch DKW
Den Rettungsring warf DKW. Der Autobauer war Anfang der 1920er Jahre aus dem bunt gewirkten Firmengewebe hervorgegangen, das Jorgen Skafte Rasmussen 1904 in Chemnitz gegründet hatte. In den Kriegsjahren 1916/17 erwarb der Däne die Rechte an einem Zweitaktmotor mit 18 Kubikzentimeter Hubraum und 0,25 PS Leistung. Rasmussen vermarktete den Kleinstmotor erfolgreich als techniklastiges Lernspielzeug und moderne Alternative zur klassischen Dampfmaschine für den aduleszierenden Sohn aus gutem Hause. Unter dem Markenname 'Des Knaben Wunsch'. Aus 'Des Knaben Wunsch' wurde DKW und aus dem Spielzeug auch ein erfolgreicher Zweitakthilfsmotor für Fahrräder, der Rasmussen den Einstieg in den Fahrzeugbau ermöglichte.
Das Akronym DKW ließ sich werbewirksam auch mit 'Das Kleine Wunder' übersetzen und unter dem Motto 'fährt bergauf, wie andere runter!' vermarkten. Der 1927 bei DKW begonnene Autobau verfing sich wegen der technischen Fokussierung auf die Markenidentität-stiftende Zweitakter jedoch schnell in Schwierigkeiten. Die Erste Hilfe für Audi belastete die finanziellen Möglichkeiten von DKW zusätzlich. Sodass schließlich die sächsische Staatsbank, der 25 Prozent von DKW gehörte, mit entsprechendem Druck die Vereinigung von DKW, Audi und der ebenfalls von der durch Liquidation bedrohten 'August Horch Automobilwerke' betrieben.
Da auch die Autosparte der Wanderer-Gruppe aus Chemnitz von der Pleite bedroht war, schnürten die sächsischen Banker gleich das ganze Quartett zur Auto Union. Der Zweite Weltkrieg beendete die Aktivität der Auto Union als Autokonzern. Als Autohersteller überlebte nur DKW. Nachdem Volkswagen zwischen 1964 und 1966 DKW von Mercedes übernommen hatte, überlegten die Strategen, unter welchem unverbrauchten Markenname die Neuerwerbung an den Start gehen sollt. Da bot sich aus dem Fundus der erworbenen Rechte Audi an. Und das bekannte Symbol der Auto Union mit den vier Ringen. (mid)