Berlin. Nachrichtendienst-Vielfalt: WhatsApp ist nicht der einzige Messenger auf dem Markt. Interessante Alternativen sind für viele Smartphone-Nutzer vor allem Apps mit Verschlüsselung. Das schützt die Nachrichten vor neugierigen Blicken von Firmen und Behörden. Ein Vergleich verschiedener Anbieter.
Viele WhatsApp-Nutzer haben seit der Übernahme des Unternehmens durch Facebook Angst um ihre Daten. Alternativen zu dem beliebten Messenger gibt es genug, einige Apps stürmen gerade die Download-Charts im App Store und bei Google Play. Guten Datenschutz bieten aber längst nicht alle, warnt die Stiftung Warentest. Sie hat mit Threema, Line, Blackberrys BBM und Telegram vier WhatsApp-Alternativen getestet - als "unkritisch" wurde dabei nur Threema bewertet.
"Threema bietet eine echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung", sagt Warentester Martin Gobbin. "Das bedeutet, dass selbst der Anbieter nicht mitlesen kann." Die Schlüssel dafür können Nutzer bei einem Treffen über QR-Codes austauschen. Auch bei Telegram werden die Daten von einem Handy bis zum anderen verschlüsselt übertragen - hier muss der Nutzer den sogenannten Secret Chat aber erst aktivieren. Keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es bei Line, BBM überträgt zumindest einen Teil der Daten ungeschützt.
Abseits der Warentest-Kandidaten gibt es noch weitere Messenger, die Nachrichten komplett verschlüsseln. Eine umfassende, englischsprachige Analyse hat der Programmierer Joshua Lund veröffentlicht. Positiv bewertet er unter anderem das nur für Android verfügbare TextSecure und Surespot, bei dem sich deutsche Nutzer aber mit einer fehlerhaften Übersetzung herumschlagen müssen.
Auch bei den Geschäftsbedingungen glänzen nicht alle Anbieter
Neben dem Datenschutz hat die Stiftung Warentest auch einen Blick auf die Geschäftsbedingungen (AGB) der Dienste geworfen. Auch hier glänzen nicht alle Messenger: Telegram gibt den Angaben nach zum Beispiel kein Impressum oder eine Kontaktadresse für Datenschutzanfragen an, Blackberry erlaubt sich beim BBM sehr umfangreichen Zugriff auf Nutzerdaten.
Viele Messenger, darunter auch Threema, sind außerdem nicht quelloffen. Theoretisch ist es daher möglich, dass die Apps verschlüsselt mehr übertragen, als sie behaupten - überprüfen lässt sich das wegen des geschlossenen Quellcodes nicht. Auch mögliche Fehler in der Verschlüsselung werden dadurch vielleicht nicht so schnell entdeckt. "Da ist ein bisschen Vertrauen gefragt", sagt Warentester Gobbin. Bei Threema hält er einen Vertrauensvorschuss wegen der restlichen positiven Testergebnisse aber für gerechtfertigt.
Die meisten Messenger sind kostenlos, Threema kostet Geld
Threema kostet je nach Betriebssystem 1,60 bis 1,80 Euro, die meisten anderen Messenger sind kostenlos erhältlich. Sinnvoll nutzen lassen sich die Alternativen natürlich nur, wenn der Anwender auch seine Kontakte zum Wechsel bewegt. Die Gelegenheit dazu ist günstig, sagt Gobbin: "Wegen der Diskussion um Facebook und WhatsApp ist die Bereitschaft gerade relativ groß."
Außerdem müsse der Umstieg nicht von jetzt auf gleich passieren, schließlich lassen sich mehrere Messenger auch problemlos parallel verwenden. "Für den Nutzer ist das vielleicht etwas nervig, weil er umschalten und überlegen muss, wo welche Kontakte sind", sagt Gobbin. "Technisch spricht da aber nichts gegen." (dpa)