Berlin. Nachdem die Krankenkassen nur noch die Hälfte der Behandlungskosten für Reproduktionsmedizin tragen, ist die Zahl der Kinder aus künstlichen Befruchtungen deutlich gesunken. Nun soll der Staat ungewollt kinderlosen Paaren finanziell beispringen.

Ungewollt kinderlose Paare sollen künftig für die künstliche Befruchtung staatliche Hilfe bekommen. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) will damit erreichen, "dass Kinderwünsche nicht am fehlenden Geld scheitern", wie eine Ministeriumssprecherin am Montag mitteilte. Demnach sollen Bund und Länder künftig zu gleichen Teilen die Hälfte der Kosten übernehmen, die bislang die Paare selbst tragen müssen.  "Ich will, dass das Programm im April 2012 beginnt", sagte Schröder. Im Haushalt ihres Ministeriums seien dafür bereits zehn Millionen Euro eingestellt. Die Ministeriumssprecherin sagte in Berlin: "Das ist ein faires Angebot, das die Ministerin jetzt mit den Fraktionen bespricht." Einen Gesetzentwurf dazu soll es demnach nicht geben. Geplant sei eine neue Förderrichtlinie, die aber noch nicht vorliege. Auch ist das Vorhaben in der Koalition offensichtlich umstritten. Vor allem konservative Kreise können sich nicht mit der künstlichen Empfängnis anfreunden.

Betroffene Paare sollen nur noch ein Viertel der Behandlung zahlen

Bisher werden künstliche Befruchtungen zur Hälfte von den Krankenkassen bezahlt. Nach den Plänen Schröders sollen sich Bund und Länder künftig ein Viertel der Gesamtkosten teilen. Die betroffenen Paare müssten dann noch ein Viertel der Kosten selbst aufbringen. Die finanzielle Belastung für Bund und Länder bezifferte das Familienministerium mit insgesamt rund 20 Millionen Euro. Hintergrund des Vorstoßes ist ein Rückgang der Zahl der Kinder aus künstlichen Befruchtungen um etwa 9000 pro Jahr, seit die Kosten dafür nicht mehr vollständig von den Krankenkassen übernommen werden. Das Ministerium berief sich dabei auf Angaben der Kassen.

6000 bis 10.000 Euro an Kosten

Der von Schröder genannte Haushaltsposten für den geplanten Zuschuss des Bundes ist allerdings laut "FAZ" noch gesperrt, weil über die Finanzierung in der Koalition noch gestritten wird. Vor allem die familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, die stellvertretende Generalsekretärin der CSU Dorothee Bär, lehne die Pläne in der vorliegenden Form ab.

Seit 2004 werden die Kosten für eine künstliche Befruchtung nicht mehr vollständig, sondern nur noch zu Hälfte und für die ersten drei Versuche von den Kassen übernommen. Die andere Hälfte und die Kosten für einen vierten, in aller Regel letzten Versuch, müssen die Paare selbst zahlen. Ihr Anteil bei drei Behandlungen liegt damit laut Familienministerium bei bis zu 6000 Euro, bei vier Versuchen bei bis zu 10.000 Euro. (afp)