Berlin. Anlässlich des Weltblutspendetages verweist das DRK auf die drohende Knappheit an Blutkonserven. Gerade jüngere Menschen hätten oft zu große Angst vor der Spende. Um ihnen die Angst zu nehmen, wird an Schulen vermehrt Aufklärungsarbeit geleistet.

Ein Unfall auf der Autobahn, der Verletzte verliert viel Blut. Der Notarzt ist schnell zur Stelle und bringt das Unfallopfer ins Krankenhaus. Die OP ist vorbereitet. Doch die Ärzte zucken mit den Achseln: "Die benötigte Blutgruppe ist gerade nicht vorrätig."

Was wie ein Albtraum klingt, könnte schon bald Realität werden. Anlässlich des Weltblutspendertages am 14. Juni kritisiert das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die mangelnde Bereitschaft der Deutschen zur Blutspende und warnt davor, dass es schon in wenigen Jahren zu Engpässen in der Versorgung kranker oder verunglückter Menschen mit Blutkonserven kommen könne. 3,9 Millionen Menschen geben nach Angaben des DRK jährlich eine Blutspende ab.

"Damit decken wir gerade so den Bedarf an Blutkonserven", sagt der Sprecher der DRK-Blutspendedienste, Friedrich-Ernst Düppe, im Interview der Nachrichtenagentur dapd. Doch die Versorgung mit Spenderblut könne sich schon in wenigen Jahren verschlechtern, sagt Düppe mit Hinweis auf eine immer älter werdende Gesellschaft. Mit zunehmendem Alter mehrten sich die Krankheiten, für deren Behandlung eine Blutkonserve benötigt werde. Das durchschnittliche Alter der Blutspender beim DRK liegt derzeit bei 44 Jahren. Um es zu senken, besucht der Verband Düppe regelmäßig Berufsschulen und Gymnasien und betreibt Aufklärungsarbeit.

Viele junge Menschen scheuten sich aus Unwissenheit und oftmals auch aus Angst vor der Spritze oder vor Infektionen, zur Blutspende zu gehen. Die Sorge sei unbegründet, sagt Düppe. "Wir verwenden bei jedem Spender neues Material." Ein weiteres Dilemma sei, dass viele Stammspender altersbedingt ausschieden, aber nicht genügend junge Leute nachkämen. "Oft entscheiden sich Frauen oder Männer erst im Rentenalter, wenn sie mehr Zeit haben, Blut zu spenden", sagt Düppe.

"Blut spenden sollte selbstverständlich sein"

Spenden darf jeder gesunde Mensch ab 18 Jahren. Die Altersgrenze für regelmäßige Spender liegt beim DRK derzeit bei 71 Jahren und wurde in den vergangenen Jahren immer wieder angehoben. Düppe sieht das Problem dadurch aber nicht gelöst: "Viele ältere Menschen schlucken regelmäßig Tabletten und scheiden damit als Blutspender aus." Um die Spenderzahlen zu steigern, hat das DRK in den vergangenen Jahren damit begonnen, Menschen aus Einwandererfamilien wie etwa Muslime zur Blutspende zu bewegen. "Die Menschen leben hier in Deutschland, können hier krank werden und benötigen dann hier Blutkonserven", sagt Düppe.

Nach dem Wunsch des DRK-Sprechers soll es für Menschen aller Kulturkreise "selbstverständlich sein, regelmäßig Blut zu spenden". Deswegen will das DRK am Weltblutspendertag auf die Wichtigkeit von Blutspenden aufmerksam machen. Ohne Blutkonserven laufe in der modernen Medizin fast nichts mehr, sagt Düppe. Erhebliche Mengen würden für Krebstherapien sowie für die Behandlung von Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Erkrankungen benötigt. Auch die Notfallmedizin habe in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht und brauche immer mehr Blutkonserven.

DRK lehnt Geld für Spender ab

Düppe zufolge muss kontinuierlich für Nachschub gesorgt werden, weil aus Blutspenden hergestellte Blutpräparate nur begrenzt lagerfähig sind. Jeder solle sich dabei vor Augen halten, dass er durch einen Verkehrsunfall oder eine schwere Erkrankung selbst in die Situation kommen könne, auf das Blut anderer angewiesen zu sein. Universitätskliniken und private Blutspendedienste zahlten bis zu 25 Euro für Blutspenden - das DRK lehne dies weiterhin ab, sagte Düppe. Denn eine Blutspende müsse laut gesetzlicher Vorgabe freiwillig und unentgeltlich sein.

Auch ohne eine Bezahlung hätten Spender einen großen Nutzen: Immerhin würde jede Blutspende auf Auffälligkeiten hin getestet, die auf Infektionskrankheiten, Geschlechtskrankheiten oder auf eine HIV-Infizierung hinweisen können, sagte der DRK-Sprecher. Für das Blutspenden spreche auch rationaler Egoismus: Jeder Spender bekomme einen Ausweis, in dem seine Blutgruppe vermerkt sei. Der könne das eigene Leben retten, wenn im Notfall nicht genügend Zeit bleibe, um die Blutgruppe zu bestimmen. (dapd)