Pirna. Der Nationalpark Sächsische Schweiz lockt Wanderer in luftige Höhen. Die Hochplateaus und Schluchten sind Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen. Nicht alle Wege sind einfach.
Steil ragen die Sandsteinwände am Fuße des 90 Meter hohen Bloßstocks empor. Skeptisch tasten die Augen den Weg der Eisenklammern ab, die den benachbarten Felsen hinaufführen. Ein Schild warnt ungeübte Bergsteiger.
Sicher ist die Häntzschelstiege nicht der einfachste Weg auf die sogenannten Affensteine in der Sächsischen Schweiz - aber einer der spannendsten. Es erfordert etwas Geschick, auf die ersten Stufen des Klettersteigs zu gelangen. Schnell gewöhnt man sich aber an den Rhythmus des Tastens von Stufe zu Stufe. Bald macht es richtig Spaß, sich mit den Beinen Meter um Meter hinaufzudrücken, am Felsen entlang zu balancieren und schließlich einer Kluft nach oben zu folgen.
Traumhafte Aussichten
Dort angekommen, belohnt ein Rastplatz mit einem tollen Panorama den ins Schwitzen gekommenen Wanderer. Der Blick von der Felskuppe schweift von der Brosinnadel auf der einen bis zum Kuhstall-Felsentor auf der anderen Seite. Dazwischen ragen kleinere Felsen aus dem dichten Mischwald des Tals, über dem wohltuende Ruhe liegt.
Doch das war nur die erste Hälfte des Weges. Jetzt geht es in den oberen Teil des Klettersteigs. Metallleitern und Klammern führen einen Kamin hinauf, man quert in luftiger Höhe und gelangt schließlich auf das obere Plateau der Affensteine. Nach dem viertelstündigen Aufstieg öffnet sich nun ein beeindruckendes Panorama.
In 160 Metern Höhe über dem Einstieg des Klettersteigs befindet man sich in einer eigenen Vegetationszone, dem Fels-Riff-Kiefernwald. Die Bäume trotzen den Winden durch ein breites Wurzelwerk und Drehwuchs. Am Boden breiten sich Heidekraut, Blaubeeren und Becherflechten aus. Für Menschen schwer zugänglich, konnte die Naturlandschaft hier oben ihren wildwüchsigen Charakter bewahren.
Von der Höhe in die Höhle
Immer wieder gelangt man über einen Bergpfad zu Aussichtsplätzen, die den Blick in den Heringsgrund freigeben. Nach einem kurzen Abstieg gelangt man am Frienstein über ein ausgesetztes Felsband zu einer beeindruckenden Klufthöhle, der Idagrotte. Der Rückweg führt über den Carolafelsen mit Aussicht auf die Gipfel des Domwächters und der Rohnspitze. Einige Fotografen haben sich eingefunden, um die Felslandschaft im Sonnenuntergang festzuhalten. Ohne Stirnlampe ist man aber gut beraten, rechtzeitig den Rückweg anzutreten. Der führt durch die mit Gesteinsquadern übersäte Wilde Hölle und wird im unteren Teil zu einem Klettersteig.
Am Folgetag startet die Tour in Rathen. In den Schluchten rund um den Amselsee ist es kühler und feuchter als am Vortag in luftiger Höhe. Man läuft durch einen Bergmischwald aus Buchen, Fichten und Eschen mit vielen Moos-, Algen- und Farnarten.
Stockwerkartig angeordnete Biotope
"Die starke Zergliederung in Tafelberge, Ebenen und tiefe Schluchten auf kleinstem Raum ist eine Besonderheit, die den landschaftlichen Reiz unseres Nationalparks ausmacht", sagt Sprecher Hanspeter Mayr. So entwickelten sich innerhalb des Nationalparks Sächsische Schweiz die unterschiedlichsten, stockwerkartig angeordneten Biotope.
In den Schwedenlöchern zum Beispiel führt ein wildromantischer Wanderweg durch ein Labyrinth von abgebrochenen Steinblöcken und engen Felsspalten. Hier herrscht ein regelrechtes Kellerklima. Viele der 23 Farn-, 250 Flechten- und 400 Moosarten des Nationalparks gedeihen hier.
Gämse, Mufflons und Wanderfalken
Im Nationalpark konnten auch seltene Tierarten wie Gämse, Mufflons und Wanderfalken wieder angesiedelt werden. Eulen, Spechte, Schwarzstörche und Eisvögel, Rotwild, Steinmarder, Fischotter und Siebenschläfer fühlen sich in den unterschiedlichen Lebensräumen wohl. Sie leben in einem Gebiet, durch das 400 Kilometer Wanderwege führen. Pro Jahr kommen drei Millionen Tagesgäste in den Park - wobei etwa die Hälfte nur die barrierefreie Bastei aufsucht. Schade. (dpa)