Heidelberg. Eine blöde Bewegung mit dem Unterschenkel, ein unglücklicher Zusammenstoß mit einem anderen Sportler oder einfach nur Verschleiß: Ein Meniskusriss kann viele Ursachen haben und der Anfang weitere Beschwerden sein. Behandelt werden sollte das Knieproblem daher möglichst schnell und professionell.
Meniskusverletzungen gehören zu den häufigsten Knieproblemen. Manchmal reicht schon eine falsche Bewegung aus - und der Meniskus reißt. "Bei jüngeren Menschen treten Meniskusverletzungen meist unfallbedingt, zum Beispiel durch Sport- oder Verkehrsunfälle, auf", erklärt Rainer Siebold, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Heidelberg. Eine solche Verletzung führe meist unmittelbar zu Schmerzen im Kniegelenk.
Im menschlichen Kniegelenk finden sich jeweils zwei Menisken - der Innen- und der Außenmeniskus. Die halbmondförmigen Knorpel zwischen Ober- und Unterschenkel sind wichtige Strukturen in dem Gelenk. Sie dienen als Stoßdämpfer sowie Druckverteiler und passen die unterschiedlichen Strukturen des Ober- und Unterschenkels aneinander an. Dadurch schützen sie das Gelenk vor Verschleiß.
Verschleiß auch schon im mittleren Alter möglich
Meniskusverletzungen können allerdings auch durch Verschleiß entstehen. "Viele Patienten verspüren Schmerzen beim Treppenheruntergehen, wenn sie in die Hocke gehen oder sich aus der tiefen Hocke aufrichten, meist an der Innenseite des Knies", sagt Thomas Pauly, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Rheumachirurgie am St. Elisabeth-Hospital in Meerbusch (Nordrhein-Westfalen).
Durch Verschleiß verändert sich der Meniskus häufig schon im mittleren Alter, zum Beispiel mit 40 Jahren, manchmal auch früher. "Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von der individuellen Beschaffenheit des Gewebes ab", erläutert Pauly. Auch Übergewicht oder mangelnde Bewegung fördern den Verschleiß, ebenso Berufe bei denen auf den Knien oder in der Hocke gearbeitet wird.
Eingerissener Meniskus ist Beginn der Arthrose
Nicht nur wegen der Schmerzen müssen Meniskusverletzungen unbedingt behandelt werden. "Ein eingerissener Meniskus ist immer der Beginn einer Arthrose, der fortschreitenden Zerstörung des Gelenks", betont Pauly. Ist eine Verletzung die Ursache, kommt zumeist eine Operation in Betracht. Entweder kann der Riss genäht werden oder beschädigte Teile des Meniskus werden entfernt.
Nötig sind nur kleine punktförmige Schnitte. Die Meniskusnaht ermöglicht einen vollständigen Erhalt des Meniskus' - die Erfolgsaussichten sind langfristig am größten. Ob ein Riss genäht werden kann, hängt allerdings von Ort und Art der Verletzung, Alter und körperlicher Fitness der Patienten und weiteren Faktoren ab.
Drei bis sechs Wochen nach der OP sind Gehhilfen Pflicht
Werden Teile des Meniskus in kleinerem Umfang entfernt, kann der Patient das Knie oft schon kurz nach der Operation wieder voll belasten. Eine Meniskusnaht dagegen muss länger heilen und erfordert etwas mehr Geduld. In den ersten drei bis sechs Wochen sind Gehhilfen Pflicht, um das Kniegelenk zu entlasten.
Hat der Gelenkknorpel schon viel Schaden genommen, weil eine Meniskusverletzung nicht behandelt worden ist, kann es auch sein, dass eine Operation nichts mehr bringt. "Man würde dann mit Medikamenten und Physiotherapie versuchen, die Schmerzen in den Griff zu bekommen und einen künstlichen Gelenkersatz möglichst lange hinauszuzögern", sagt Pauly.
Physiotherapie manchmal zusätzlich nötig
Auch um nach einer Operation wieder fit zu werden, ist mitunter zusätzlich Physiotherapie erforderlich. Sie werde in der Regel dann verordnet, wenn der Heilungsprozess von allein nicht optimal verläuft, erklärt Sascha Knappe, niedergelassener Physiotherapeut und Reha-Trainer beim Fußball-Regional-Ligisten VfB Lübeck.
Wichtig sei auch, die von Ärzten und Therapeuten festgelegten Zeiten für Schonung und Entlastung konsequent einzuhalten. Häufig hätten Patienten aber den Anspruch, genauso schnell wieder fit zu sein, wie sie es von Leistungssportlern kennen. "Allein die körperlichen Voraussetzungen hinsichtlich Lymphabfluss, Durchblutung und gelenkstabilisierender Muskulatur beim Leistungssportler sind aber ganz andere", betont der Sporttherapeut. (dpa)