Berlin.. Auch wenn ihm im Laufe der Zeit der Toyota Corolla den Rang abgelaufen hat, der VW Käfer schaffte es vor genau 40 Jahren das meistverkaufte Auto der Welt zu werden. Neben dieser ehemaligen Goldmedaille hat der Käfer natürlich bis heute einen absoluten Kultstatus. Ein Rückblick auf seine Geschichte.
Abheben konnte der VW Käfer trotz seines beflügelnden Namens nur im Film. Dennoch flogen die Menschen auf den niedlichen Zweitürer, weshalb nicht nur das Auto "lief und lief und lief", wie der legendäre Werbespruch suggerierte, sondern auch die Produktionsbänder. Und so avancierte der VW am 17. Februar 1972 mit dem 15.007.034. Modell zum meist verkauften Auto der Welt.
Auch wenn der Käfer seit 1978 in Deutschland und seit 2003 überhaupt nicht mehr gebaut wird, hält der Höhenflug an. Heute ist er nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie der mit Abstand häufigste Oldtimer auf deutschen Straßen. Laut Volkswagen sind hierzulande noch 40.500 Käfer zugelassen (beides Stand Juli 2011).
Zudem sollen sich weitere 20.000 Käfer ohne Zulassung auf deutschem Boden befinden - in Garagen, alten Scheunen und Hinterhöfen, wo sie auf ihre Restaurierung warten oder als Ersatzteillager dienen. Zu diesen Exemplaren gehört der Käfer von Hobby-Schrauber Gerhard Müller. Als er seinen Käfer Baujahr 1971 vor rund 14 Jahren per Tauschgeschäft erstand, war das Auto nur "ein Haufen Schrott", erinnert sich der Schwabe.
Restaurierung geht ins Geld
Bis zum 18. Geburtstag seiner damals einjährigen Tochter sollte er fahrtüchtig sein. Dazu verpflichtete sich Müller schriftlich, indem er dem Nachwuchs ein Shirt mit der Aufschrift "Ich bin klein, mein Herz ist rein, mit 18 fahr ich Käferlein" kaufte. Heute ist Natalie fast 15 Jahre alt, das Shirt hängt an der Garderobe. Dort erinnert es Müller ständig daran, dass der Käfer immer noch nicht fährt und derzeit als Lagerplatz für Hasenfutter dient. An der Verfügbarkeit von Ersatzteilen kann das jedoch nicht liegen.
Wer sich online auf die Suche macht, verliert rasch den Überblick. "Die am häufigsten nachgefragten Produkte sind Verbrauchsteile wie Bremsen, Auspuff und Gummiteile" erklärt Sven Decker von der Beetle Factory aus Wuppertal. "Wenn Sie wollen, können Sie sich mit unserem Angebot aber auch einen kompletten Käfer basteln." Allerdings würde das etwa 20.000 bis 40.000 Euro kosten, schätzt Decker. Allein ein schlüsselfertiger Austauschmotor kostet im Onlineshop zwischen 2.650 und 5.950 Euro, je nach Hubraum. Aber es muss ja nicht immer ein kompletter Käfer sein. Manchmal tut es schon eine Blumenvase fürs Armaturenbrett.
Ersatzteilhandel boomt
Die ist im Programm von Volkswagen Classic Parts zwar kein Topseller, doch Nachfrage ist da. Und das, obwohl der Original-Käfer ab Werk niemals eine Vase hatte. Sie wurde lediglich als Zubehör verkauft, wie Marketingleiter Jörn Schwieger erklärt. Heute stammen viele Original-Ersatzteile aus Brasilien oder Mexiko, wo sich noch Zulieferer mit alten Produktionsmaschinen finden.
Manches wird jedoch auch in Deutschland hergestellt: So fertigt "Classic Parts" beispielsweise den Keilriemen in Deutschland. Die Scheinwerfer stammen vom Zulieferer Hella, "so wie damals auch", erklärt Schwieger. So oder so, das Geschäft mit den Ersatzteilen boomt. Wenn sie den Verkauf nicht über das Internet regeln würden, würden sie "in Anfragen ertrinken", meint Schwieger.
Der Käfer hat sich in seiner langen Modellgeschichte als zeitloser Erfolgstyp erwiesen. Dazu trugen nicht zuletzt Spielfilme bei, in denen er die Hauptrolle spielte, etwa "Ein toller Käfer" (1968), in dem "Herbie" Rennen fuhr. Oder die "Dudu"-Reihe, in der er sogar fliegen konnte. Dennoch arbeitet die Zeit gegen ihn. Das zeigen abgenutzte Sitzbezüge und durchgerostete Kotflügel, der für heutige Zeiten hohe Benzinverbrauch ebenso wie etliche Innenstädte, die mit ihren Umweltzonen viele Käfer aus ihren Herzen verbannen. (dapd)