Berlin.. Wer seinen neuen Wagen online bestellt, bekommt ihn oft deutlich günstiger als beim Händler. Das billigste Angebot muss aber nicht das beste sein.
Der Einkauf im Netz gehört für die meisten Deutschen längst zum Alltag. Der Autokäufer indes ziert sich noch, zumindest bei der Anschaffung eines Neuwagens. Bislang werden nur rund sieben Prozent aller Neuwagenkäufe über eine Online-Plattform abgewickelt. Die Gründe für die Zurückhaltung liegen auf der Hand: Der Traumwagen will vor dem Kauf, anders als die Kaffeemaschine, genau in Augenschein genommen und beim Händler Probe gefahren werden. Einfach per Post zurückschicken kann man einen VW Golf auch nicht. Und viele Käufer legen Wert auf ein persönliches Beratungsgespräch, eine angeschlossene Werkstatt oder die Inzahlungnahme des alten Wagens. Oder ganz einfach auf das Gespräch und die Kulanz des Händlers, falls mal etwas schiefläuft.
Über 20 Prozent Rabatt auf den Listenpreis
Wer darauf verzichten kann und in erster Linie nach dem besten Preis sucht, sollte sich auch mal im Internet umschauen. Der ADAC hat vor zwei Jahren schon zwölf Internetportale für Neuwagen unter die Lupe genommen. Der Testsieger Autohaus24.de schnitt mit einem „sehr gut“ ab, acht weitere Portale bekamen ein „gut“, drei waren weniger empfehlenswert. Im Schnitt erzielten die Tester einen Rabatt von 16 Prozent auf den Listenpreis. Beim Vertragshändler war auch nach hartem Verhandeln nur ein Nachlass von elf Prozent drin.
Eine aktuelle Untersuchung des unabhängigen Verbraucherportals „Finanztip“ vom März dieses Jahres hat sehr ähnliche Nachlässe ermittelt. Für einen VW Golf gab es in der Spitze bis zu 23 Prozent Rabatt, ein Opel Mokka ging für 22,3 Prozent unter dem Listenpreis an den Käufer und ein Ford Focus war 24,3 Prozent günstiger zu haben. Sieger von neun untersuchten Vermittlungs-Plattformen war Apl.de.
Carneoo.de und Meinauto.de lieferten fast genauso günstige Preise. Sie boten im Schnitt mehr als 16 Prozent Rabatt auf den Listenpreis bei zehn abgefragten Modellen. Besonders günstig waren Neuwagen asiatischer Hersteller und Auslaufmodelle. In Einzelfällen waren Rabatte von bis zu 40 Prozent auf den Listenpreis möglich. „Wie viel genau Sie sparen können, hängt jedoch von der Automarke ab, dem Modell, der Ausstattung und davon, was Sie beim Autohändler rausschlagen konnten“, haben die Experten von Finanztip ermittelt.
Seriöse Portale arbeiten nur als Vermittler
Verbraucherschützer sehen keine grundsätzlichen Probleme beim Neuwagenkauf im Netz. Jedoch sollte man sich an ein seriöses Portal wenden (siehe Kasten). Deren Geschäftsprinzip geht so: Die Portale arbeiten nur als Vermittler. Der Vertrag über den Autokauf wird dann mit dem Händler abgeschlossen, der den besten Preis anbietet. Die Portale arbeiten mit Händlern in ganz Deutschland zusammen und suchen jeweils das günstigste Angebot für das konfigurierte Wunschmodell. So kommen die günstigen Preise zustande. Manche Händler müssen bei den Herstellern etwa bestimmte Stückzahlen ordern, um Rabatte zu erzielen. Die Online-Portale heizen den Wettbewerb kräftig an. Für die Kunden kostet das nichts. Die Portale bekommen eine Vermittlungsprovision von den Händlern.
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Ein weiterer Vorteil für die Kunden: Die Portale haben alle gängigen Marken und Modelle im Angebot, sind also herstellerunabhängig. Nur mit Ford, Mercedes und Smart ist es schwierig. Sie waren oft gar nicht oder nicht billiger zu haben. Sogar eine Finanzierung und telefonische Beratung ist möglich. Letztere ist nach einer Untersuchung des Instituts für Service-Qualität meist ganz ordentlich. Bequem sind außerdem die Fahrzeug-Konfiguratoren. Damit kann man ein wenig herumspielen und testen wie sich Ledersitze, spezielle Lackierungen oder andere Extras auf den Endpreis auswirken. Wichtig: Der Kunde kauft beim Händler, Garantie und andere Käuferrechte sind genauso gesichert wie beim Kauf in jedem anderen Autohaus. Sogar das 14-tägige Widerrufsrecht für Fernabsatzgeschäfte greift. Zumindest theoretisch. Wer zwei Wochen mit einem Auto durch die Gegend fährt und es dann zurückgeben will, wird für die Abnutzung zahlen müssen.
Tankgutscheine und zusätzliche Prämien
Unterm Strich spricht aus Sicht der Experten nichts dagegen, einen neuen Wagen im Netz zu ordern. Die Rabatte sind enorm, Tankgutscheine oder andere zusätzliche Prämien etwa für Schwerbehinderte oder Fahranfänger machen den Online-Abschluss bisweilen noch attraktiver. Der größte Nachteil bei einer Bestellung im Internet aber lässt sich nicht wegdiskutieren: Besichtigung und Probefahrt sind in der virtuellen Welt nicht möglich. Das geht nur beim Händler. Natürlich kann man sich auch beim nächsten Autohaus beraten lassen, eine Probefahrt machen und dann online ordern. Die feine Art ist das freilich nicht.
Vorschlag zum Kompromiss: Man lässt sich sowohl vom Händler vor Ort als auch von einem Vermittlungsportal ein Angebot machen. Ist die Online-Offerte deutlich günstiger, spricht man das beim lokalen Händler offen an und verhandelt noch mal. Vielleicht geht ja noch was. Am Ende entscheidet man sich für das beste Angebot. Das beste muss ja nicht immer das billigste sein. Und wegen ein paar Euro weniger will man vielleicht auch nicht unbedingt online ordern.
Berücksichtigen sollte man in jedem Fall, dass der Händler vielleicht nicht bis auf den letzten Cent das Online-Angebot erreichen kann. Dafür aber in der Nähe ist, wenn mit dem Auto mal was nicht stimmt.