Berlin. Hochseilgarten, Riesenrutsche oder Sterneküche: Viele Urlauber gehen längst nicht mehr nur wegen der Reiseziele an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Das Schiff selbst wird oft schon zum Ziel der Reise. Die Reedereien reagieren, indem sie das Angebot an Bord zu ungeahnter Größe ausbauen.
Mittelmeer, Nordkap, Karibik? Egal - Hauptsache, das Schiff ist gut. Dieses Motto gilt heute bei vielen Kreuzfahrten: Ging es früher darum, etwas von der Welt zu sehen, steht das Schiff inzwischen immer stärker im Mittelpunkt der Reise. Viele Reedereien haben in den vergangenen Jahren deshalb das Bordangebot massiv ausgebaut. Hochseilgärten und Wasserparks auf See sollen den Gästen das Gefühl geben: Eigentlich brauchen sie das Schiff gar nicht mehr zu verlassen.
Früher war das Ziel einer Kreuzfahrt vor allem, viele Ausflugsziele zu besuchen. In den vergangenen Jahren hat sich der Fokus aber verschoben: "Das Schiff mit seinem Bordangebot ist immer mehr zum einzigartigen Erlebnis geworden", sagt Richard J. Vogel. Der Chef von Tui Cruises und Vorsitzende des Schiff-Ausschusses im Deutschen Reiseverband (DRV), hat auf der Reisemesse ITB in Berlin die Ergebnisse der aktuellen Kreuzfahrtanalyse vorgestellt.
Aqua Park auf dem Kreuzfahrtschiff
Danach haben rund 1,54 Millionen Deutsche 2012 eine Hochseekreuzfahrt gemacht - 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ist laut DRV nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Schiffe immer mehr zur Eventlocation werden.
"In der Kreuzfahrt war die Hardware schon immer mehr als nur reines Mittel zum Zweck, um übers Wasser von A nach B zu kommen", sagt ein Rolf Nieländer, der in Deutschland für Carnival Cruise Lines und Princess Cruises spricht. In den 1990er Jahren habe diese Entwicklung noch einmal Fahrt aufgenommen. Mit dem Wachstum der Schiffe sei auch das Angebot an Bord immer weiter ausgebaut worden. "Die Schiffe sind heute kleine Städte auf dem Wasser - nur mit einer um Längen besseren Infrastruktur." Die Gewichte zwischen Reisemittel und Reiseziel hätten sich immer mehr in Richtung Schiff verschoben. "Das Schiff ist der Star." Einige Highlights im Überblick:
Wasserspaß: Ganze Aqua Parks mit Rutschen setzen die Reedereien mittlerweile auf ihre Schiffe. Auf der "Norwegian Epic" gibt es seit 2010 mit der Epic Plunge die laut Reederei einzige Rutsche auf See, die aus einer Röhre in einen großen offenen Strudel mündet. Auf der "Norwegian Breakaway", die im Mai getauft wird, erwartet Kreuzfahrer ein Aqua Park mit fünf über mehrere Decks führende Wasserrutschen. Dabei gibt es gleich zwei Free-Fall-Rutschen - erstmals auf See. MSC Kreuzfahrten verspricht auf seinem neuen Schiff "Preziosa" die längste Wasserrutsche der Welt auf See.
Sternekochs auf den Luxusdampfern
Hochseilgarten: Carnival Cruise Lines bietet seinen Gästen mit dem SkyCourse einen Hochseilgarten auf dem Meer. Er ist rund 70 Meter lang und umfasst 20 Elemente, bei denen Kreuzfahrer ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen können.
Kulinarik: Auf der MS "Europa" hat Dieter Müller als erster Sternekoch seit September 2010 ein Gourmetrestaurant. Doch das "Restaurant Dieter Müller" trägt nicht nur Müllers Namen, der Küchenchef ist an 70 Tagen an Bord. Daneben gibt es bei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten verschiedene Gourmet-Events. Im September 2014 steigt auf der "Europa" zum Beispiel die Hamburger Gourmetnacht, bei der Spitzenköche auf dem Lido Deck eine Gourmet-Meile aufbauen. Auf der neuen "Europa 2" sind unter anderem Gewürzworkshops, Olivenöl-Verkostungen oder Kochkurse geplant.
Sport und Wellness auf dem Ozean
Sport: Wer die angefutterten Pfunde gleich wieder loswerden möchte, muss damit nicht bis zu Hause warten. Natürlich verfügt fast jedes Schiff über Sportangebote. Princess Cruises spricht auf seinem neuen Schiff "Royal Princess" zum Beispiel gleich von einem schwimmenden Fitnessstudio und dem größten Sportangebot, das je an Bord eines Kreuzfahrtschiffs präsentiert wurde. Dazu zählt unter anderem eine Joggingstrecke mit Outdoor-Geräten. Dank zweier Bahnen sollen sich Sprinter und Walker nicht ins Gehege kommen. Auf der "Norwegian Epic" gibt es Kampftraining, Boxfreunde powern sich im Freestyle Fight Club aus, in einem speziellen Spinning-Raum strampeln die Sportler ausschließlich bei Schwarzlicht.
Wellness: Thai-Öl-Massagen, hawaiianisches Lomi Lomi Nui oder karibische Kosmetikanwendungen: Rund 2600 Quadratmeter groß ist der Wellness- und Sportbereich auf den neuesten Aida-Schiffen. Neben Massagen und Kosmetikanwendungen gehören Saunabereiche mittlerweile fast zum Standardprogramm an Bord der Ozeanriesen. (dpa)